Zwei Niveaustufen im Mathematik-Lehramtsstudium

Struktur, Zielsetzungen und fachspezifische Kompetenzentwicklung

Im Rahmen des Mathematikstudiums im B.A. Bildungswissenschaften (Lehramt) stehen den Studierenden in den ersten vier Semestern zwei alternative Niveaustufen zur Verfügung, die auf unterschiedliche schulartspezifische Anforderungen zugeschnitten sind: ein grundlegendes Niveau (insbesondere für die Primarstufe und in Teilen auch für die Sekundarstufe I/ Gemeinschaftsschule) sowie ein erhöhtes Niveau (vorrangig empfohlen für das Lehramt an Gymnasien bzw. Sekundarstufe II). Beide Studienpfade umfassen inhaltlich die gleichen Module, unterscheiden sich jedoch in der inhaltlichen Tiefe, methodischen Ausgestaltung und im Grad der theoretischen Fundierung.   

Studienstruktur und zeitlicher Verlauf

Die nebenstehende Abbildung zeigt die empfohlene Abfolge der vier Kernmodule in den ersten vier Fachsemestern. Ab dem fünften Semester wählen die Studierenden schulartspezifische Vertiefungsmodule:

1. Semester: Algebra 1 und ihre Didaktik (ab Herbstsemester 2024/25)

2. Semester: Analysis 1 und ihre Didaktik (ab Frühjahrssemester 2025)   

3. Semester: Stochastik und ihre Didaktik (ab Herbstsemester 2025/26)

4. Semester: Geometrie und ihre Didaktik (ab Frühjahrssemester 2026)

Ein Wechsel zwischen den beiden Niveaustufen ist flexibel möglich – sowohl zu Beginn eines neuen Semesters als auch im laufenden Semester. Diese Durchlässigkeit wird in der Abbildung durch zirkulare Wechselpfeile verdeutlicht.

Für den Masterabschluss im gymnasialen Lehramt bzw. für die Sekundarstufe II wird das erhöhte Niveau ausdrücklich empfohlen, da es eine vertiefte Auseinandersetzung mit formalen Beweisen, Theoriestrukturen und abstrakter Begrifflichkeit voraussetzt.

Kompetenzorientierung im grundlegenden Niveau

Fokus auf Primarstufe und teilweise Gemeinschaftsschule 

Der Studienpfad im grundlegenden Niveau ist auf die fachlichen und fachdidaktischen Anforderungen des Mathematikunterrichts in der Grundschule sowie der Sekundarstufe I ausgerichtet. Die inhaltliche Gestaltung der Module zielt auf eine praxisnahe und konzeptgeleitete Vermittlung zentraler mathematischer Ideen. Dabei stehen insbesondere die folgenden Kompetenzbereiche im Vordergrund:

  • Entwicklung tragfähiger Grundvorstellungen in den vier zentralen Inhaltsbereichen: Arithmetik, Geometrie, Analysis und Stochastik
  • Aufbau eines fundierten Zahlverständnisses im Bereich der natürlichen und ganzen Zahlen, einschließlich der Fähigkeit, verschiedene Zahlaspekte zu erkennen (z. B. Kardinalität, Ordinalität, Repräsentanz in Handlung und Symbol)
  • Vertieftes Verständnis des dezimalen Stellenwertsystems, seiner inneren Struktur und didaktischen Vermittlungsstrategien
  • Erkennen, Beschreiben und Nutzen mathematischer Strukturen und Muster, insbesondere im Kontext der algebraischen Denkentwicklung und geometrischer Konstruktionen
  • Verständnis elementarer Beziehungen zwischen Rechenoperationen, einschließlich Strategien zur Veranschaulichung von Umkehr-, Tausch- und Distributivgesetzen
  • Aufbau begrifflicher Klarheit: Förderung des Begriffsverständnisses als Prozess und Ziel mathematischen Lernens, z. B. bei den Grundrechenarten, geometrischen Figuren oder Wahrscheinlichkeiten
  • Förderung des mathematischen Vorstellungsvermögens, etwa durch (mentale) Bilder, dynamische Repräsentationen und Anschauungsmittel wie Zahldarstellungen, Würfelnetze oder Baumdiagramme
  • Einführung in elementare stochastische Konzepte in endlichen Wahrscheinlichkeitsräumen, etwa Durchführung und Reflexion einfacher Zufallsexperimente, erste Vorstellungen von Wahrscheinlichkeit, Ereignis und Erwartung

Dieser Kompetenzrahmen legt den Fokus auf die Verbindung von fachlicher Durchdringung und pädagogischer/didaktischer Zugänglichkeit, die insbesondere für den Mathematikunterricht in der Primarstufe zentral ist. Ziel ist es, Studierende dazu zu befähigen, mathematische Inhalte kindgerecht aufzubereiten, grundlegende Denkprozesse zu initiieren und langfristig tragfähige Lernprozesse zu unterstützen, auch in heterogenen Lerngruppen.

Studienziel und Perspektiven

Durch die Wahl des geeigneten Niveaus können Studierende ihr Studium gezielt auf die Anforderungen der jeweiligen Schulform ausrichten. Der Pfad im grundlegenden Niveau legt den Schwerpunkt auf eine solide mathematische Grundbildung mit starker fachdidaktischer Verankerung, während das erhöhte Niveau eine vertiefte theoretische Durchdringung der Fachinhalte anstrebt, ohne die didaktische Perspektive zu verlieren. 

Die strukturierte Modularisierung mit optionalem Wechsel zwischen den Niveaustufen bietet maximale Flexibilität und erlaubt individuelle Schwerpunktsetzungen im Studienverlauf. So wird eine differenzierte Qualifikation angehender Lehrkräfte entsprechend ihrer beruflichen Zielsetzung und schulartspezifischen Anforderungen gewährleistet.