Forschungsschwerpunkte des Arbeitsbereichs Empirische Bildungsforschung
Die Arbeitsgruppe untersucht, wie Bildungsprozesse durch gesellschaftliche Vielfalt geprägt sind und wie Bildung zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen kann. Im Fokus stehen Migrationserfahrungen, Rassismus und Whiteness sowie intersektionale Diskriminierungen im Bildungssystem. Die Forschenden analysieren z.B., welche Hürden marginalisierte Gruppen (etwa Schüler*innen mit Fluchthintergrund oder BIPoC-Studierende) erleben und entwickeln rassismuskritische sowie diversitätssensible Perspektiven für inklusivere Bildungsangebote.
Ausgewählte Publikationen:
- Çağlar, Canê/Akue-Dovi, Afia (2025): Universitäten als rassismuskritische Lernorte. Perspektiven von Bi_PoC-Studierenden auf Wissenstragende. Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 1/2025, S. 65–77. DOI: 10.23716/zhg-2025-1-6
https://budrich-journals.de/index.php/zdfm/article/view/45885 - Chadderton, Charlotte/Wischmann, Anke (2025). ‘Racialised political discourse as public pedagogy in the UK and Germany: The sanctioning of racial violence and reproduction of European whiteness’. Equity in Education & Society, 0(0). https://doi.org/10.1177/27526461251371318
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/27526461251371318?download=true - Chadderton, Charlotte/Wischmann, Anke (2023). Education policy and refugees in England and Germany: racist nativism and the reproduction of white supremacy. Race Ethnicity and Education, 28(3), 457–477. https://doi.org/10.1080/13613324.2023.2255830
- Klenk, Florian C./Mallwitz, Mario/Jansen, Marvin (2024): Queere Un/Sichtbarkeiten im Feld der Schule. Einblicke in aktuelle Studien zu den Erfahrungen und Herausforderungen schwuler Schüler und Lehrer, Erziehungswissenschaft, 68 (1-2024), S. 81-90.
https://budrich-journals.de/index.php/ew/article/view/44389 - Wischmann, Anke (2023). Learning to Adapt? Leave and Arrival as Major Psycho-Social Challenges for Newly Arrived Adolescent Immigrants in Germany. Youth, 3(3), 809–822. MDPI. http://dx.doi.org/10.3390/youth3030052
Relationale Bildungsforschung betrachtet Bildung als Prozesse, die stets in Beziehung zu gesellschaftlichen Kontexten und Ungleichheitsverhältnissen stehen. In diesem Ansatz gilt Bildung nicht als rein individuelles Geschehen, sondern als relationaler Prozess, in dem persönliche Entwicklung und soziale Strukturen einander bedingen und ausbalanciert werden müssen. Theoretisch verknüpft dieser Schwerpunkt bildungstheoretische Ansätze mit kritischen Perspektiven (z.B. rassismuskritische, heteronormativitätskritische, intersektionale Ansätze). Methodisch arbeitet er vor allem qualitativ-rekonstruktiv, etwa mittels biografischer Analysen. Aktuelle Forschungsprojekte untersuchen beispielsweise, wie Bildungsbiografien durch soziale Ungleichheit geprägt werden und wie Bildungsprozesse als Balanceakt zwischen Veränderung und Stabilisierung verlaufen. Damit leistet der Schwerpunkt einen wichtigen Beitrag zu einem vertieften Verständnis von Bildung im Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft.
Ausgewählte Publikationen:
- Spieker, Susanne/Wischmann, Anke (2022): Depicting Colonial Contexts in Worlds of Bildung. In: History of Education Researcher, Volume 109 (1), p. 12-26.
- Meier-Sternberg, Michael/Wischmann, Anke (2025): Bedürfnisse und Materialität von Bildung in der Krise. In: Schwendowius, Dorothee/Engel, Juliane/ Epp, André/Franz, Anja/Kondratjuk, Maria/Wischmann, Anke (2025) (Hrsg.): Ungewisse Zukünfte – Bildung und Biographie im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche. Opladen: Barbara Budrich.
https://elibrary.utb.de/doi/book/10.3224/9783847432630 - Jansen, Marvin (2025): Zwischen Stabilisierung und Transformation: Männlichkeitskonstruktionen schwuler Heranwachsender im Kontext Schule. In: Klenk, Florian C./Fütty, Tamás/Bergold- Caldwell, Denise/Akbaba, Yalız (Hrsg.): Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung 21/2025. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich; S. 159-171.
https://budrich-journals.de/index.php/fgfe/article/view/45804 - Jansen, Marvin (2025): Paarbeziehungen schwuler Männer im 21. Jahrhundert. Eine rekonstruktive Studie zu partnerschaftlichen Herausforderungen, Bewältigungsstrategien und Bildungsprozessen. Barbara Budrich.
- Wischmann, Anke/Jansen, Marvin (2024): Bildung als Balanceakt zwischen Transformation und Stabilisierung. In: Lipkina, Julia/Epp, André/Fuchs, Thorsten (Hrsg.): Bildung jenseits von Krisen? Anfragen und Perspektiven der qualitativen Bildungs- und Biographieforschung. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich, S. 265-281. https://elibrary.utb.de/doi/book/10.3224/9783847418788
- Wischmann, Anke (2021): Bildung als relationaler Prozess. In: Koller, Hans-Christoph/Sanders, Olaf (Hrsg.): Rainer Kokemohrs „Der Bildungsprozess“ und sechs Antwortversuche. Bielfeld: transkript.
https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5853-8/rainer-kokemohrs-der-bildungsprozess-und-sechs-antwortversuche/
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Bildungswegen im Lebensverlauf, besonders während der Jugend. Die Forscher*innen analysieren Bildungsprozesse in formellen und informellen Kontexten – zum Beispiel Lernen in der Schule, in Freizeit und Familie – und wie diese durch biografische Erfahrungen beeinflusst werden. Untersucht wird etwa, wie soziale Ungleichheiten oder Krisen* (wie Flucht oder die Corona-Pandemie) Bildungsübergänge und Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher prägen und welche Lernchancen in biografischen Brüchen liegen. Diese Perspektive verbindet qualitative Bildungsforschung mit biografieanalytischen Methoden, um Bildungsprozesse ganzheitlich zu verstehen.
Ausgewählte Publikationen:
- Meier-Sternberg, Michael; Wischmann, Anke; Elle, Moritz (i. E.): Bildung durch fiktive Ermächtigung Zur Verschiebung sozialer Figurationen im schulischen Pen-and-Paper-Rollenspiel. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.
- Perlinger, Julia; Wischmann, Anke (angenommen): Identity Formation in Minority Education in the Danish-German Border Region. European Education Research Journal (EERJ).
- Wischmann, Anke (2017): Dimensionen des Lernens und der Bildung. Konturen einer kritischen Lern- und Bildungsforschung entlang einer Reflexion des Informellen. Weinheim: Beltz Juventa.
- Hof, Christiane/Carstensen, Nina (2015): Das Konzept des informellen Lernens auf dem Prüfstand. In: Niedermair, G. (Hrsg.), Informelles Lernen, Linz: Trauner, S. 125–140.
- Wischmann, Anke (2010): Adoleszenz-Bildung-Anerkennung. Adoleszente Bildungsprozesse im Kontext sozialer Benachteiligung. VS-Verlag: Wiesbaden.
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-531-92609-4
Ein vierter Schwerpunkt richtet sich auf die Professionalisierung von Lehrkräften und die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht. Die Arbeitsgruppe erforscht, wie angehende und praktizierende Lehrpersonen professionelle Kompetenzen aufbauen – etwa durch Praxisphasen, Mentoring und Kooperation – und wie solche Maßnahmen die Schulqualität beeinflussen. Dabei werden zum Beispiel Einstellungen von Mentor*innenund Lehramtsstudierenden zum Theorie-Praxis-Verhältnis im Vorbereitungsdienst analysiert und Veränderungen im Lauf des Praxissemesters nachgezeichnet. Ebenso wird untersucht, wie Lehrkräftezusammenarbeit zur Unterrichts- und Schulentwicklung beiträgt und welchen Wandel sie in Schulkulturen anstoßen kann.
Ausgewählte Publikationen:
- Wischmann, Anke (2025): Zur Instituetik der deutschen Schule: was sie kann und was sie (nicht) soll. In: Pädagogische Korrespondenz 38 (1), S. 57-70.
https://budrich-journals.de/index.php/pk/article/view/46129 - Vehse, Paul/Wischmann, Anke (2024): Wie weiß ist die deutsche Schule? Ansatzpunkte für Critical Whiteness in der erziehungswissenschaftlichen Rassismusforschung. Erscheint in: Demmer, Christine/Engel, Juliane/Fuchs, Thorsten/Wischmann, Anke (Hrsg.): Zwischen Transformation und Tradierung. Qualitative Forschung zum Wandel pädagogischer Institutionen. Barbara Budrich.
https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/87591/9783847418511.pdf?sequence=1&isAllowed=y - Spies, Anke/Wischmann, Anke (2023): Der 'historische Prototyp' einer Bildungslandschaft. Kohärenz als (primar)pädagogische Herausforderung in der kommunalen Bildungssteuerung. In: Brüggemann, Christian/Hermstein, Björn/Nikolai, Rita (Hrsg.): Bildungskommunen. Bedeutung und Wandel kommunaler Politik und Verwaltung im Bildungswesen. 1. Auflage. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 33-52.
- Bach, Andreas/Fischer, Thomas/Rheinländer, Kathrin (2018): Einstellungen von Mentorinnen und Mentoren zur Theorie- und Praxisorientierung des Lehramtsstudiums und deren Effekte auf die Betreuung im Praxissemester. In: Reintjes, C. et al. (Hrsg.): Mentoring und Coaching als Beitrag zur Professionalisierung angehender Lehrpersonen, Münster: Waxmann
- Fischer, Thomas/Bach, Andreas/Rheinländer, Kathrin (2018): Veränderung von Einstellungen zur Theorie- und Praxisorientierung des Lehramtsstudiums im Praxissemester. In: Rothland, M./Schaper, N. (Hrsg.): Forschung zum Praxissemester in der Lehrerbildung. Landau: Empirische Pädagogik, S. 155–170.
https://www.pedocs.de/volltexte/2020/19032/pdf/Rheinlaender_Scholl_2020_Verlaengerte_Praxisphasen_in_der_Lehrer_innenbildung.pdf - Komoss, Regine/Sørensen, Nina (2019): Wandel durch Lehrerkooperation? – Welchen Beitrag leisten Lehrerkooperationen für die Schul- und Unterrichtsentwicklung? In: Bikner-Ahsbahs, A./Peters, M. (Hrsg.): Unterrichtsentwicklung macht Schule. Wiesbaden: Springer VS.
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-20487-7_4 - Komoss, Regine/Sørensen, Nina (2017): Die Perspektiven verbinden – Handlungskoordination zwischen Lehrerprofessionalisierung, Schulentwicklung und Unterrichtsgestaltung. In: Doff, S./Komoss, R. (Hrsg.): Making change happen. Wandel im Fachunterricht analysieren und gestalten. Wiesbaden: Springer VS.