Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Das Leitbild der „Nationalliteraturen“ löst sich auf
Goethes "Faust", Adıvars "Sinekli Bakkal" oder Puschkins "Ewgenij Onegin" sind Klassiker deutscher, türkischer oder russischer Nationalliteraturen und als solche verpflichtende Schullektüre.
"Dieses lang tradierte, in vielen Unterrichtsszenarien immer noch weiter getragene Leitbild der ‚Nationalliteraturen‘ wird vor dem Hintergrund globaler und postkolonialer Literaturen immer stärker in Frage gestellt", erklärt Dr. Isabelle Leitloff, Koordinatorin des Projekts "Internationalisierung der Lehrkräftebildung @ home: Interkulturelle Literatur als Modul". Im Rahmen dieses Projekts entwickeln die Wissenschaftler*innen Bockmann, Brink, Leitloff und Patrut aus den Fächern Germanistik und Romanistik der Europa-Universität Flensburg ein Modellmodul zu Literatur und Interkulturalität. Dessen Ziel ist die Internationalisierung der Lehrkräftebildung @home mithilfe literarischer Texte und Perspektivwechsel durch transnationale Seminare.
Digitale transnationale Seminare im Teamteaching-Format
Denn Deutschlands angehende Lehrkräfte arbeiten in einem zunehmend globalisierten Umfeld. Um in diversen, plurikulturellen und mehrsprachigen Klassenzimmern gut zu unterrichten, benötigen sie internationale Erfahrungen und interkulturelle Kompetenzen. Literarische Texte mit interkulturellem Potential vom Mittelalter bis zur Gegenwart werden als Reflektoren gesellschaftlicher Verhandlung politischer und diskursiver Grenzziehungen sowie damit einhergehender Machtfragen untersucht; so aufgefasst eignen sie sich als Grundlage für Blended-learning-Unterrichtsmodule, die an unterschiedlichen Universitäten im internationalen Kontext eingesetzt werden. "Dazu finden an der EUF seit mehreren Jahren transnationale Seminare im Teamteaching-Format statt, die im digitalen Raum Studierende aus Deutschland mit Studierenden aus Rumänien, Frankreich und Brasilien (und vor dem Krieg auch mit Russland) zusammenbringen.", skizziert Leitloff.
Tagung zum digitalen und kulturellen Wandel der Literaturwissenschaften und - didaktik
Vom 8. – 10. September beschäftigt sich die Tagung "Transnationale und interkulturelle Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik. Konzeptionelle und digitale Transformationen"an der Europa-Universität Flensburg mit diesem Wandel der Literaturwissenschaften und Literaturdidaktiken im Kontext universitärer Bildung, ein Wandel, der mit dem Leitbild der "Nationalliteraturen" bricht. Digitalisierungsbeschleunigung – auch aufgrund der Corona-Pandemie – haben diesen Wandel noch verstärkt.
Fragen zu Interkulturalität und Internationalität der Lehrkräftebildung
Im Kontext dieses interkulturellen, globalen und digitalen Wandels stellt die Tagung Fragen wie diese: Welche Innovationen im Bereich der Literaturwissenschaften und Literaturdidaktiken sind durch die konzeptionellen und digitalen Transformationsprozesse entstanden? Wie verändern sich die Philologien, namentlich die Literaturwissenschaften und damit auch das Bildungsprofil angehender Lehrkräfte? Und in welche Richtung lässt sich dieser Wandel weiter denken? Welche Lehrformate, Unterrichtsmodule und Projekte haben sich in universitären Kontexten entwickelt? Welche werden in Zukunft Bestand haben und konzeptuell transformiert? Gibt es spezifische Strategien, die internationale Begegnungen und interkulturellen Austausch in Lehre und Forschung trotz eingeschränkter Mobilität und ökonomischer Mittel ermöglichen? Wie lässt sich Interkulturalität und Internationalisierung in der Lehrkräftebildung angesichts dieser Prozesse zukunftsfähig gestalten?
Die Tagung findet hybrid statt. Vortragssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.