Bild einer Frau, die sich Notizen macht
Bild einer Frau, die sich Notizen macht

Gedenkstelle für deportierte Sinti und Roma aus Flensburg

Wissenschaftliche Begleitung durch EUF-Historiker Sebastian Lotto-Kusche

Auf dem Gelände der Freien Walddorfschule Flensburg wurde eine Gedenkstelle für die verfolgten Sinti und Roma eröffnet. Initiiert wurde die "Gedenkstelle Steinfelder Weg"  von der Freien Waldorf Schule Flensburg, in Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg und dem Schleswig-Holsteinischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma e.V. Die Kosten von rund 34 000 Euro sind vorwiegend durch Spenden finanziert. Schirmherrin ist Flensburgs ehemalige Oberbürgermeisterin Simone Lange.

Lange vergessen

Von 1935 bis 1940 lebten die Sinti und Roma in einem Barackenlager in Flensburgs Südstadt nahe dem Gelände der heutigen Freien Waldorf Schule Flensburg.  Mindestens 22 von ihnen starben nach der Deportation 1940 an den Folgen von Zwangsarbeit, Krankheiten, Seuchen, Unterernährung, willkürlicher Gewalt der Bewacher oder aufgrund ungeklärter Umstände. Das Lager war lange in Vergessenheit geraten. Generell gab es lange Zeit kaum öffentliches Interesse, das Schicksal der Sinti und Roma aufzuarbeiten.

Wissenschaftliche Begleitung durch Antiziganismus-Experte Lotto-Kusche

Die wissenschaftliche Begleitung der "Gedenkstelle Steinfelder Weg"  übernahm Dr. Sebastian Lotto-Kusche, seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. im Bereich der Zeitgeschichte, der Minderheitengeschichte, der Nachgeschichte des Nationalsozialismus in der BRD und der Begriffs- und Diskursgeschichte. In seiner Promotion beschäftigte sich Lotto-Kusche mit der Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma in der NS-Zeit durch die Bundesrepublik Deutschland 1945-1990.

Endlich Gedenken an einem würdigen Ort

Sebastian Lotto-Kusche ist froh über die Initiative der Freien Waldorf Schule Flensburg, an das ehemalige Barackenlager und die Deportation der Flensburger Sinti und Roma zu erinnern. "Endlich wird den 44 Flensburgerinnen und Flensburgern an würdigem Ort gedacht, von denen mindestens die Hälfte die Deportation im Mai 1940 ins ‚Generalgouvernement‘ nicht überlebte", erklärt er. "Das Projekt ist eine wunderbare Kooperation zwischen Universität und Stadtgesellschaft gewesen. Für die Erinnerungskultur Flensburgs ist die Eröffnung der Gedenkstelle ein großer Fortschritt. Bislang fehlt es leider noch an einem koordinierten Konzept dazu, dass die diversen Themen bündelt und miteinander abstimmt."

Sebastian Lotto-Kusche hat seine Forschungsergebnisse zu der bislang immer noch wenig bearbeiteten Geschichte von Flensburger Sinti und Roma nicht nur in der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch darüber hinaus, in den Grenzfriedensheften und dem Beirat für Geschichte zusammengefasst.

Grenzfriedenshefte

Beirat für Geschichte