Laptop und Zeitung
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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

Emigration und Staat. Welche Effekte hat Massenauswanderung auf Staatlichkeit?

Internationale Konferenz an der Europa-Universität Flensburg zu den Auswirkungen von Auswanderung von Arbeitskräften auf die Herkunftsländer in und außerhalb der EU

Eine internationale Konferenz an der Europa-Universität Flensburg beschäftigt sich vom 07. - 09. Februar 2024 mit der Frage, wie Staat und Gesellschaft in Herkunftsländern von Migranten mit Massenauswanderung umgehen. Dieser Frage geht ein gemeinsames Forschungsprojekt von Europa-Universität Flensburg (EUF) und Universität Bremen nach. In dem DFG-Projekt "Paradoxien der EU-Freizügigkeit. Präferenzbildungsprozesse für und gegen Europäische Integration" untersuchen Christof Roos, Professor für European and Global Governance an der EUF, und Dr. Martin Seeliger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeit und Wirtschaft in Bremen, von 2021 bis 2024 die Frage, wie sich Migration auf die meist süd- und osteuropäischen Herkunftsländer auswirkt. Das Projekt schließt eine Forschungslücke. Die Auswirkungen der EU-Freizügigkeit auf die EU-Herkunftsländer sind bislang kaum erforscht.  

Die dreitägige Abschlusskonferenz des Projekts zielt darauf, die Effekte von Auswanderung auf den Staat systematisch zu verstehen. Sie bringt die neuesten empirischen Forschungsergebnisse zum Thema Emigration anhand von fünf unterschiedlichen analytisch-theoretischen Zugängen zusammen.

Personenfreizügigkeit und EU-Migration

Die Beiträge zu diesem Panel befassen sich mit dem Kernprinzip der Personenfreizügigkeit und stellen u.a. folgende Fragen: Wie trägt die Praxis der Personenfreizügigkeit zum Gleichgewicht im Binnenmarkt bei? Welchen Einfluss hat sie auf die öffentliche Meinung zu einer EU-Mitgliedschaft? Wie untergraben oder verändern die liberalen Grundsätze der Personenfreizügigkeit die Vorstellungen von Gemeinschaft, Staat und Nation innerhalb und außerhalb der EU? Wie stehen die Länder in der Nachbarschaft der EU zu Personenfreizügigkeit und Auswanderung?

Politisierung der Auswanderung

In den Beiträgen zu diesem Panel wird untersucht, ob und wie Emigration entlang verschiedener Konfliktlinien (Kapital und Arbeit, liberale und konservative Strömungen, Gemeinschaft und Individuum) in Auswanderungsgesellschaften politisiert wird. Zu den wichtigsten gehören: Gibt es eine Verbindung zwischen Auswanderung und Wahlbeteiligung? Welche Akteure treiben die Politisierung des Themas Auswanderung voran? Wie wird das Thema Auswanderung in den jeweiligen nationalen politischen Debatten diskutiert?

Auswanderung und der Wohlfahrtsstaat

Begrenzte wirtschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten sind ein wichtiges Motiv für die Auswanderung. Das bedeutet auch, dass der Wohlfahrtsstaat und Institutionen der sozialen Sicherheit wie bspw. Arbeitslosenversicherung oder Ausbildungsmöglichkeiten die Entscheidung für eine Migration bestimmen können. In diesem Panel werden entsprechend u.a. folgende Fragen diskutiert: In welchem Verhältnis stehen die Institutionen des Wohlfahrtsstaates zu Auswanderung oder Rückwanderung?  Wie rechtfertigen Regierungen Veränderungen des Wohlfahrtsstaates im Zusammenhang mit Auswanderung? Welche Maßnahmen haben vergleichsweise einen Effekt und welche nicht?

Auswanderung und die Wirtschaft

Die Beiträge dieses Panels gehen auf die Frage ein, wie nationale Wachstumsstrategien und Personenfreizügigkeit wechselseitig aufeinander wirken. Wie wird die Regulierung des nationalen Arbeitsmarktes in den Zielländern durch Produktionsinteressen (z. B. Unternehmen und Unternehmensverbände, Gewerkschaften) oder Wahlpräferenzen gesteuert? Was genau bestimmt die politischen Positionen derjenigen Akteure, die mit ihren Wachstumsstrategien (z.B. niedrige Löhne) Anreize für Migration bieten?

Auswanderung und die Stimme der Auswanderer

Auswanderer verbinden auf vielfältige Weise das Zielland mit dem jeweiligen Herkunftsland, weit über Geldüberweisungen hinaus. Dies gilt in der EU in einer besonderen Weise, da sie als ein Migrationsraum verstanden wird. Paradoxerweise ist trotz der EU-Integration der Begriff der Nationalität und ethnischer Zugehörigkeit von EU-Migranten als Folge ihrer EU-Mobilität eher stärker als schwächer geworden. Welchen Wert haben Auswandererbeziehungen für Regierungen, politische Parteien und politische Macht im Allgemeinen? Wie verändern sich die Beziehungen zwischen Regierungen und Emigranten, wenn letztere nicht in ihre Herkunftsländer zurückkehren? Adressieren Regierungen mit ihrer Politik ihre nationale Diaspora in anderen EU-Ländern und falls ja, was sind ihre wichtigsten Beweggründe?

Die Konferenz

Die Konferenz wird organisiert von Prof. Dr. Christof Roos (Europa-Universität Flensburg), Dr. Anna Kyriazi (Universität Mailand), und Dr, Martin Seeliger (Universität Bremen, Institut für Arbeit und Wirtschaft).

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