Termine des NEC
Labour Environmentalism: Tagung am 1. & 2. Dezember 2025
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, Ganztägig
Das Norbert Elias Center ist Mitveranstalter der Tagung „Labour Environmentalism: Krise, Perspektiven und Strategien“ am 1. & 2. Dezember 2025 in Berlin.
Um der sich zuspitzenden sozial-ökologischen Krise noch begegnen zu können, ist eine grundlegend andere Organisation von Arbeit, Produktion und sozialer Reproduktion unerlässlich. Ohne neue internationale Allianzen zwischen Arbeiter*innen-, Umwelt- und feministischen Bewegungen, NGOs und transformativen Gruppen in verschiedenen Organisationen ist dies nicht zu erreichen. Diese Allianzen zu bilden, ist jedoch eine enorme Herausforderung, denn weltweit sehen sich emanzipatorische Akteure mit rückschrittlichen Entwicklungen konfrontiert: Fossile Kapitalfraktionen verspüren ebenso Aufwind wie autoritäre oder gar faschistische Kräfte; auf fossilen Lebensweisen basierende Subjektivitäten und traditionelle (männliche) Identitäten werden gestärkt; geopolitische Spannungen verschärfen sich und entladen sich in Kriegen; die Produktion von Waffen, die auch ohne deren Einsatz in Kriegen sehr ressourcen- und emissionsintensiv ist, wird massiv ausgeweitet; und Interessengegensätze zwischen Arbeiter*innen und Ökologie nehmen zu – nicht nur aufgrund fossiler Abhängigkeiten, sondern auch weil dominante Politiken der ökologische Modernisierung oft zulasten von Beschäftigten gehen.
Gleichzeitig lassen sich vielversprechende und fortschrittliche Ansätze beobachten, die gesellschaftlich bislang allerdings randständig sind: Menschen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und Gewerkschaften suchen gemeinsam nach inklusiven und radikalen Alternativen in Bereichen wie Wohnen, Energie, Mobilität und Industrieproduktion. Dabei stellen sie auch vorherrschende Konzepte von Arbeit und Arbeitsteilung, von Hand- und Kopfarbeit sowie von Produktion und Reproduktion in Frage. Sie orientieren sich an Prinzipien der Fürsorge und der sozialen Reproduktion, der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit, der radikalen Demokratie und der Umwelt- und Klimagerechtigkeit. Fortschrittliche Ansätze zeigen sich auch in gewerkschaftlichen Diskussionen und im Rahmen der betrieblichen Mitbestimmung (just transition, Demokratiezeit, u.a.). In akademischen Debatten wird all dies auch unter dem Begriff des labour environmentalism diskutiert.
Diese widersprüchlichen Entwicklungen stellen eine analytische ebenso wie eine politische Herausforderung für kritische Wissenschaft sowie emanzipatorische gesellschaftliche und politische Akteure dar. Es geht darum, die rückschrittlichen Tendenzen besser zu verstehen, um den progressiven zum Durchbruch zu verhelfen: Wie wird die ökologische Krise in verschiedenen Teilen der Arbeiter*innenklasse wahrgenommen? Wie wird sie mit Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und mit Eigentumsfragen verknüpft? Warum wenden sich Teile der Arbeiter*innenbewegung in Zeiten schwerer sozial-ökologischer Verwerfungen nach rechts? Wie unterscheiden sich die Krisenerfahrungen von Arbeiter*innen entlang der Linien globaler Süden/globaler Norden, Industrie/Landwirtschaft, Produktion/gesellschaftliche Reproduktion? Wo und unter welchen Voraussetzungen werden Krisenerfahrungen regressiv oder progressiv politisiert? Welche Rolle spielen dabei Allianzen, die bestehende Trennlinien überwinden?
Die Konferenz will einen Raum bieten, um diese drängenden Fragen zu diskutieren. Zu diesem Zweck bringt sie Wissenschaftler*innen mit Aktivisten*innen aus sozialen Bewegungen und Gewerkschaften sowie mit Beschäftigten und Betriebsrät*innen aus verschiedenen Ländern zusammen. Ziel ist es, in Plena und Workshops die Krise und die Perspektiven des labour environmentalism zu analysieren und Ideen für die gemeinsame zukünftige Arbeit und Vernetzung zu entwickeln.
Eine Veranstaltung von Arbeiterkammer Wien, Global Labour University, Institute for International Political Economy der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, next economy lab, Norbert Elias Center for Transformation Design & Research der Europa-Universität Flensburg, Sonderforschungsbereich «Strukturwandel des Eigentums» an der Universität Jena und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Das vollständige Programm und die Möglichkeit zur Registrierung findet ihr hier!