Umkämpfte Klimapolitik
Im Wahlkampf 2025 ist unverkennbar geworden: Die gesellschaftliche Stimmung hat sich verschoben. Klimapolitik, 2021 noch zentrales Thema, wird zunehmend an den Rand gedrängt – nicht nur ignoriert, sondern aktiv bekämpft. Migration, Lebenshaltungskosten, Verteidigung und Deindustrialisierungsängste dominieren die öffentliche Debatte. Wie ist dieser Wandel zu erklären? Und wie lässt sich darauf reagieren?
Eine verbreitete Erklärung lautet, dass Klimapolitik ein „Elitenprojekt“ sei. Abgehobene, für die „soziale Frage“ unsensible Politiker:innen und Expert:innen folgten einer dogmatischen „moralischen Ökologie“, aus der heraus sie den weniger Wohlhabenden übermäßige Lasten aufbürden wollten.
Unsere Forschung, die wir mit Kolleg:innen im Buch Der neue sozial-ökologische Klassenkonflikt vorgestellt haben, zeigt, dass diese Lesart zu kurz greift. Die Abwehr gegen klimaschutzbedingte Veränderungen wächst seit dem Ende der Merkel-Ära zwar auch bei den sozial am stärksten Benachteiligten – noch stärker aber bei denjenigen, die materiell am meisten zu verteidigen haben: in der wohlhabenden Mitte der Gesellschaft.