Till Irmisch
Aktueller Beruf: Projektreferent "Klimawende von unten" am Umweltinstitut München
Bachelor: Psychologie (B.Sc.)
Mit Till Irmisch haben wir im März/April 2024 gesprochen.
Was machst du heute beruflich?
Das Projekt "Klimawende von unten" wurde von drei Organisationen gegründet: Bürgerbegehren Klimaschutz, Mehr Demokratie und Umweltinstitut München. Bei letzterer bin ich über ein Praktikum während dem Studium in das Projekt gestartet, jetzt bin ich dort hauptamtlich als Referent für Energie und Klima beschäftigt. Unser Ziel ist es, Bürger*innen in ganz Deutschland zu wirksamem Engagement für ernstgemeinten kommunalen Klimaschutz zu ermächtigen und sie dabei zu begleiten. Dafür bieten wir enge individuelle Beratung für lokale Klimagruppen an oder fahren selber deutschlandweite Kampagnen, bei denen sich kommunal Engagierte niedrigschwellig beteiligen können, um in ihrer Stadt echten Wandel voranzutreiben.
In den letzten Jahren wurden durch das Klimawende-Team eine Vielzahl an erfolgreichen Energiewende-Bürger*innenbegehren initiiert, mit denen der lokale Kohleausstieg erzwungen, großangelegte Solarinitiativen gestartet und örtliche Gaskraftwerke abgeschaltet wurden. Auch in Flensburg, wo einige fleißige Unterschriftensammler*innen für unser "Klimabegehren" aus dem Kreise der Transformationsstudien kamen, haben wir die Stadtwerke per Bürger*innenbegehren zum Ausstieg aus Kohle und Gas bis 2035 verpflichtet. Das Studium hat mir dabei die Möglichkeit gegeben, diese Praxiserfahrung mit der theoretischen Komponente zu verbinden, z. B. konnte ich eine Hausarbeit und meine Masterarbeit über das Thema Energiewende und Bürger*innen-Beteiligung schreiben.
Warum hast du dich dazu entschieden Transformationsstudien zu studieren?
In meinem Bachelor habe ich mich intensiv mit dem menschlichen Individuum auseinandergesetzt. Für mich war es wichtig, zu verstehen, wie Menschen funktionieren – denn in meiner Theorie von Veränderung müssen Menschen diese Veränderung vorantreiben. Trotzdem war mir die Umweltpsychologie als Themenfeld bald zu einseitig, gesellschaftliche Strukturen wurden dort oft komplett ausgeklammert. Veränderung kann man nicht nur durch individuelles Konsumverhalten erreichen – stattdessen müssen wir uns als Bürger*innen gemeinsam organisieren, um die Struktur unseres Zusammenlebens grundlegend zu ändern. Nur so können wir planetare Grenzen wahren und dem guten Leben für alle einen Schritt näher kommen.
Was möchtest du den Studierenden mit auf den Weg geben?
Lieber eine unperfekte Entscheidung treffen, als gar keine. Meistens ist sie gut genug! Denn ohne Entscheidungen kommen wir nie ins Handeln und reden uns weiter den Mund fusselig.