Forschung
Unsere Forschungsarbeit ist in fünf Forschungsschwerpunkte unterteilt, welche nachfolgend kurz erläutert werden. Die Forschungsschwerpunkte Internationale Energietransformation, Europäische/Deutsche Energietransformation und Energiesystemmodellierung werden von Prof. Dr. Pao-Yu Oei koordiniert, wobei er von Catharina Rieve unterstützt wird. Der Forschungsschwerpunkt Energiesuffizienz wird von Prof. Dr. Frauke Wiese geleitet. Der Forschungsschwerpunkt sektorenübergreifende Stromnetzmodellierung wird von Prof. Dr. Olav Hohmeyer geleitet.
Video: Das Projekt "Ausstieg aus den fossilen Energieträgern" in 90 Sekunden
Video: Der Forschungsschwerpunkt "Energiesuffizienz" (EnSu) in 90 Sekunden
Forschungsschwerpunkt Internationale Energietransformation
Der Forschungsschwerpunkt Internationale Energietransformation beschäftigt sich mit einer sozial gerechten, ökologisch sinnvollen, ökonomisch vertretbaren und zeitnah umsetzbaren Transformation bestehender Energiesysteme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem globalen Kohleausstieg, sowie auf dem Umstieg auf 100% erneuerbare Energiesysteme, in Ländern außerhalb der Europäischen Union (hierzu siehe Forschungsschwerpunkt Europa/Deutschland). Wir arbeiten inter- und transdisziplinär und erarbeiten konkrete Alternativen für betroffenen Schlüsselregionen.
Ziel unserer Arbeit ist neben der wissenschaftlichen Forschung, unser Wissen in die nicht-akademische Welt zu transferieren, um die breite Bevölkerung über der Relevanz des zeitnahen Kohleausstiegs und der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien zu informieren. Unser Fokus liegt hauptsächlich in der Analyse von Ländern des globalen Südens, wie zum Beispiel Kolumbien, Südafrika oder Länder der MENA Region, beziehungsweise der Übertragbarkeit von Erfahrungen aus dem globalen Norden auf Länder des globalen Südens oder zwischen Ländern des globalen Südens.
Wir sind vernetzt mit anderen Wissenschaftler*innen aus vielen verschiedenen Ländern der Welt. Diese internationale Zusammenarbeit ermöglicht es uns, lokale Perspektiven einzunehmen und lokal akzeptierte Alternativen zu den etablierten Systemen zu erarbeiten. Wir forschen zu den globalen Kohle(markt)dynamiken, ohne regionale und lokale Kontexte aus den Augen zu verlieren. Unsere Handlungsempfehlungen bestehen aus neuen Instrumenten und politischen und sozialen Strategien, um den Übergang in eine nachhaltige Zukunft zu beschleunigen, sodass die lokale Bevölkerung von einer besseren Zukunft profitiert.
Der Forschungsschwerpunkt Internationale Energietransformation wird von Paola Yanguas-Parra, Felipe Corral-Montoya, Marina Blohm, Franziska Dettner, Imane Boukhatem und Andrea Furnaro-Lobos bearbeitet. Die Koordination erfolgt dabei durch Paola Yanguas-Parra.
Forschungsschwerpunkt Europäische/Deutsche Energietransformation
Der Forschungsschwerpunkt Europäische/Deutsche Energietransformation befasst sich mit der Frage, wie die deutsche und europäische Produktion und der Verbrauch von Kohle und Erdgas durch eine angemessene Energie- und Klimapolitik reduziert werden können, um die Folgen der Klimakrise abzumildern. Verschiedene Projekte konzentrieren sich auf politikrelevante Forschung zu sozial gerechten und ehrgeizigeren Ausstiegsmöglichkeiten für Kohle und Erdgas, wobei Macht und Einfluss von verschiedenen Akteur*innen, Genderaspekte sowie politische Zusammenhänge untersucht werden. Die aktuellen Forschungsprojekte untersuchen unter anderem Terminals für Flüssigerdgas in Deutschland, die im Widerspruch zu klimapolitischen Zielen stehen, die Rolle von Gender bei EU-Kohleausstiegsprozessen sowie die Umsetzung sozioökonomischer Aspekte bei der Energiemodellierung.
Der Forschungsschwerpunkt Europäische/Deutsche Energietransformation wird von Paula Walk, Isabell Braunger, Nora Stognief, Alexandra Krumm und Marius Koepchen bearbeitet. Die Koordination erfolgt dabei durch Paula Walk.
Forschungsschwerpunkt Energiesystemmodellierung
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich mit Forschung im Bereich der Energiesystemmodellierung, mit deren Anwendung zentrale Fragestellungen im Bereich der Transformation des Energiesystems, der Sektorenkopplung, der Integration erneuerbarer Energien und der Energie- und Umweltpolitik beantwortet werden können. Hierfür nutzt das Forschungsteam primär das open-source "Global Energy System Model" (GENeSYS-MOD, git.tu-berlin.de/genesysmod/genesys-mod-public). GENeSYS-MOD wurde 2017 basierend auf dem Open-Source Energy Modeling System (OSeMOSYS) ins Leben gerufen und wird weiterhin kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen nutzen mehrere internationale Institutionen GENeSYS-MOD, um Einblicke in Langzeit-Pfadverläufe des Energiesystems zu gewinnen. Das Ziel der Analysen ist eine Verbindung von globalen und national-regionalen Analysen, um lokale Lösungen für Fragen der Energietransformation zu beantworten, während die globalen Effekte und Auswirkungen Berücksichtigung finden. Hierfür werden jenseits der globalen, makro-level Studien diverse Länder-Fallstudien durchgeführt, mit deren Hilfe relevante energiepolitische Fragestellungen der jeweiligen Regionen beantwortet werden können.
Der Forschungsschwerpunkt Energiesystemmodellierung wird von Dr. Konstantin Löffler, Dr. Karlo Hainsch, Jonathan Hanto und Philipp Herpich bearbeitet.
Forschungsschwerpunkt Energiesuffizienz
Der Forschungsschwerpunkt Energiesuffizienz nimmt das Maß halten in den Blick, die absolute Reduktion des Energieverbrauchs durch soziale Innovationen, durch den Ausstieg aus nicht-nachhaltigen Strukturen und durch verändertes Verhalten. Grundlage unserer Arbeit ist die These, dass ohne Suffizienz eine Einhaltung des Klimazieles zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad nicht möglich ist, auch wenn gleichzeitig planetare Grenzen eingehalten werden und Klimagerechtigkeit bedacht wird. Dabei verstehen wir Suffizienz als ein "Genug" in zwei Richtungen: Ein Genug in Bezug auf die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse, des sozialen Fundamentes, einerseits und andererseits ein Genug in Bezug auf Überfluss, der die Einhaltung planetarer Grenzen unmöglich macht.
Um Suffizienz-Potentiale zu entfalten, deren positive Effekte zur Wirkung zu bringen und deren potenzielle negative Effekte so gering wie möglich zu halten, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen, die es jedem einzelnen Menschen ermöglicht, ressourcenschonend bei gleichzeitig guter Lebensqualität zu leben. Es bedarf politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die die suffiziente, klimagerechte, ressourcenschonende, umweltfreundliche Option zur attraktiveren machen.
Vor diesem Hintergrund entwerfen wir Suffizienz-Szenarien und erforschen die Potenziale von Suffizienz in Bezug auf die Senkung der Energienachfrage und Emissionen sowie deren Potenziale in Bezug auf Klimagerechtigkeit, Ressourcenverbrauch und Lebensqualität. Hierbei betrachten wir Suffizienz auch im Zusammenspiel mit den Nachhaltigkeits-Optionen Konsistenz (Erneuerbare ersetzen Fossile) und Effizienz (Relative Reduktion des Verbrauches durch technische Optionen) in Klima- und Energieszenarien.
Ein wichtiger Teil unserer Forschungsarbeit ist die Beschreibung von Wirkungsketten von Suffizienzpolitik, um Effekte von verschiedensten Politikmaßnahmen auf kommunaler, föderaler, Bundes- und EU-Ebene bewertbar machen zu können.
In unserer Forschung nutzen wir quantitative und qualitative Methoden. Entsprechend der Interdisziplinarität des Themas arbeiten wir interdisziplinär, zusammen mit Politik- und Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern (u.a. mit dem Norbert Elias Center (NEC)). Um die Praxisrelevanz unserer Forschungsarbeit sicherzustellen, arbeiten wir transdisziplinär mit verschiedenen Praxispartnerinnen und Praxispartnern zusammen, denn der gesellschaftliche Nutzen und die Anwendbarkeit unserer Arbeit steht bei uns an vorderster Stelle.
Der Forschungsschwerpunkt Energiesuffizienz wird von Prof. Dr. Frauke Wiese, Luisa Cordroch, Bendix Vogel und Jonas Lage (NEC) bearbeitet. Die Koordination erfolgt dabei durch Prof. Dr. Frauke Wiese.
Forschungsschwerpunkt sektorenübergreifende Stromnetzmodellierung
Im Fokus der sektorenübergreifenden Stromnetzmodellierung steht die technisch-ökonomische Optimierung des hochaufgelösten Energiesystems in Deutschland unter Berücksichtigung verschiedener Flexibilitätsoptionen. Im Rahmen des abgeschlossenen Forschungsvorhabens open_eGo wurden gemeinsam mit Verbundpartnern offene Daten und Tools zu netzebenenübergreifenden Simulation und Optimierung des deutschen Stromsystems entwickelt. Im laufenden Projekt eGon werden die Datenmodelle und Tools um die Sektoren Gas, Wärme und Mobilität erweitert, um deren Einluss auf Netz- und Speicherausbau zu untersuchen. Dabei werden neue Flexibilitätsoptionen aller Sektoren wie Demand Side Management und verschiedene Speichertechnologien berücksichtigt.
Sämtliche Datenmodelle sind nach Open-Data Richtlinien auf der Open Energy Platform veröffentlicht, die in Kooperation mit der EUF entwickelt worden ist. Die Tools stehen unter Open-Source Lizenzen auf Github zur Verfügung und werden kollaborativ weiterentwickelt.
Der Forschungsschwerpunkt Stromnetzmodellierung mit den eGo-Modellen und -Tools wird in Kooperation mit der Hochschule Flensburg von Ulf Philipp Müller, Ilka Cußmann, Clara Büttner, Carlos Epia und Katharina Esterl bearbeitet.
Eingliederung ins Zentrum für nachhaltige Energiesysteme (ZNES)
Die Abteilung Energie- und Umweltmanagement ist Teil des Zentrums für nachhaltige Energiesysteme (ZNES). Das Zentrum für nachhaltige Energiesysteme hat sich die Erforschung, Entwicklung und Implementierung dauerhaft umwelt- und klimaverträglicher Energiesysteme und Energietechnologien zum Ziel gesetzt. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Zentrums reichen von den Details einzelner Technologien bis hin zur Entwicklung konsistenter Zielszenarien für 100% regenerative Energieversorgungssysteme oder der Erarbeitung von Strategien zur Sicherstellung einer vollständig klimaverträglichen lokalen oder regionalen Entwicklung.
Das Zentrum wird von verschiedenen Professor*innen der Europa-Universität und der Hochschule Flensburg gemeinsam getragen. Es versteht sich als interdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungszentrum, das die speziellen Forschungs- und Entwicklungserfahrungen der beteiligten Professor*innen und Wissenschaftler*innen vernetzt und bündelt, um Antworten auf die drängenden Fragen der notwendigen Weiterentwicklung unserer Energieversorgung besonders auch vor dem Hintergrund des vom Menschen verursachten Klimawandels zu geben.
Das Zentrum ist eng mit der Lehre im Master-Studiengang Energie- und Umweltmanagement, sowie im Bachelor-Studiengang Energiewissenschaften (HS) verzahnt und aktuelle Forschungsinhalte machen einen großen Teil der inhaltlichen Lehre aus.