Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Aufbrechen
Alte Strukturen aufbrechen, einen Gegensatz aufbrechen, zu neuen Gesellschaftsformen aufbrechen - das Wort "aufbrechen" hat viele Bedeutungen. Auch Knospen brechen auf, um zu Blüten zu werden.
Aufbrechen als Thema des Studiengangs
Drei Tage lang haben Studierende der Europa-Universität Flensburg in der Flensburger Innenstadt Vorträge zu sozial-ökologischen Transformationen entlang der Bedeutungsebenen von "aufbrechen" gehalten. Sie studieren den Master-Studiengang "Transformationsstudien".
Dessen Leiter, Prof. Dr. Matthias Schmelzer, wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass sich die vier Bedeutungen von "aufbrechen" gut auf die Themen des Studiengangs beziehen ließen. Schließlich gehe es darum, "alte, nicht nachhaltige Strukturen der imperialen Lebensweise aufzubrechen, dass nachhaltige Alternativen, die als Nowtopias bereits im Hier und Jetzt verwirklicht werden, wie Blüten reifen und aufbrechen, dass Widersprüche zwischen verschiedenen Ansätzen – wie grünem Wachstum oder Postwachstum - bearbeitet werden und aufbrechen, aber vor allem, dass wir uns gemeinsam engagieren und – an vielfältigen Orten – aufbrechen, um eine nachhaltigere, gerechtere und herrschaftsärmere Welt zu bauen."
Solidarische Städte, Degrowth und Start-Up, indigenes Wissen in der Ökologie
In Vorträgen beispielsweise über solidarische Städte, Degrowth als neues Start-Up-Paradigma, die Bedeutung indigenen Wissen für eine neue Ökologie, Sandaufspülungen vor Sylt oder die Überwindung des Mensch-Tier-Dualismus in der Literatur interpretierten die 21 Masterstudierenden von Dienstag bis Donnerstag das Thema "aufbrechen" und beschäftigten sich mit rechtlichen Transformationen und alternativen Wirtschaftsmodellen sowie Fragen von Macht & Herrschaft vor dem Hintergrund sozial-ökologischer Krisen wie der Klimakrise.
Der Inhalt bestimmt das Prüfungsformat
Das Besondere dabei: Ihre Vorträge, die in der Dänischen Bibliothek oder im Ex-Sultanmarkt kostenlos und offen für die Universitäts- und Stadtöffentlichkeit zu hören waren, waren gleichzeitig eine Prüfungsleistung. Denn jeweils im Herbstsemester müssen die Studierenden im dritten Semester in einem ungewöhnlichen Prüfungsformat innerhalb von vier Monaten die Konferenz "zukunftsgestalten" mit Vorträgen, Catering und Rahmenprogramm planen, organisieren und durchführen. Dr. Maike Böcker, Koordinatorin des Studiengangs, betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass dieses Prüfungsformat nicht zufällig gewählt wurde: "Es ist der Gegenstand, mit dem sich die Studierenden in ihrem Masterstudium befassen. Inhalt und Format gehen in dieser Prüfung zusammen. Gegenwärtige sozial-ökologische Krisen fordern zum Aufbruch, und eine Transformation kann nicht allein erfolgen, sie verlangt gemeinsame Aushandlung. Es gilt, unterschiedliche Ressourcen und Kompetenzen einzubringen. Es müssen Konflikte ausgehalten und Kontroversen ausgetragen werden. Es geht darum, Visionen und Wege zu entwickeln und zu gehen."
Ein solidarischer und wertschätzender Umgang
Bei der Organisation der Konferenz haben die Studierenden Visionen entwickelt und umgesetzt. "In unserer Arbeitsweise bei der Konferenzorganisation haben wir einen solidarischen und wertschätzenden Umgang miteinander geübt. Für unsere Entscheidungen haben wir außerdem das Konsens-Verfahren angewendet. Insgesamt sind wir so gut durch die vier Monate gekommen und haben uns immer gegenseitig unterstützt. Das sehen wir auch als Grund dafür, dass wir allen Interessierten ein vielfältiges Konferenzprogramm anbieten konnten", erklärte Transformationsstudierende Lara Schimpf.