Neuigkeiten aus der Forschungsstelle

Artikel zur Geschichte und Bedrohung der Erinnerungskultur für Sinti und Roma veröffentlicht

«Vielleicht findest du in der Asche der verbrannten Träume deinen Funken ». Zur historischen Genese und spezifischen Bedrohung der Erinnerungskultur für Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, Grenzfriedenshefte 2/2024.

In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 2024 wurde die Skulptur der Gedenkstelle an die Deportation der Sinti:zze und Rom:nja in Flensburg massiv zerstört. Mit ihr wurde 2023 ein für die Schulgemeinschaft und die Stadtgesellschaft würdevoller Erinnerungsort an die 1935 zwangsumgesiedelten und 1940 deportierten Sinti:zze und Rom:nja auf dem Schulgelände der Freien Waldorfschule Flensburg in unmittelbarer Nähe zu dem nur noch ungefähr lokalisierten Platz des früheren Zwangslagers "Steinfelder Weg" geschaffen. Am 25. September wurde die Stele in einem erneuten Gedenkakt aufgestellt.

In dem Artikel "«Vielleicht findest du in der Asche der verbrannten Träume deinen Funken ». Zur historischen Genese und spezifischen Bedrohung der Erinnerungskultur für Sinti und Roma in Schleswig-Holstein" nahmen Sebastian Lotto-Kusche, Michel Meinke und Lona Rieke Vogt diesen Vorfall zum Anlass, um die Geschichte der Erinnerungskultur an die Geschichte von Sinti:zze und Rom:nja in Schleswig-Holstein aufzuarbeiten.  Der Aufsatz erschien Ende 2024 in den Grenzfriedensheften – der Zeitschrift für deutsch-dänischen Dialog.

In dem Aufsatz wird erstmalig ein Überblick über alle Erinnerungsorte für Sinti und Roma in Schleswig-Holstein geleistet, sowie der Denkmalssetzungsprozesses an der Waldorfschule Flensburg beschrieben. Am  Beispiel des Falls von Selma L. werden die mangelhaften Entschädigungsleistungen Deutschlands an Sinti:zze und Rom:nja nach dem 2. Weltkrieg verdeutlicht. Darüber hinaus zeigt eine Untersuchung des rechtsextremen Mordfalls am 19.03.1992 an Ingo Finnern in Flensburg, dass "fehlendes, revisionistisches oder zerstörtes Erinnern an antiziganistische Gewalttaten, ob es nun um den NS-Völkermord geht oder um spätere individuell motivierte Mordtaten" die Möglichkeits- und Sagbarkeitsräume transformiert, sodass die Diskriminierung und die Gewalt gegen die Minderheit Gefahr läuft, wieder aufgenommen zu werden.