Vortrag: Parallelbegriffe – Begriffsgeschichte und Bezugspunkte in der quantitativen Forschung
Der Vortrag geht der These nach, dass in der quantitativen Soziologie und Sozialforschung eine weitgehend entkoppelte Begriffsentwicklung zu beobachten ist. Während in frühen Studien zu (extrem) rechten Einstellungen – etwa Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches oder The Authoritarian Personality – qualitative Forschung, theoretische Reflexion und quantitative Methoden noch eng miteinander verflochten waren, operiert die zeitgenössische quantitative Forschung vielfach selbstreferenziell und ohne Rückbindung an theoretische oder qualitative Erkenntnisse. Anhand der historischen Entwicklung und Verwendung der Begriffe Rechtsextremismus, Autoritarismus und Populismus zeichnet der Vortrag unterschiedliche Pfade dieser begrifflichen Ablösung nach.
Diese Entwicklung ist aus zwei Gründen problematisch: Erstens prägt die öffentlichkeitswirksame quantitative Forschung maßgeblich das gesellschaftliche und politische Verständnis dieser Phänomene. Zweitens führt die entkoppelte Begriffsentwicklung zu einer verzerrten empirischen Erfassung und damit zu einer potenziellen Unterschätzung (extrem) rechter Einstellungen und Dynamiken.
Abschließend wird ein Vorschlag zur Diskussion gestellt, wie eine stärkere Integration unterschiedlicher Forschungstraditionen gelingen kann. Dabei werden auch die strukturellen Hürden thematisiert, die sich aus der Logik und Praxis quantitativer Forschung ergeben.