Bild einer Frau, die sich Notizen macht
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„Viktimisierung trägt zur sozialen Ungleichheit in Bildungsverläufen bei“

Bildungsgerechtigkeit im Fokus des Statustreffens der Nachwuchsforschungsgruppen

"Forschung zu sexualisierter Gewalt an Schulen muss integraler Bestandteil der Bildungsforschung sein und bleiben." Dieses Fazit formulierte Prof. Dr. Heinz Kindler vom Deutschen Jugendinstitut in seiner Keynote beim Statusseminar der Nachwuchsforschungsgruppen in der empirischen Bildungsforschung an der Europa-Universität Flensburg. Kinder und Jugendliche, die Opfer von psychischer und/oder physischer Gewalt geworden sind, zeigen demnach zum Beispiel Konzentrationsprobleme und Verhaltensauffälligkeiten, haben ein geringeres Selbstvertrauen, eine schlechtere emotionale Selbstregulation, ein geringeres Sicherheitsgefühl und ziehen sich sozial eher zurück. Viktimisierung, so die These des renommierten Psychologen, trägt damit zur sozialen Ungleichheit in Bildungsverläufen bei.  Wer Bildungsgerechtigkeit schaffen will, muss daher auch die strukturellen, situativen und persönlichen Faktoren erforschen, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Opfer von psychischer und physischer Gewalt werden.

Wie muss Bildung heute gestaltet sein?

Anfang Oktober haben sich Vertreter:innen von Nachwuchsgruppen in der empirischen Bildungsforschung zu einem Statusseminar an der Europa-Universität Flensburg (EUF) getroffen. Gemeinsames Ziel der zehn geförderten Projekte ist die anwendungs- und gestaltungsorientierte empirische Erforschung der Frage, wie Bildung heute gestaltet werden sollte, um gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern und alle Menschen bestmöglich zu fördern. Die Forschung soll dazu beitragen, Stärken und Schwächen des deutschen Bildungssystems zu identifizieren. Der Transfer und die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Bildungspraxis gehören zu ihren Aufgaben.

Verschiedene Schwerpunkte zum Thema Bildungsgerechtigkeit

Ziel des Treffens war es, die zehn geförderten Projekte inhaltlich zu vernetzen und gemeinsame Initiativen im jeweiligen Themenfeld anzustoßen.  Organisiert wurde das Treffen mit Unterstützung des Zentrums für Bildungs-, Unterrichts-, Schul- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS) von Prof. Dr. Simone Pülschen, Leiterin der Nachwuchsgruppe "Referenzperson für schulisches Handeln im Kontext sexuellen Kindesmissbrauchs (RP SKM)", und Prof. Dr. Tamás Jules Fütty, Leiter der Nachwuchsgruppe "Gender 3.0".

"Wir arbeiten alle in unterschiedlichen Themenfeldern, beschäftigen uns aber alle mit unterschiedlichen Schwerpunkten mit dem Thema Bildungsgerechtigkeit", erklärte Prof. Dr. Simone Pülschen im Anschluss. 

An der EUF forschen drei Nachwuchsgruppen zu Bildungsprozessen

An der Europa-Universität Flensburg (EUF) forschen derzeit insgesamt drei Nachwuchsgruppen zu unterschiedlichen Aspekten institutioneller Bildungsprozesse. Die Nachwuchsgruppen "Referenzperson für schulisches Handeln im Kontext sexuellen Kindesmissbrauchs" (RP SKM) und "Gender 3.0" werden im Rahmenprogramm Empirische Bildungsforschung gefördert. Die Nachwuchsgruppe "Kontinuitäten und Neuformierungen von institutionellem Rassismus in der Schule" (KoNIR) hat Prof. Dr. Anja Steinbach an die EUF geholt. Die Gruppe ist eine von bundesweit fünf, die in der Förderlinie Rechtsextremismus- und Rassismusforschung gefördert werden.