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„Jede und jeder Einzelne ist ein Gesicht der Hoffnung“
Sandra Gerken, Bevollmächtigte des Landes Schleswig-Holstein beim Bund, hat heute (22.06.2023) die Wasatia Graduate School an der Europa-Universität Flensburg besucht. Im Gespräch mit den Promovierenden des interdisziplinären, transnationalen und multireligiösen Promotionskollegs hob Gerken die Bedeutung des Kollegs für die Suche nach Lösungsmöglichkeiten in weltweiten Konflikten hervor. "Ich bin sehr beeindruckt von dem Engagement, den persönlichen Veränderungsprozessen und der Vielfalt der wissenschaftlichen Perspektiven der internationalen Studierenden. Flensburg mit seiner Geschichte des deutsch-dänischen Versöhnungsprozesses und der hohen Sensibilität für Minderheiten ist ein guter Standort für dieses wissenschaftliches Kolleg, das zu und für Frieden und Konfliktlösung forscht."
Projektkoordinatorin Dr. Zeina Barakat dankte der Staatssekretärin für ihren Besuch: "Ihre Unterstützung wird viel dazu beitragen, diese Welt für künftige Generationen besser zu machen", erklärte sie.
Insgesamt waren alle elf Promovierende an dem Treffen beteiligt, einige davon online zugeschaltet. Die Promovierenden stellten Ihre Biographie, ihre Dissertationsthemen und die Bedeutung des gemeinsamen Forschungskollegs dar.
Der Friedens- und Konfliktforscher Faris Said aus Palästina etwa beschäftigt sich in seiner Dissertation mit Narrativen des palästinensisch-israelischen Konflikts als einem Schlüssel für den Aufbau von Frieden. Für ihn ermöglicht die Wasatia Graduate School eine Metaperspektive: "Wir können uns hier beide Seiten des Konflikts wissenschaftlich fundiert anschauen. Die internationale Zusammensetzung unserer Gruppe hilft uns dabei, unsere eigene akademische Forschung kulturell aufmerksam und kritisch zu reflektieren."
Die albanische Politikwissenschaftlerin Tea Hodaj, Spezialistin für internationale Beziehungen, sucht in literarischen Texten des westlichen Balkans Spuren des politischen Denkens im nationalen Geschichtsbewusstsein. "Für mich ist der interdisziplinäre Zugangs der Graduate School der größte Vorteil, weil wir uns auch aus literarischer, religiöse, regionaler oder historischer Perspektive mit dem Thema Konfliktforschung beschäftigen."
Aus Simbabwe stammt der Religionswissenschaftler Langton Muchenjekwa. Unter der Überschrift: "Religion und Versöhnung: Der Fall des GukurahundiMassakers" Untersucht er VölkermordGukurahundi, dem zwischen 1982 und 1987 10 000 Menschen in Simbabwe zum Opfer fielen. "Die Wasatia Graduate School hilft mir, unterschiedliche Kulturen und Religionen besser zu verstehen. Das wiederum ist sehr wichtig für meine Arbeit, in deren Mittelpunkt die Frage danach steht, unter welchen Bedingungen und auf welche Weise Religion in Versöhnungsprozessen eine positive Rolle spielen kann."
Das Thema der Psychologin und Politikwissenschaftlerin Anna Lichnitzer aus Israel lautet "Überwachung in Israel – Palästina". "In Israel haben wir die als Akademikerinnen zwar Möglichkeit, die Unterdrückung der Palästinenser zu beleuchten und kritisieren", erklärt sie. "Was wir aber nicht haben, ist die Möglichkeit, mit der anderen Seite zu kooperieren. Das ist nur hier möglich. Ich schätze hier die Möglichkeit der ‚Nicht-Naivität‘, indem ich nicht nur von der Seite akademisch versiert politisches Handeln kritisiere, sondern in einer tatsächlichen Kooperation eine Atmosphäre des Friedens schaffen kann."
Ein Zeichen der Hoffnung
Prof. Dr. Werner Reinhart, Präsident der Europa-Universität Flensburg, war beeindruckt von der Friedens-Expertise der Promovierenden. "Wir leben in politisch schwierigen Zeiten", erklärte der Präsident. "Jede und jeder Einzelne dieser Promovend*innen ist ein kleines Zeichen der Hoffnung".