Studienmotivation von Lehramtsstudierenden im ersten Semester

Mit der seit 2013 laufenden Zeitreihenstudie soll herausgefunden werden, wer warum und mit welchem Ziel ein bildungswissenschaftliches, lehramtsbezogenes Bachelorstudium an der Europa-Universität Flensburg aufnimmt und inwiefern sich die Motive, Ziele, Erwartungen und der soziale Hintergrund der Studierenden verändern. Seit 2020 werden darüber hinaus Belastung, Stress und Ressourcen in Bezug auf die Bewältigung des Studiums abgefragt.

Kurzübersicht

Stichworte
Studienmotivation, Erstsemester, Lehramt, Stress, Ressourcen, Management, Coping, Belastung
Laufzeit
01.09.2013 - laufend
Institution der EUF
Abteilung Psychologie

Beschreibung

Erhoben werden neben soziodemografischen Daten und persönlichen Lebensumständen vor allem eigene Erwartungen, Wünsche, Motive und Pläne in Bezug auf das Studium und die berufliche Zukunft. In Bezug auf Stress, Belastung und Coping werden zusätzliche Informationen sowohl zu empfundenen Belastungen als auch zu persönlichen Coping-Ressourcen und den Lebensumständen, zum Beispiel in Bezug auf finanzielle Voraussetzungen, Nebenbeschäftigungen und sozialem Umfeld eingeholt.

Konkret gefragt wird beispielsweise nach den Gründen für die Wahl der Europa-Universität Flensburg, des Studiengangs und des angestrebten Berufs sowie nach Abiturnoten, gewählten Fächern bzw. Profilen, regionaler und sozialer Herkunft und nach Finanzierungsquellen und ggf. dem Umfang von Nebentätigkeiten. Zudem werden subjektiv wahrgenommene Ängste und Befürchtungen, Belastungen und Ressourcen sowie geplante nächste Schritte nach dem Bachelorstudium erhoben. Neben einer genauen Beschreibung der Studierendenpopulation im Bachelorstudiengang war und ist es Ziel der Studie, ein erweitertes Verständnis der subjektiv wahrgenommenen Lebens- und Studiensituation sowie der vorrangigen Studienmotive und -erwartungen zu vermitteln, was dazu beitragen kann, Ansatzpunkte für eine bessere Unterstützung der Studierenden herauszuarbeiten.

Die Erhebung erfolgt über einen (Online-)Fragebogen, der neben den standortbezogenen Fragen auch Items aus etablierten enthält. Dieser wird jeweils ca. 6-8 Wochen nach Semesterbeginn an die Erstsemesterstudierenden ausgegeben. Zudem liegen 29 qualitative Interviews mit Lehramtsstudierenden des ersten Semesters aus dem Jahr 2018 vor.

Ergebnis

Ausgewählte Ergebnisse 2013 - 2019

[Alle Diagramme und Übersichten können Sie der herunterladbaren PDF entnehmen]

Von den von 2013 bis 2019 insgesamt 2276 befragten Studierenden (1785 bzw. 80% w, 457 bzw. 20% m) kommen 70% aus Schleswig-Holstein, 29% meist aus den anderen norddeutschen Bundesländern (v.a. aus Niedersachsen, dann Hamburg und mit Abstand dahinter Nordrhein-Westfalen), 1% aus dem europäischen und nichteuropäischen Ausland. Die Abiturnoten liegen mit 2,54 praktisch gleichauf mit dem Mittelwert von 2,55 für das Land Schleswig-Holstein im Jahr 2019. Für mittlerweile etwa 80% war die Europa-Universität Flensburg (EUF) die erste Wahl.

War die Universität Flensburg ihre erste Wahl für Ihr Studium? (Grafik 1)

 Als Gründe für die EUF als erste Wahl wurden die angebotenen Studiengänge und die Nähe zum Heimatwohnort am häufigsten genannt, gefolgt von der angebotenen Fächerkombination für das Lehramt und der Attraktivität der Umgebung.

Warum haben Sie sich für die EUF entschieden? (Grafik 2)

Als Grund, einen bildungswissenschaftlichen Studiengang zu studieren gaben 2013 insgesamt 72% an, Lehrer/in werden zu wollen, der Anteil stieg 2014 auf 88% bzw. 2015 auf 85% und pendelte sich in Folge in diesem Bereich ein, 2019 lag er bei 89,3%, im Durchschnitt über die Jahre bei 84,5%.

Werden Perspektiven jenseits des Lehramtes 2013 noch mit 24% als Grund benannt, sank dieser Wert in der Folge deutlich (2014 11% und 2015 10%) und pendelte sich ein. 2019 lag er bei 11,4%, im Durchschnitt über die Jahre bei 11,9%.

Grund für bildungswissenschaftlichen Studiengang (Grafik 3)

Gefragt nach den Gründen, Lehrer/in werden zu wollen, geben etwa 71% der Befragten als Grund an, Kindern (fachlich) etwas beibringen zu wollen; über 64% wollen Kinder/Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstützen; etwa 61% geben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an, wobei Studentinnen signifikant höhere Werte aufweisen; 51% begründen ihre Entscheidung mit der Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz, wobei hier allgemein ein Anstieg gegenüber 2013 zu verzeichnen ist und die Studenten sich nun nicht mehr von den Studentinnen unterscheiden; etwa 43% geben ein gutes Einkommen als Grund an, ebenfalls gegenüber 2013 ansteigend; etwa 37% die Gesellschaft verändern zu wollen, wobei Studentinnen diesen Grund signifikant häufiger anführen.

Grund Lehrer/in zu werden (Grafik 4)

Vergleicht man den deutlicheren Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz und nach einem guten Einkommen mit dem ein Lehramt verbunden wird, mit dem ebenfalls deutlichen Anstieg derer, die einen bildungswissenschaftlichen Studiengang gewählt haben, um Lehrer/in zu werden, und gleichzeitig mit den deutlich gesunkenen Werten für den Grund, Kindern/Jugendlichen (fachlich) etwas beibringen zu wollen, scheinen der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz und nach einem guten Einkommen für die gestiegene Wahl eines Lehramtsstudiums ausschlaggebend zu sein.

Gefragt danach, worauf sie sich im Studium am meisten freuen, geben die Studierenden am häufigsten die gewählten Fächer an, weniger oft werden in absteigender Reihenfolge, aber insgesamt mit ansteigenden Werten, Pädagogik und Psychologie genannt.

Fast alle Befragten erwarten persönliche Veränderungen durch das Studium, vor allem sich Wissen anzueignen (über 77%) und selbständiger zu werden (über 67%).

Beinahe 83% geben manchmal bis sehr häufig Ängste an, die Studienanforderungen nicht erfüllen zu können, im Verhältnis mehr Studentinnen; um die 78% nennen 2018 und 2019 Leistungsdruck als häufigstes mögliches Problem, dies ist ein deutlicher, mehrprozentiger Anstieg im Vergleich zu den Jahren davor; 30% nennen Probleme mit der eigenen Motivation und 22% Finanzierungsschwierigkeiten. Etwa 71% der Studierenden wünschen sich allgemein mehr Unterstützung von Seiten der Universität (z.B. bei Prüfungen, Kooperation von Dozent/innen).

Angst, Studienanforderungen nicht erfüllen zu können (Grafik 5)

Eine überarbeitete Version des Fragebogens wurde im Herbst 2020 ausgegeben und wird aktuell ausgewertet.

Weitere Planungen

Ab 2021 werden sowohl Erstsemester des Studiengangs International Management als auch Studierende der lehramtsbezogenen Masterstudiengänge in die Erhebungen einbezogen, um ab 2022 Paneldaten auswerten zu können. Zudem ist eine internationale Vergleichsstudie mit University of Education in Winneba (Ghana) in Vorbereitung. Des Weiteren sind zu ausgewählten Themen vertiefende qualitative Interviews mit Studienanfänger/innen geplant.

Am Projekt arbeiten zur Zeit: Prof. Dr. Andrea Kleeberg-Niepage, Martin Förster, Johanna Degen, Dr. Anton Perzy (alle EUF) und Emma Eshun (UEW)

Für weitere Informationen wenden Sie sich gern an: johanna.degen@uni-flensburg.de

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