Gelingensbedingungen inklusiver pädagogischer Settings an Sekundarschulen (GipS-SEK 1)

Auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention haben alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland den Anspruch auf bestmögliche Bildung in einem inklusiven Schulsystem. ...

Kurzübersicht

Stichworte
Inklusion, Kinder und Jugendliche, inklusive (Sekundar-)Schule, Partizipation, subjektive Perspektiven
Laufzeit
01.03.2015 - laufend
Institution der EUF
Abteilung Psychologie

Beschreibung

Ausgangspunkt: Schulische Inklusion bedeutet das durch die UN Behindertenrechtskonvention und Salamanca-Erklärung garantierte Recht aller Kinder und Jugendlichen, eine Schule in ihrer Nähe zu besuchen, an der sie effektiv lernen und teilhaben können, also einer "Schule für alle". Die Verschiedenheit aller Lernenden ist Grundvoraussetzung allen pädagogischen Handelns. Gleichwohl sind bestimmte gesellschaftliche Gruppen in der Schule besonders von Marginalisierung und Exklusion betroffen. Inklusive Bildung strebt daher die "Maximierung der Partizipationschancen und eine Minimierung sozialer Ausgrenzungsrisiken insbesondere für marginalisierte Gruppen" an (Lindmeier & Lütje-Klose, 2015, p. 9)
Der überwiegende Teil der bisherigen deutschsprachigen Inklusionsforschung konzentriert sich auf den Grundschulbereich, dort mit einem Schwerpunkt auf die Perspektive von Lehrkräften. Es liegen aber noch relativ wenige Erkenntnisse zu inklusiven Sekundarschulen vor. Insbesondere solche, die die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund stellen, fehlen.

Ziel: Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, sich den subjektiven Perspektiven von Schüler/innen und Lehrkräften auf inklusives Lehren und Lernen zu widmen und damit Gelingensbedingungen für Inklusion aus der Wahrnehmung der Subjekte zu eruieren.

Pilotprojekt (Laufzeit 2015-2018): Die wissenschaftliche Begleitung des Prozesses um den paradigmatischem Wechsel hin zu einem inklusiven Schulsystem ist als ausbaufähig zu bezeichnen und es erscheint fraglich, inwieweit Befunde aus den Modellversuchen der Integrationsbewegung auf ein sich in Gänze veränderndes Schulsystem und die in ihm lebenden, lernenden und arbeitenden Individuen übertragbar sind (siehe diesbezüglich Ellinger & Stein, 2012 sowie Huber, 2009). Daher wurden mit diesem Pilotprojekt die Perspektive von (Grundschul)Kindern sowie ihrer Lehrkräfte und Schulleitungen in den Fokus gerückt. Neben einer umfangreichen quantitativen Fragebogenbefragung der Kinder wurden mittels leitfadengestützter qualitativer Interviews auch die Perspektiven der Schulleitungen und der Lehrkräfte auf inklusive Schule sowie schulstrukturelle und schulorganisatorische Merkmale erhoben. An den Befragungen nahmen drei Grundschulen aus SH sowie zwei Berliner Grundschulen teil.
Parallel wurde anhand von vier deutschsprachigen Fachzeitschriften aus Psychologie und Sonderpädagogik für den Zeitraum 2006-2016 das in den Titeln der dortigen Fachartikel zum Ausdruck kommende Inklusionsverständnis diskursanalytisch untersucht, um dem Gesamtprojekt als Arbeitsgrundlage einen theoretischen Überblick zum gegenwärtigen Stand des Inklusionsverständnisses zu verschaffen.

Arbeitsstand und weiteres Vorgehen: Aktuell befinden sich zwei Veröffentlichungen aus der Pilotphase in Vorbereitung: In einem ersten, bereits eingereichten Artikel wird die Perspektive inklusiv arbeitender Grundschullehrkräfte aus Schleswig-Holstein aufgezeigt. Hierbei wird ein Grundwiderspruch zwischen normativen Einstellungen und Handlungsmöglichkeiten der Befragten in einem bisher nicht inklusions-kompatiblen Schul- und Bildungssystem deutlich. Ein wesentliches Desiderat zeigt sich in Bezug auf Inklusion an weiterführenden Schulen. In einem zweiten, derzeit in der Erarbeitung befindlichen Artikel wird für vier deutschsprachige Fachzeitschriften der Psychologie und Sonderpädagogik aus dem Zeitraum 2006-2016 das in den Artikeltiteln zum Ausdruck kommende Inklusionsverständnis analysiert. Hierfür wurden insgesamt 1043 Artikel gesichtet, wovon 215 in die Analyse einbezogen wurden.
Während das Pilotprojekt noch auf den Grundschulbereich ausgerichtet war, hat sich der Fokus mittlerweile auf den Sekundarschulbereich und die dortige Schüler/innen-Perspektive ausgeweitet. Hierzu werden ab November 2018 an drei ausgewählten Brandenburger Schulen (Bewerber um den Jakob Muth Preis) in jeweils 2-3 neunten Klassen mehrere leitfadengestützte Gruppendiskussionen sowie Interviews mit Lehrkräften geführt. Weiterhin erfolgt eine systematische Auswertung der deutschsprachigen Literatur zu den Gelingensbedingungen inklusiver Sekundaschulen, welche für eine Buchveröffentlichung vorgesehen ist.

Verantwortlich

Platzhalter-Foto für Erwin  Breitenbach (HU Berlin, Rehabilitationspsychologie)

Prof. Dr. Erwin Breitenbach (HU Berlin, Rehabilitationspsychologie)

Projektkoordination