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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

Im Verdachtsfall professionell handeln

Erstes Fachforum „Schulische Schutzkonzepte“ an der Europa-Universität Flensburg

Rund 40 Vertreter*innen von Fachberatungsstellen oder Präventionsinstituten gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, von Jugendämtern, den Strafverfolgungsbehörden, aus Schulen und dem Bildungsministerium haben sich am Dienstag, dem 6.6.2023, zum ersten Fachforum "Schulische Schutzkonzepte" getroffen. Eingeladen hatten die Europa-Universität Flensburg (EUF) und das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH).

Steigenden Zahlen von Kindern und Jugendlichen, die von sexueller Gewalt betroffen sind

In Schleswig-Holstein sind Schulen seit letztem Jahr gesetzlich dazu verpflichtet, ein "Präventions- und Interventionskonzept insbesondere zu Gefährdungen im Zusammenhang mit sexualisierter, psychischer und körperlicher Gewalt" zu entwickeln. Hintergrund dieser Schutzkonzepte sind die steigenden Zahlen von Kindern und Jugendlichen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Laut offiziellen Statistiken der Polizei aus dem Jahr 2022 werden im Durchschnitt jeden Tag 48 KinderOpfer sexueller Gewalt, sind die polizeilich bekannten Fälle von Missbrauchsdarstellungen im Vergleich zum Vorjahr um 10,3% auf 48.800 Fälle gestiegen und hat sich seit 2018 die Zahl der Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen mehr als verzwölffacht. Es ist daher dringend nötig, dass Schulen im Verdachtsfall schneller, besser und professioneller helfen können. Gerade in Verdachtsfällen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendliche ist diese Professionalisierung zwingend notwendig, da Fehler im Hinblick auf eine mögliche Strafverfolgung zumeist nicht verziehen werden.

Entwicklung von Schutzkonzepten schwierige Aufgabe

"Die Entwicklung der Schutzkonzepte stellt Schulen allerdings vor eine schwierige Aufgabe", erklärt Simone Pülschen, Juniorprofessorin für Pädagogik und interdisziplinäre Kooperation im Kontext sexueller Gewalt an der EUF. In der vom BMBF geförderten Nachwuchsforschungsgruppe "Zusatzausbildung "Referenzperson für schulisches Handeln im Kontext sexuellen Kindesmissbrauchs(RPSKM)entwickelt sie ein Curriculum für eine Zusatzausbildung, mit dem Lehramtsstudierende, Lehrkräfte und andere Fachkräfte aus dem Kinderschutz  in die Lage versetzt werden, in den Schulen, an denen sie (später) tätig sind oder die sie als externe Fachkräfte beraten, in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und einem Projektteam ein Schutzkonzept zu entwickeln.

Eine sichere Schule für alle

"Es geht darum, eine sichere Schule für alle zu schaffen", sagt Heike Teske, die im IQSH im Zentrum für Prävention für dieses Thema zuständig ist. "Dafür braucht es eine Kultur des Hinsehens und des professionellen Handelns, insgesamt mehr Handlungssicherheit, schulinterne Interventionsketten und ein abgesichertes externes Netzwerk."

Zentrale Gelingensbedingung: Externe Kooperationen

Das erste Fachforum "Schulische Schutzkonzepte" diente vor allem dem Austausch. "Eine zentrale Gelingensbedingung für die Entwicklung von Schutzkonzepten sind Kooperationen mit externen Institutionen, wie Fachstellen innerhalb der Schullandschaft, etwa Schulpsychologie oder Lehrerausbildungs- und -fortbildungsinstitute, anderen staatlichen Institutionen wie Jugendämtern oder Polizei sowie spezialisierten Fachberatungsstellen, die das System Schule kennen und verstehen", betonte Simone Pülschen in ihrem Vortrag. Heike Teske stellte mit dem Leitfaden der Kultusministerkonferenz "Kinderschutz in der Schule" eine Handreichung vor, die aus der schulischen Praxis heraus aufzeigt, wie Schulen einzelne Prozessschritte in Angriff nehmen und Abläufe strukturiert werden können. Regine Derr vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München präsentierte Ergebnisse der Begleitforschung des DJI zur Schutzkonzeptentwicklung. Mit einem Überblick über das vom BMBF geförderte Verbundprojekt SchuLae gab sie zudem einen Ausblick auf Ergebnisse zu Entwicklung und Wirkung von Schutzkonzepten in Schulen im Längsschnitt. Im Anschluss präsentierten verschiedene Organisationen, Institute und Initiativen ihre Angebote zur Unterstützung der schulischen Entwicklung von Schutzkonzepten.

Beginn einer Veranstaltungsreihe

Dieses erste Fachforum markiert den Beginn einer Veranstaltungsreihe, die dazu beitragen soll, schulische Schutzkonzeptentwicklung zu professionalisieren. Im Rahmen weiterer Veranstaltungen sollen Angebote für Schulen Anfang kommenden Jahres folgen.