Laptop und Zeitung
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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der 3-D-Effekt

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Studierende der EUF bauen historisches Messinstrument nach

Das Projekt trägt den Titel: "Konstruktion und Fertigung eines historischen Stereoskopes nach Zeiss". Durchgeführt haben es zwei Studierende im Masterstudiengang "Vocational Education/Lehramt an beruflichen Schulen". Bastian Radde und Julius Hansen-Flüh haben innerhalb von acht Wochen ein historisches Instrument nachgebaut, das Carl Zeiss Jena etwa 1908/1909 auf den Markt brachte: Ein Stereomikrometer. Das Stereomikrometer ist der Messaufsatz für ein Stereoskop.

Vorläufer der 3D-Technik: Tiefeninformationen durch zwei Kamerabilder

"Stereoskopische Geräte verwenden zwei Kamerabilder, je eines für das rechte und linke Auge mit einem leichten Seitversatz aufgenommen, die dieselbe Szene abbilden", erklärt Dr. Andreas Junk, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung "Physik und ihre Didaktik und ihre Geschichte" an der Europa-Universität Flensburg (EUF) das Instrument. "Bei gleichzeitiger Betrachtung werden im menschlichen Gehirn hieraus Tiefeninformationen interpretiert. Für mich als Physiker sind diese Apparate historisch und didaktisch interessant. Zum einen konnte die Physik mit ihnen die Bedingungen des räumlichen Sehens erforschen, zum anderen lassen sie sich auch heute noch im Physikunterricht sehr gut dazu nutzen, um das Tiefensehen und dessen Theorie zu thematisieren. Vom Stereoskop ist es dann mathematisch nicht weit zur heutigen Virtual Reality." Das Stereomikrometer ermöglicht es, aus den stereoskopischen Fotografien Distanzen zu ermitteln.

Lust auf moderne Fertigung eines historischen Instruments

Die Geschichte der Physik ist ein Schwerpunkt der Abteilung Physik an der EUF. In ihrem "Historischen Labor" finden sich neben einer Sammlung von Nachbauten historischer Apparaturen auch einige Originalgeräte. "Wir studieren beide als allgemeinbildendes Fach in unserem Lehramtsstudiengang Physik", erklärt Bastian Radde. "Als Andreas Junk mal durchblicken ließ, dass er für Projekte in der Physikabteilung ein historisches Messinstrument benötigt, hatten wir Lust, diesen Nachbau zu unserem Fachrichtungsprojekt zu machen. Wir wollten dabei die für die Zeit typische Werkstoffe verwenden und diese mit modernen computergestützten Fertigungsverfahren bearbeiten."

Skizzen und Bilder aus alten Bestellkatalogen als Grundlage

Als Grundlage dienten den beiden Studierenden Skizzen und Bilder aus alten Bestellkatalogen des Originalstereoskops nach Zeiss. Daraus erstellten sie erst mit einem CAD-System ein 3-D-Modell, aus dem sie im Anschluss die benötigen technischen Zeichnungen für die CNC-Fertigung ableiteten. "Nicht alles konnten wir entschlüsseln, mit einigem mussten wir kämpfen, etwa mit der Handhabung des Skalensystems oder mit der Bearbeitung des Werkstoffs Messing", sagt Julius Hansen-Flüh.

Didaktisch sinnvoll und historisch spannend

Am Ende ist den beiden Studierenden jedoch in der Werkstatt des "Berufsbildungsinstituts Arbeit und Technik" (biat) ein Nachbau gelungen, mit dem der Physiker Andreas Junk gut arbeiten kann und der Reiner Schlausch als betreuenden Professor für die Berufliche Fachrichtung Metalltechnik beeindruckt. "Die beiden haben eine ausgezeichnete Arbeit deutlich über dem zeitlichen und fachlichen Niveau abgeliefert", erklärt er. Die Liste der historischen Instrumente im "Historischen Labor" der Physik erweitert sich um das Stereomikrometer und die beiden künftigen Lehrkräfte für berufliche Schulen haben auch didaktisch viel gelernt: "Das Instrument ist sehr gut geeignet, um fachübergreifend neben der Nutzung in der Metalltechnik auch im Physikunterricht fundamentale physikalische Grundlagen zu erläutern", finden sie. "Und man kann mit ihm plastisch aufzeigen, wie ein Leben ohne die modernen Hilfsmittel aussah."