Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Was tun, wenn junge Menschen nicht mehr zur Schule gehen
Die Nachfrage nach dem Fachtag „Schulabsentismus“ in Flensburg war riesig. Die 100 Plätze waren schnell ausgebucht, immer wieder kommen neue Anfragen bei den Veranstalter*innen rein. Mit der Tagung sollen unter anderem erste Erkenntnisse aus dem Projekt SANSCHO (Schulbesuch und Schulabbruch in Schleswig-Holstein) in die Praxis gebracht und Menschen vernetzt werden, die mit Kindern und Jugendlichen in diesem Themenbereich arbeiten. „Uns ist es sehr wichtig, dass wir das, was wir im Rahmen unserer Studie feststellen, auch schnell in die Praxis bringen. Schulabsentismus ist eine komplexe Herausforderung“, erklärt Prof. Dr. Marie-Christine Vierbuchen von der EUF, die gemeinsam mit Prof. Heinrich Ricking von der Universität Leipzig die Studie leitet: „In diesem Bereich arbeiten viele verschiedene Personen zusammen, um Schüler*innen zu unterstützen und Abwesenheit und Schulabbruch zu verhindern. Sie wollen wir zusammenbringen.“
Schulabsentismus gemeinsam begegnen
„Schulabsentismus ist eine Herausforderung, der wir nur gemeinsam begegnen können. Das Leitmotiv für alle lautet: ‚Jede Schülerin und jeder Schüler zählt in jeder Stunde.‘ Die Schulaufsicht begleitet Schulen im Umgang mit komplexen Absentismusfällen und unterstützt dabei, passgenaue Lösungen zu entwickeln. Der Fachtag zeigt eindrucksvoll, wie wichtig der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die schulische Praxis ist – gerade dann, wenn viele Stellen zum Wohle der Schülerinnen und Schüler zusammenarbeiten.“, betont Alexander Kraft, Leiter der im Bildungsministerium für Schulaufsicht und Schulgestaltung zuständigen Abteilung 3.
Datenlage verbessern, um Jugendliche und Kinder zu unterstützen
Schulabsentismus, also das Fernbleiben von Schule und Unterricht, kann viele Gründe haben. Wenn junge Menschen zum Beispiel für Angehörige sorgen oder Angst vor Lehrkräften oder Mobbing in der Schule haben. Die Forschung in Deutschland in diesen Themenbereichen hat noch viele Aufgaben. „Wir brauchen eine bessere Datenlage darüber, warum junge Menschen dem Unterricht fernbleiben oder in letzter Konsequenz auch die Schule abbrechen. Nur so kann überlegt werden, wie diese abgebrochenen Bildungsbiografien verhindert und die Schüler*innen unterstützt werden können“, erläutert Prof. Dr. Vierbuchen. Von den Untersuchungen profierten letztendlich aber alle Schüler*innen, wenn es nämlich darum geht, zu analysieren, was Schule zu einem Ort macht, an dem alle Kinder und Jugendlichen und letztendlich auch Lehrkräfte sich wohlfühlen, entwickeln und lernen können.
Die gemeinsam an der Europa-Universität und der Universität Leipzig durchgeführte Studie untersucht das komplexe Themengebiet zu Schulbesuch und Schulabbruch in fünf Modulen: Zunächst wurden Akten zu Schulbesuchsproblemen und Schulabbrüchen in SH und deutschlandweit untersucht. Dann schauen die Forschenden konkret in die Schulen. Mit Fragebögen wurden 5.500 Schüler*innen und über 500 Lehrkräfte befragt. Ergänzt wird dies durch Interviews mit allen an Schule tätigen Personen, Schüler*innen und Eltern sowie Einzelfallanalysen. Dabei liegt der Fokus auf den Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld. Am Ende werden dann erfolgreiche Maßnahmen für gelingenden Schulbesuch in Kooperation mit ausgewählten Schulen umgesetzt.
Große Nachfrage nach fachlichem Input
An der großen Nachfrage zum Fachtag „Schulabsentismus“ zeigt sich, wie aktuell das Thema in Schleswig-Holsteins Schulen ist. „Eine vernetzende Arbeit ist uns sehr wichtig, um zu zeigen, dass Betroffene mit den Herausforderungen nicht alleine sind. Wir wollen diejenigen zusammenbringen, die in diesem Handlungsfeld arbeiten“, erklärt Prof. Dr. Marie-Christine Vierbuchen. Neben Wissenschaftler*innen der Europa-Universität Flensburg, der Universität Leipzig und weiterer Hochschulen sind daher auch die Schulbeauftragten des Kreises Rendsburg-Eckernförde als Referent*innen dabei.
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