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Leid und Unrecht aus der Perspektive der Heil- und Sonderpädagogik


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Anlässlich der Ausstellung "Leid und Unrecht" an der Europa-Universität Flensburg greift das Interdisziplinäre Kolloquium die Thematik auf und erweitert sie, indem der Blick nicht nur auf eine spezifische Gruppe und deren Leid gerichtet wird, sondern auf die Frage nach der (Un)Möglichkeit der (angemessenen) Thematisierung und Repräsentation von Leid und Unrecht in wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen.

Der erste Vortrag "Leid und Unrecht aus der Perspektive der Heil- und Sonderpädagogik" von Prof. i. R. Dr. Sieglind Ellger-Rüttgardt, ehemals Humboldt Universität, Institut für Rehabilitationswissenschaften findet heute im Anschluss an die Ausstellungseröffnung statt.

Die Geschichte der Heil- und Sonderpädagogik wurde in der Vergangenheit primär als reine Erfolgsgeschichte betrachtet, nämlich die zweifellos bahnbrechende Entdeckung der Bildungsfähigkeit auch behinderter Kinder und Jugendlicher.  Dabei wurde  oft zu leicht übersehen, dass es ein langer Prozess war, nämlich bis in die zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts, bis tatsächlich für jeden jungen Menschen mit einer Behinderung das Recht auf Bildung und Schulbesuch in Deutschland eingelöst wurde. Ferner wurde häufig zu wenig beachtet, dass das Verhältnis von Professionellen zu ihren "Schützlingen" durch die Geschichte hindurch auch von Paternalismus, Bevormundung und Ausgrenzung gekennzeichnet war. Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Heil- und Sonderpädagogik, soll an ausgewählten Beispielen von der Aufklärung bis hin zum "Dritten Reich" aufgezeigt werden, in welcher Weise , sich Pädagogen der Heil- und Sonderpädagogik an Ausgrenzungsprozessen ihrer Klientel beteiligten.

Das Interdisziplinäre Kolloquium ist seit vielen Jahren ein Ort des interdisziplinären Austauschs an der EUF, der von vielen verschiedenen Abteilungen und Seminaren gemeinsam getragen wird. Im Frühjahrssemester 2023 geht es um das Thema "Über Leid und Unrecht sprechen".

Die Erfahrung von Leid und Unrecht zur Sprache zu bringen ist gleichermaßen eine Notwendigkeit und ein Problem: Einerseits bedarf es der öffentlichen Kommunikation, um Leid und Unrecht nicht nur individuell, sondern auch gesellschaftlich zu be- und verarbeiten. Andererseits zeigen historische und gegenwärtige Beispiele - von der Auseinandersetzung mit Holocaust und Kolonialismus bis zur #MeToo-Bewegung - dass auch das Sprechen über Leid und Unrecht vermachtet ist, mit wechselnden Deutungshoheiten einhergeht und eigene Vulnerabilitäten produzieren kann, indem es Sprechende in das Zentrum medialisierter Skandaldiskurse rückt oder der Gefahr einer Retraumatisierung aussetzt. Von wem wann und wie über Leid und Unrecht gesprochen wird, wer bei diesem Sprechen gehört wird – und was das Sprechen über Leid und Unrecht auslösen kann und soll: Über solche eng mit Problemen der Traumatisierung, Zeugenschaft und Verantwortung verknüpften Fragen soll in diesem Kolloquium daher aus interdisziplinärer Perspektive diskutiert werden.

Organisator*innen: Kirsten Diehl, Anne Reichold, Anke Wischmann, Ralf Wüstenberg, Pascal Delhom, Sébastien Tremblay

Veranstaltungsort

Name
Hybrid
Adresse
Vor Ort: HEL 164
Online über Webex:
Meeting-Kennnummer: 2732 387 2139 Passwort: jCv7J2a2yZG
Homepage
https://uni-flensburg.webex.com/uni-flensburg/j.php?MTID=me3eda98de7cb7461682af5f662aca8c1