Irina Hertel

Vita

Thema

Soziale Herkunft und Bildungssprache - Die Bedeutung elterlicher Attribute für den Bildungserfolg

"Elterliche Entscheidungsfreiräume an Bildungsübergängen gelten als wesentliche Determinanten für die Bildungserträge ihrer Kinder und werden vor dem Hintergrund unterschiedlich ausgeprägter Bildungsaspirationen getroffen. Das Konzept findet aufgrund der hohen Korrelation mit dem Sozial- und Bildungsstatus der Familie breite Anwendung in der Analyse von Bildungsdisparitäten in Deutschland. Ziel des andauernden Promotionsprojekts ist es, bisher überwiegend quantitativ erfasste elterliche Bildungsaspirationen biografisch zu verorten und zu einer qualitativen Auslegung vom Konstrukt der Bildungsaspirationen zu gelangen. Im Fokus der Untersuchung steht dabei die Rekonstruktion der mütterlichen (Bildung-)Biografie.

Hierfür wurden zwischen 2020 und 2022 in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin und Sachsen-Anhalt 17 biografisch-narrative Interviews mit acht in Deutschland und 9 im Ausland geborenen Müttern geführt, deren Kinder sich überwiegend am Bildungsübergang von Primar- auf Sekundarstufe I befinden. Das Interviewmaterial wird mit der von Schütze konzipierten Narrationsanalyse ausgewertet, die die einzelnen Lebensabschnitte kategorisiert und die dominierende Strukturierungskonstante herausarbeitet. Ein kurzer Fragebogen ergänzt Angaben zu (realistischen und idealistischen) Bildungsaspirationen.

Die Lebensgeschichten der Mütter gewähren tiefe Einblicke in die intergenerationale Weitergabe von Bildung. Sie geben Aufschluss über die Bildungsziele für ihre Kinder und das allgemeine Verständnis von Bildung sowie die gelebten habitualen Praktiken. So zeigt sich eine steigende Abhängigkeit vom Bildungssystem mit sinkendem Sozialstatus. Besonders relevant in diesem Kontext ist nicht nur das Wissen um Bildungsstrukturen, sondern auch der Zugang zu bildungsrelevanten Akteuren, denn er ermöglicht biografisches Handeln zugunsten des Bildungserfolgs der Kinder. Berührt werden auch Themen rund um soziale Partizipation, Arbeitsmarktbeteiligung und Vereinbarkeit, denen – je nach Biografieverlauf – mit großer (Un-)Zufriedenheit begegnet wird."