Florian Bruckmann, seit Dezember 2022 Professor für katholische Theologie am Seminar für Katholische Theologie in der Fakultät III der Europa-Universität Flensburg, lud seine Gäste zu einer Traumreise an den Strand ein. Im Rahmen seiner Antrittsvorlesung stellte er anschließend "vier theologische Gedanken des Dämmerns" vor.

Der erste Gedanke bezog sich auf die Besonderheit der universitären theologischen Lehre. Zwischen Wertevermittlung und Wahrheitsverpflichtung eröffne die konfessorische Dimension des Lehrenden einen höchst spezifischen Weltzugang, so Bruckmann.  Der zweite Gedanke betonte die Bedeutung der "Nachhaltigkeit, theologisch spreche ich lieber von Bewahrung der Schöpfung". Im drittenGedanken erläuterte Bruckmann sein Verständnis von Offenbarung als "Situationen, in denen urplötzlich etwas aufscheint, was es vorher zwar als Möglichkeit gegeben hat, was aber noch niemand gesehen hat und was bis dahin niemand für möglich gehalten hat" mit Filmausschnitten aus Fußballspielen. Der vierte Gedanke war schlicht mit "Armut" überschrieben. Gegen das "sich selbst ermächtigende Ich" der Moderne trat Bruckmann dabei für ein Subjektdenken ein, das vom Nicht-können inspiriert ist, das arm ist, und fragte. "Wie wäre es, wenn wir Religionsunterricht an den Schulen unseres Landes so durchführen würden, dass er nicht einfach Weitergabe von Religionswissen ist, sondern Persönlichkeitsbildung dadurch, dass wir lernen, die Perspektive von Ausgegrenzten, Armen, Gedemütigten und Randständigen einzunehmen?" Die vier Gedanken zusammenfassend schloss Bruckmann seinen Vortrag mit der Selbstbeschreibung: "Als Theologie-Professor bin ich konfessorisch, mahnend-nachhaltig, auf öffnende Phänomene verwiesen und nehme die Perspektive der Armut ein."

An der Antrittsvorlesung nahm auch Erzbischof Dr. Stefan Heße teil. Er freute sich sehr, dass Florian Bruckmann mit seinem Team der katholischen Theologie im traditionell evangelischen Norden ein Gesicht gibt. "In der katholischen Theologie liegen wichtige Ressourcen, die wir zur Bewältigung der vielen Herausforderungen heutzutage dringend benötigen. Professor Bruckmann schöpft aus diesen Ressourcen und bringt sie kreativ in den Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fächern und Disziplinen ein. Die Katholische Theologie an der Europa-Universität Flensburg ist für die Ausbildung der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer und den interdisziplinären Austausch in Flensburg und darüber hinaus ein großer Gewinn", erklärte der Erzbischof.

Auch für Uni-Präsident Prof. Dr. Werner Reinhart markiert die Antrittsvorlesung einen wichtigen Moment: "Die Kirchen haben sowohl bei der Entwicklung Europas als auch bei der Entstehung der Universitäten eine bedeutende Rolle gespielt. Bei uns im Norden ist die katholische Theologie ein kleines Fach – und genau diese kleinen Fächer stehen oftmals für einen großen, bedeutenden und zukunftsweisenden Wissensfundus, für Interdisziplinarität, Internationalität und Innovation. Angesichts der Aufgeschlossenheit der Katholischen Kirche gegenüber Fragen der interdisziplinären Zusammenarbeit gilt dies in einem starken Maß für die katholische Theologie an der EUF."

Florian Bruckmann selbst war zum Feiern zumute: "Denn es großartig, dass es in Deutschland theologische Lehrstühle an Universitäten gibt. Nach Jacques Derrida verpflichten sich alle Professorinnen und Professoren zur Wahrheit. Das gilt für mich als Theologen in besonderer Weise und ich werde nach Kräften daran mitwirken, vom hohen Norden aus unser gesamtgesellschaftliches Tun und Handeln in der BRD zu verändern."

An der EUF besteht die Möglichkeit, Katholische Theologie für das Lehramt an Grund- und Gemeinschaftsschulen zu studieren. Das Institut beteiligt sich vorrangig an der Ausbildung von Lehrkräften, verfügt aber auch über eigene Forschungsschwerpunkte und ist vor Ort gut vernetzt.

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Prof. Dr. Florian Bruckmann (links) und Erzbischof Dr. Stefan Heße

Prof. Dr. Werner Reinhart, Präsident der EUF, Prof. Dr. Manfred Schareck, Rektor der Universität Rostock, Prof. Dr. Florian Bruckmann und Bischof Dr. Stefan Heße