Literatur ist immersiv – sie lädt Leser*innen ein in eine fremde Welt einzutauchen. Schriftsteller*innen erschaffen mit ihren Worten nicht nur Figuren, sondern formen auch Landschaften und Städte, ganze Kontinente in den Köpfen der Lesenden. Doch sie lassen sich dabei nicht nur von den Beschreibungen leiten, sondern auch von Bildern, Gemälden und Fotos. 

Theodor Storms Novelle ›Aquis submersus‹ (1876 veröffentlicht) – lateinisch für »im Wasser ertrunken« stellt in dieser Hinsicht eine besondere Chance und Herausforderung dar. Gemälde spielen in der Handlung eine besondere Rolle – was würde sich also mehr anbieten als eine Ausstellung. Gleichzeitig wirkt die Kombination aus Rahmen- und Binnenerzählung, die für den Autor typisch ist, sowie die Sprache, die das Deutsch des 17. Jahrhunderts imitieren möchte, unübersichtlich und kompliziert. Im Museum wird dieser komplexe Text zu einem literarischen Erlebnis.

Konzipiert und kuratiert von Tanja Brümmer (Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum), Werner Fütterer (Abteilung Kunst und visuelle Medien, EUF) und Prof. Dr. Matthias Bauer (Abteilung Literatur- und Medienwissenschaft, EUF) unter Mitwirkung von EUF-Studierenden setzt die Ausstellung die 1876 erstmals publizierte Novelle „Aquis submersus“ (lateinisch für „im Wasser versunken“) von Theodor Storm in einen multimedialen, immersiven Parcours um. Gäste können die erzählte Welt auf völlig neue Weise betreten und multisensorisch zu erleben: aufgefächert in verschiedene Szenografien, die Texte, Bilder, Comics, Video- und Soundscapes und KI-generierte Darstellungen mit Informationen über den historischen Hintergrund, die Entstehung und die Wirkung der Erzählung verbinden.

Mit der Novelle des bekannten norddeutschen Autors werden nicht nur Landschaften, die den realen in Schleswig und Holstein zwar ähneln, ihnen aber nicht entsprechen, erfahrbar. Die Geschichte zeichnet auch historische Ereignisse und Themen (ländlich-adlige Lebenswelten, die Rolle von Glauben und Kirche, Naturkatastrophen, wie die Grote Mandränke 1634, oder die Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit) nach. Im Mittelpunkt stehen Naturgewalt und menschliche Ohnmacht, Liebe und Verlust, Glück und Tod, soziale Ungleichheit, Statusunterschiede und individuelle Freiheit.

Die Ausstellung schafft einen außerschulischen Lernort, ein Besuch bietet sich für Schulklassen genauso an, wie für Menschen, die Literatur neu entdecken wollen. Das Ziel dieser Ausstellung ist so simpel wie schwierig: Literatur und Bilder wirken lassen, zur (Wieder-)Lektüre der Novelle ›Aquis submersus‹ anregen und über beides ins Gespräch kommen.

Laufzeit: 12. Oktober 2025 – 18. Januar 2026
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11:00 bis 17:00 Uhr
Ort: Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum, Herzog-Adolf-Straße 25, 25813 Husum

Auf Wunsch werden Klassenführungen und Gruppenrabatte angeboten.