Kalender des Seminars für Geschichte und Geschichtsdidaktik

Die sogenannte „French Theory“ zählt mit Autoren wie Michel Foucault, Jacques Derrida und Pierre Bourdieu zu den weltweit einflussreichsten intellektuellen Denkströmungen der Kultur- und Sozialwissenschaften. In seinem Vortrag wirft Onur Erdur einen neuen Blick auf ihre Entstehung und legt den Fokus auf ein bislang wenig beachtetes Moment: die kolonialen Verbindungen zentraler Vertreter dieser Theorie. Viele ihrer führenden Köpfe wurden in ehemaligen französischen Kolonien geboren oder waren dort längere Zeit tätig, insbesondere in Nordafrika. Welche Rolle spielten diese Erfahrungen für ihr Denken, ihre politischen Einstellungen und ihre theoretischen Konzepte? Der Vortrag untersucht, inwiefern die Entwicklung zentraler Konzepte der „French Theory“ historisch im Kontext des französischen Dekolonisierungsprozesses zu verorten ist und zeigt auf diese Weise, dass manche ihrer neuen Denkweisen über Macht, Wissen, Identität, Differenz und Sprache nicht etwa nur in Pariser Bibliotheken, sondern auch in den Straßen Algiers und am Strand von Tunis entstanden sind.