Handreichung: Genug Stadt Krisen

Impulse für eine suffizienzorientierte Stadtentwicklung und nachhaltige Bodenpolitik

Vielerorts wächst der Druck auf Städte. Bisher galt es als probates Mittel, die Probleme vor allem durch mehr Wachstum zu lösen. Das Anlocken zahlungskräftiger Einwohner*innen und Unternehmen war dabei essenziell, um die Einnahmen zu steigern. Doch Boden ist endlich. Ein hoher Flächenverbrauch führt zu Flächenknappheit und hohen Bodenpreisen. Neben dem akuten Mangel an bezahlbarem und angemessenem Wohnraum stehen Städte aktuell vor der Herausforderung, wirksame Maßnahmen gegen den übermäßigen Naturverbrauch zu finden und die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Inmitten dieser Vielfachkrise müssen Städte und Gemeinden ihre Daseinsvorsorge und Infrastruktur so umgestalten, dass ein lebenswertes Zusammenleben und nachhaltiges Wirtschaften überhaupt möglich wird. Vor diesem Hintergrund rückt eine bislang oft vernachlässigte Nachhaltigkeitsstrategie in den Fokus: Suffizienz. Dieser Ansatz setzt vor allem auf soziale Innovationen – auf Verhaltensänderungen statt auf zerstörerisches Wachstum. Suffizienz in der Stadtentwicklung zielt dabei darauf ab, urbane Systeme ressourcenschonend und sozial-gerecht umzugestalten und nicht-nachhaltige Praktiken zu beenden. Die Publikation "Wie wird weniger genug?" (2021) hat vor diesem Hintergrund bereits zentrale Erkenntnisse zur Frage vorgelegt, wie Suffizienz in der Stadtentwicklung wirksam werden kann.

Die aktuelle Handreichung "Genug Stadt Krisen. Mit Suffizienz und nachhaltiger Bodenpolitik für lebenswerte Kommunen sorgen" knüpft an diese Erkenntnisse an und vertieft sie, indem sie konkrete Instrumente für eine suffizienzorientierte Stadtentwicklung beleuchtet. Die Handreichung geht der Frage nach, wie Städte und Gemeinden ein "Genug für alle" erreichen können. Die Auseinandersetzung mit Flächenverbrauch und Boden als Gemeingut steht dabei im Mittelpunkt. Die Beiträge fassen zentrale Erkenntnisse aus den letzten zwei Jahren gemeinsamer transdisziplinärer Forschung der Stadt Flensburg und des Norbert Elias Centers for Transformation Design & Research der Europa-Universität Flensburg zusammen. Sie diskutieren insbesondere bodenpolitische Instrumente wie das Erbbaurecht und die Konzeptvergabe sowie Fragen der Messbarkeit. Ergänzt wird dies durch externe Perspektiven aus Forschung und Praxis, vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten über das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und den Deutschen Städtetag bis hin zu konkreten Projekten wie dem Gröninger Hof in Hamburg oder der Montag Stiftung Urbane Räume.

Die Publikation richtet sich an Menschen aus der kommunalen Verwaltung und Politik, Planungs- und Architekturbüros, der Immobilienwirtschaft und an die interessierte Öffentlichkeit. Sie bietet allgemeinverständliche Übersichten und Impulse für konkrete Ansatzpunkte einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung, in der ökologische und soziale Anforderungen zusammen gedacht und nicht gegeneinander ausgespielt werden, wie es derzeit beispielsweise im Wohnungsbau häufig zu beobachten ist.

Hier geht es zum kostenfreien Download der Handreichung

MIT BEITRÄGEN VOM EHEMALIGEN EHSS-TEAM: Michaela Christ, Henning Brüggemann, David J. Petersen, Johanna Carstensen, Claudia Takla Zehrfeld, Jonas Lage und Levke Mahrt.

MIT IMPULSEN VON Susanne Wartzeck und Jan O. Schulz (Bund Deutscher Architektinnen und Architekten), Patrick Zimmermann (ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg), Björge Köhler, Birgit Schlüter und Dorothea Heintze, (Gröninger Hof eG), Felix Rebers (CITYFÖRSTER architecture + urbanism), Dirk Gansefort (Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen), Dirk Löhr (Hochschule Trier / Umwelt-Campus Birkenfeld), Mona Gennies und Lisa Hahn (Montag Stiftung Urbane Räume), Hilmar von Lojewski (Deutscher Städtetag) und Annika Hock (BBSR – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung).

Die Publikation ist im Rahmen des Forschungsprojektes "Entwicklungschancen und -hemmnisse suffizienzorientierter Stadtentwicklung II" (EHSS II) entstanden. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. In dem transdisziplinären Projekt sind die Stadt Flensburg und das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research der Europa-Universität Flensburg gemeinsam der Frage nachgegangen: Wie muss ein Stadtquartier gestaltet sein, damit Menschen dort gut leben können und möglichst wenig Ressourcen verbrauchen? 

Die Laufzeit des Gesamtprojekts EHSS begann im August 2017 und endete im September 2023.

Petersen, David J. / Christ, Michaela / Carstensen, Johanna (Hrsg.) (2023): Genug Stadt Krisen. Mit Suffizienz und nachhaltiger Bodenpolitik für lebenswerte Kommunen sorgen. Flensburg: Europa-Universität Flensburg / Stadt Flensburg.