Mal angenommen: "Wirtschaft ohne Wachstum? Was dann?"

Im Tagesschau Podcast wird auf die Ergebnisse des Forschungsprojekts GIVUN des NEC verwiesen.

Unter dem Titel "Wirtschaft ohne Wachstum? Was dann?" erschien am 21.09.2023 die neueste Folge des Tagesschau Zukunfts-Podcasts "mal angenommen", in dem die Moderator*innen Justus Kliss und Vera Wolfskämpf in einem Gedankenexperiment über die mögliche Umsetzung der Gemeinwohlökonomie diskutieren. Dafür laden sie Expert*innen aus verschiedenen Bereichen wie Politik, Wissenschaft oder Kultur ein, um gemeinsam die möglichen Auswirkungen und Konsequenzen der vorgestellten Situationen zu analysieren und interessante Perspektiven und Einschätzungen gewinnen.

In dieser Folge wurde Dr. Josefa Kny, Politikwissenschaftlerin und Zukunftsforscherin an der TU Berlin, dazu gefragt, ob es auch in größeren Konzernen möglich ist, Gemeinwohl über Gewinn zu stellen. In ihrer Dissertation "Too big to do good? Eine empirische Studie der Gemeinwohlorientierung von Großunternehmen am Beispiel der Gemeinwohl-Ökonomie" untersuchte sie als ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Norbert Elias Centers (NEC), ob sich große Konzerne auch nach sozialen und ökologischen Werten ausrichten können. Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das den Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung legt. Unternehmen, die sich nach der GWÖ ausrichten, berücksichtigen nicht nur ökologische und soziale Aspekte, sondern auch ethische und transparente Geschäftspraktiken.

Im Gespräch mit Moderatorin Vera Wolfskämpf erläuterte Josefa Kny, dass das Handeln großer Konzerne sowohl in der kapitalistischen Wirtschaftsweise (Gewinnmaximierung, internationaler Wettbewerb) als auch in den Beharrungstendenzen der Menschen in Unternehmen eingebunden ist.

Gerade bei großen Unternehmen, die kapitalmarktorientiert sind, geht es vor allem darum, schnell und kurzfristig Gewinne zu maximieren und alles andere wird nur dann getan, wenn es dafür rechtliche Vorgaben gibt. Also wenn man es tun muss. Und eigentlich sind die Spielräume aber größer. (Josefa Kny)

Sie plädiert deswegen dafür, neben den vorhandenen rechtlichen Vorgaben für Unternehmen, wie das Lieferkettengesetz, auch andere Anreizstrukturen zu schaffen, die eben ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. Aber auch in der Gesellschaft braucht es statt dem Messen von Status und Leistung anhand des Geldwertes oder der Besitztümer eine viel stärkere Ausrichtung an die eigenen Grundbedürfnisse.

Das Forschungsprojekt Gemeinwohl-Ökonomie im Vergleich unternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien (GIVUN) des Norbert Elias Center untersuchte dafür die Wirkungen einer betrieblichen Gemeinwohlorientierung auf die konkreten Arbeits- und Produktionsbedingungen (insbesondere in Hinblick auf ökologische Effekte) sowie die Exploration der Skalierungs- und Diffusionsbedingungen der GWÖ für Großunternehmen.

Den Podcast können Sie hier in Gänze anhören