Bild einer Frau, die sich Notizen macht
Bild einer Frau, die sich Notizen macht

Innovative Lehrformate

Fünf Lehrveranstaltungen wurden in diesem Semester mit dem Lehrfonds ausgezeichnet

Ökonomische Experimente, transnationale Verflechten am Beispiel von Namibia und Nordfriesland, inklusiver Fremdsprachenunterricht, Minderheitenpädagogik und ein Sport:labor – insgesamt fünf Lehrveranstaltungen der Europa-Universität Flensburg (EUF) erhielten in diesem Semester eine Förderung durch den Lehrfonds.

"Bereits zum fünften Mal hat das Präsidium der EUF in diesem Semester neuartige oder ungewöhnliche Lehrkonzepte mit dem Lehrfonds gefördert", erklärt Prof. Dr. Jürgen Schwier, Vizepräsident für Studium, Lehre und Digitalisierung. "Damit wollen wir helfen, die vielen tollen Lehr-Projekte zu realisieren, die ohne finanzielle Unterstützung nicht umsetzbar wären."

Im Frühjahrssemester 2023 wurden folgende Projekte gefördert:

Politik und Wirtschaft in der Vermittlung

Im Seminar von Dr. Ann-Katrin Beckmann vom Internationalen Institut für Management und ökonomische Bildung haben Studierende des M.Ed. Lehramt an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien im Fach Wirtschaft/Politik handlungsorientierte und innovative Unterrichtsmaterialien zum Thema "marktwirtschaftliche Prozesse" entwickelt. Dazu gehörten unter anderem spielerische Zugänge wie Exitgames, Spielbretter oder auch ökonomische Experimente. Die Erfahrung des jeweils anderen studierten Fachs wurde mit einbezogen und damit interdisziplinäre Ideen ermöglicht. Von besonderer Bedeutung waren inklusive und differenzierte Zugänge, die in tradierten Materialien bislang oft nur randständig behandelt werden. Das entwickelte Material haben Lehrkräfte in einer Fortbildungsveranstaltung getestet. Später soll das Material durch die Lehrkräftebildungswerkstatt EULE in der Ausleihe Studierenden und Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden.

Transnationale Perspektiven auf regionale Geographien - Nordfriesland und Namibia

Dr. Inken Carstesen-Egwuom hat in diesem Seminar im B.A. Bildungswissenschaften, Teilstudiengang Geographie, transnationale Perspektiven auf regionale Geographien bearbeitet. Angelehnt an historisch-koloniale Verbindungen zwischen Nordfriesland und Namibia (Deutscher Kolonialismus und Mission, Finanzierung der Eindeichung des Sönke-Nissen-Koogs durch Profite aus Diamantenminen in Namibia, Auswanderung aus Nordfriesland nach Namibia) wurde in diesem Seminar konzeptionell transnational gearbeitet. Ganz praktisch wurde so deutlich, dass die "regionalen Geographien Europas" untrennbar mit "regionalen Geographien in anderen Teilen der Welt" verbunden sind und dass es global miteinander verbundene Herausforderungen gibt.

In realen und virtuellen Exkursionen konnten die Studierenden so explizit und ausdrücklich Formen kooperativer oder konflikthafter Interessen und Nutzungen, räumlicher Planungen und Konzepte aufgreifen. Der Fokus auf die transnationalen Verbindungen stellt eine inhaltliche Neuerung in der Beschäftigung mit dem Thema dar.

Inklusiver Fremdsprachenunterricht (Englisch)

In dem innovativen interdisziplinären Seminar "Inklusiver Fremdsprachenunterricht" im M.Ed. Lehramt Sonderpädagogik wurden Englischdidaktik und Pädagogik bei Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation miteinander verbunden. Ziel war es, angehende (Englisch-Fremdsprachen-, EFL-)Lehrerinnen und Lehrer für barrierefreies Lehren und Lernen zu sensibilisieren. In diesem Frühjahrssemester haben so Bachelor- und Masterstudierende der Pädagogik bei Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation (Europa-Universität Flensburg) und der Sekundarstufe I (PH Heidelberg) intensiv Themen wie Heterogenität, barrieresensibles Lehren/Planen oder unterschiedliche Lernbedürfnisse bearbeitet. Gemeinsam haben die Studierenden so eine Unterrichtsplanung erarbeitet, die auf UDL (Universal Design of Learning) basiert und die verschiedenen Sprachrepertoires der Sekundarschüler in einer Gemeinschaftsschule in Mannheim-Käfertal berücksichtigt. Den EUF- und PH-Studierenden wurde so eine einzigartige Gelegenheit geboten, Unterrichtsentwürfe für die Praxis vorzubereiten. Das Seminar wurde von Prof. Dr. Solveig Chilla und Ekaterina Buchminskaia von der EUF und Prof. Dr. Karin Vogt und Lukas Lepelt von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geplant und durchgeführt.

Minderheiten als Fenster zur Welt: Pädagogik im Zeichen der Vielfalt

Studierende der EUF und der süddänischen Partneruniversität UC SYD haben sich gemeinsam mit philosophischen, historischen, sozialwissenschaftlichen, (sprach-)pädagogischen und didaktischen Aspekten der Minderheitenpädagogik beschäftigt. Themenschwerpunkte waren unter anderem kulturelle Identitäten und Diversität und deren didaktische Aufbereitung für den Unterricht, Seminarsprachen waren Englisch, Dänisch oder Deutsch. Dr. Sandra Frey von der EUF und Camilla Hansen und Hildegunn Juulsgaard Johannesen von der süddänischen Partneruniversität UC Syd haben dieses Seminar gemeinsam mit den Studierenden ein zentrales Thema bearbeitet, das da lautete "Schulen der Zukunft". Wie sollen Schulen in Zukunft aussehen, um interkulturell und inklusiv zu sein? Wie sollten sie sich von aktuellen Schulen unterscheiden? Was sollten die Hauptthemen in solchen Schulen sein? Dieses Seminar ist ein wichtiger Baustein für die Internationalisierung der Lehramtsausbildung der EUF im Rahmen des European Education Pathways.

Sport:labor

Vorbild für dieses Format waren Schüler*innenlabore im MINT-Bereich: Prof. Dr. Dr. Tim Heemsooth und Prof. Dr. Lina Rahlf vom Institut für Sportwissenschaft haben gemeinsam ein "Sport:Labor"zum Thema Gesundheit  entwickelt und damit das Potenzial des Lernens mit Schüler*innenlaboren erstmals im Bereich der ästhetischen Fächer umgesetzt. 

Dazu haben sich Studierende in einer Grundlagenphase mit den Grenzen und Potenzialen außerschulischer Lernorte im Allgemeinen und in Bezug auf Schüler*innenlabore im Speziellen beschäftigt. In der Konzeptionsphase haben sie das Thema Gesundheit fachwissenschaftlich vertieft und im Anschluss thematische Stationen für das Sport:labor entwickelt. Nach einer Evaluationsphase wurde das Sport:labor an einem Kompakttermin mit Oberstufenschüler*innen am Institut für Sportwissenschaft durchgeführt und im Anschluss ausgewertet. Teilnehmen konnten Studierende des M. Ed. Lehramt Gymnasien/Gemeinschaftsschulen, Teilstudiengang Sport sowie Studierende aus den M.Ed.Studiengängen Vocational Education und Sonderpädagogik.

Ermöglichung und Würdigung

"Ich freue mich sehr darüber, dass wir fünf innovative und inhaltlich relevante Lehrformate auszeichnen konnten, die auf unterschiedliche Weisen das interdisziplinäre und forschungsorientierte Lernen fördern oder zur Internationalisierung der EUF beitragen", betonte Prof. Dr. Jürgen Schwier, Vizepräsident für Studium, Lehre und Digitalisierung. "Und ich hoffe auf rege Beteiligung im nächste Semester – es ist auch schön, dass wir die tollen Lehrleistungen des EUF-Kollegiums mit dieser finanziellen Unterstützung würdigen können."