Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Levinas und das Reale: Politik, Gemeinschaft, Religion
Souveränität und Gastfreundschaft, Würde und die Grenzen des Verzeihens, Verletzlichkeit und der Andere - die Themen der Konferenz "Levinas und das Reale: Politik, Gemeinschaft, Religion" sind interdisziplinär in der Gegenwart verankert und von großer Aktualität. In sieben Sektionen gegliedert, beschäftigt sich die internationale und interdisziplinäre Konferenz vom 4. bis zum 6. Juli mit der Bedeutung des litauisch-französischen Philosophen Emmanuel Levinas für die Gegenwart.
Ein Werk mit politischem Anliegen
"Die Philosophie von Levinas hat in der Phänomenologie, der Dialogphilosophie und der Dekonstruktion einen neuen ethischen Diskurs eingeleitet. Die politische Dimension dieser Philosophie wurde jedoch häufig als vernachlässigbar oder sogar als inexistent wahrgenommen. Darüber hinaus kann die extreme und utopische Ethik von Levinas den Eindruck erwecken, dass sie mit dem Alltagsleben unvereinbar ist. Obwohl die Levinas-Forschung über sozial-politische Fragen in seinem Denken geschrieben hat, haben die meisten von ihnen sie bis vor kurzem als marginal in seiner Philosophie verstanden", erklärt der Philosoph Dr. Pascal Delhom von der Europa-Universität Flensburg, der die Konferenz gemeinsam mit Prof. Dr. Annabel Herzog von der Universität Haifa organisiert.
"Unsere Konferenz 'Levinas und das Reale' wird eine andere Interpretation von Levinas' Denken vorschlagen und argumentieren, dass sein gesamtes Werk von politischen Anliegen durchdrungen ist. Wir betonen, dass Levinas' Verständnis von Verantwortung, Frieden, Barmherzigkeit und Gastfreundschaft als Antwort auf das grundlegende Problem der Gewalt zu verstehen ist, das er durch eine Reflexion über den Begriff der Gerechtigkeit angeht und das sein Verständnis von Freiheit, Rationalität, Sprache und Institutionen beeinflusst. In diesem Sinne befasst sich die Philosophie von Levinas mit konkreten Problemen des menschlichen Lebens".
Talmud-Lesungen spielen eine wichtige Rolle
Jüngste Veröffentlichungen haben das Verständnis für die politische Dimension der Philosophie von Levinas erneuert, und ihre Autoren werden an der Konferenz teilnehmen, wie zum Beispiel Michael Morgan und Annabel Herzog. Letztere lädt zu einer Neuinterpretation von Levinas' politischem Denken ein, die sich an der Lektüre seiner talmudischen Kommentare orientiert. Diese Lektüre wird auch in der Konferenz eine wichtige Rolle spielen: "In unserer Konferenz werden wir versuchen, die unterschiedlichen Ansichten über die beiden Textkorpi von Levinas in Einklang zu bringen", erklärt Delhom.
Internationaler und interdiszipinärer Austausch
Die eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Disziplinen: Philosophie, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft, Ideengeschichte, Literatur. Sie haben in einer Vielzahl von Sprachen veröffentlicht, die nicht immer ins Englische übersetzt wurden. Die deutsche und israelische Rezeption von Levinas beispielsweise wird außerhalb ihrer Sprachräume kaum wahrgenommen. Die Organisatoren der Konferenz, die aus Flensburg und Haifa kommen, wollen einen offenen Austausch fördern, der unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven einbezieht.