Über das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research

Das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research (NEC) an der Europa-Universität Flensburg forscht seit 2010 zu Ursachen, Dynamiken und Gestaltungsmöglichkeiten gesellschaftlicher Veränderung. Im Zentrum steht die Frage, wie angesichts sich verschärfender globaler Krisen eine sozial gerechte, ökologisch tragfähige und demokratische Transformation unserer Gesellschaften gelingen kann.

Theoriegeleitet, kritisch und praxisnah: Unsere sozial-ökologische Transformationsforschung basiert auf einem theoretisch fundierten, kritischen und gleichzeitig praxisorientierten Ansatz. 

Analyse historischer, gegenwärtiger und zukünftiger Dynamiken: Wir erforschen diachrone und synchrone Prozesse gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Transformation – von historischen Entwicklungen über gegenwärtige Krisendynamiken bis hin zu Zukunftsperspektiven.

Transformationsdesign als inter- und transdisziplinäre Aufgabe: Im Fokus steht das Transformationsdesign: die demokratisch und partizipative Gestaltung von Veränderungsprozessen. Diese Arbeit ist notwendigerweise inter- und transdisziplinär und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen und verschiedenen gesellschaftlichen Akteur:innen.

Weitere Informationen über das Forschungsteam und Kooperationen

Von multiplen Krisen zu systemischen Alternativen

Das gegenwärtige Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell gerät immer stärker unter Druck. Die sich überlagernden und kausal verschränkten ökologischen, sozialen und politischen Krisen – von der Klimakrise über soziale Ungleichheit bis hin zu demokratischen Erosionsprozessen – machen deutlich, dass es sich nicht um Einzelphänomene handelt, sondern um eine tiefgreifende Polykrise.

Die Ursachen für diese Krisenphänomene liegen in der strukturellen Nicht-Nachhaltigkeit eines kapitalistischen, wachstumsbasierten Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, das auf permanenter Steigerung, Externalisierung von Kosten und asymmetrischer Ressourcennutzung beruht. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Strategien, die auf ‘grünes Wachstum’ als Ausweg aus den multiplen Krisen setzen, nicht ausreichen, um die planetaren Belastungsgrenzen einzuhalten und soziale Gerechtigkeit global wie lokal zu sichern.

Am NEC entwickeln wir daher systemische Alternativen jenseits des Wachstumsparadigmas. Unser Fokus liegt auf Umweltgerechtigkeit, Suffizienz, demokratischer Teilhabe und den Konturen solidarischer Postwachstumsgesellschaften. Dabei fragen wir nicht nur, wie ein gutes Leben unter der Bedingung begrenzter Ressourcen aussehen kann, sondern auch, welche sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen es braucht, um dorthin zu gelangen.

Gegenwartsdiagnosen, historische Rekonstruktionen und transformative Zukunftsperspektiven

Unsere Forschung folgt einem Dreiklang aus kritischen Gegenwartsanalysen, historischen Rekonstruktionen und der Erforschung möglicher Zukunftspfade. Wir setzen uns erstens mit den multiplen Krisen kapitalistischer Gesellschaften auseinander, analysieren aktuelle Transformationsdynamiken in zentralen gesellschaftlichen Bereichen wie Wohnen, Mobilität oder Ernährung und untersuchen autoritäre Entwicklungen und gesellschaftliche Transformationskonflikte – etwa im Kontext von Rechtsruck, Faschisierungstendenzen oder ungleichen Machtverhältnissen in postfossilen Umbauprozessen.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der historischen Analyse gesellschaftlicher Naturverhältnisse, von Wirtschafts- und Wohlstandsmodellen sowie globaler ökonomischer Entwicklungspfade. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Wachstums- und Steigerungslogiken moderner Gesellschaften, dominanten ökonomischen Paradigmen und struktureller globaler Ungleichheit.

Schließlich untersuchen wir Theorien, Akteurskonstellationen und Strategien der sozial-ökologischen Transformation. Im Fokus stehen Zukunftsvorstellungen, wachstumsunabhängige Ökonomien, gesellschaftliche Konflikte, soziale Bewegungen und Akteur:innen des Wandels – ebenso wie konkrete Transformationsstrategien im politischen, zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Raum.

Transdisziplinäre Forschung, Wissenstransfer und gesellschaftliche Intervention

Die Forschung am NEC ist inter- und transdisziplinär: Wir arbeiten gemeinsam mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Kommunen, Unternehmen, Politik und Bildung. Im Sinne einer öffentlichen Soziologie verstehen wir es als unsere Verantwortung, wissenschaftliche Erkenntnisse in gesellschaftliche Aushandlungsprozesse einzubringen. Dabei entwickeln wir gemeinsam mit Praxispartner*innen relevantes Transformationswissen – und machen es in vielfältigen Formaten öffentlich zugänglich.

Ein besonderes Anliegen ist es uns, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und soziale wie ökologische Transformationspfade nicht nur zu analysieren, sondern kritisch mitzugestalten. Wir entwickeln transformative Narrative, bringen uns aktiv in gesellschaftliche Debatten ein, fördern demokratische Aushandlungsprozesse und begleiten Reallabore.

Das NEC ist national und international gut vernetzt. Wir pflegen enge Kooperationen mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und politischen Institutionen. Diese Verbindungen ermöglichen es uns, unsere Ergebnisse spezifischer Forschungsprojekte in wissenschaftliche und gesellschaftliche Debatten einzubringen. Die enge Zusammenarbeit mit Praxisakteur*innen ermöglicht zudem eine kontinuierliche Rückkopplung von Forschung und gesellschaftlicher Erfahrung.

In zahlreichen Drittmittelprojekten haben wir uns in den vergangenen Jahren mit Themen wie gerechter Energiewende, Energiesuffizienz, alternativen Unternehmensformen, suffizienzorientierter Stadtentwicklung, rechts-autoritärem Populismus, Transformationskonflikten und postfossilen Lebensstilen befasst. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Analyse diachroner und synchroner Transformationsdynamiken: Wir untersuchen historische Entwicklungen ebenso wie gegenwärtige Krisenphänomene und Zukunftsszenarien. So wollen wir gesellschaftlichen Wandel besser verstehen und gestaltbar machen.

Sozial-ökologische Transformationsforschung an der EUF und in der Lehre

Als NEC bringen wir uns in das profilgebende Forschungszentrum CREST (Center for Research on Sustainability and Transformation) ein, in dem wir mit Kolleg*innen der Europa-Universität Flensburg aus den Natur- und Technik-, Sozial- und Geisteswissenschaften kooperieren.

Neben der Forschung spielt die Lehre eine zentrale Rolle für unsere Arbeit. Das NEC verantwortet seit 2017 den interdisziplinären M.A.-Studiengang Transformationsstudien, der sich der kritischen Analyse und aktiven Gestaltung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse widmet. Darüber hinaus sind wir in verschiedenen Bachelor- und Masterprogrammen der Europa-Universität Flensburg engagiert, etwa in den Energie-, Europa-, Sozial- und Politikwissenschaften.

Unsere Lehrformate sind theoriegeleitet, forschungsnah, interaktiv und gesellschaftlich relevant. Studierende lernen, Krisenphänomene systemisch zu verstehen, alternative Denk- und Lebensweisen zu erforschen und eigene Beiträge zur sozial-ökologischen Transformation zu entwickeln.

Seit 2025 veröffentlichen wir ausgewählte Forschungsergebnisse und herausragende Abschlussarbeiten in der Transformation Working Paper Series – als Beitrag zu offener Wissenschaft und lebendiger Wissenschaftskommunikation.