Termine der Germanistik

Kolloquium: Kreuzzugstopik und Kreuzzugslyrik


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Prof. Dr. Jörn Bockmann (EUF): Kreuzzugstopik und Kreuzzugslyrik. Überlegungen zu historischen und gegenwärtigen Diskursen in literaturdidaktischer Hinsicht

Kreuzzüge sind in unterschiedlichen Kontexten von der Aufklärung bis in die Gegenwart topisch geworden. Das heißt, sie werden hier nicht als Gegenstand historischen Wissens verhandelt, sondern als Stoff- und Motivrepertoire, als Handlungstableau oder atmosphärischer Hintergrund historistischer Medien. Die Kreuzzugstopoi werden aber auch zeithistorisch als Argumente in politischen Absichten genutzt. Bezeichnenderweise konnte Bin Laden sich ebenso auf die Kreuzzüge berufen wie der gegenwärtige US-Verteidigungsminister mit seinem Deus lo vult-Tatoo.
Der Vortrag stellt eine literaturdidaktische Fragestellung in den Mittelpunkt, die in Bezug auf die heute noch virulente Kreuzzugstopik als Umweg zur historisch aufklärenden Reflexion betrachtet wird. Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine Variante des Theorie-Praxis-Problems, das sich insbesondere in der Behandlung älterer Literatur im Unterricht zeigt. Der avancierten neueren Literaturtheorie nach entfaltet Literatur – wie ihre Interpretation auch – Diskurse über Diskurse, während man in der Vermittlungspraxis in Universität und Schule oft mit einer Auffassung konfrontiert wird, die in überkommenen Deutungsmuster die Sachen selbst abgeschildert sieht.

Wie lässt sich damit umgehen? Auf diese Frage soll anhand prominenter Beispiele der mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik nach Antworten gesucht werden.

Veranstaltungsort: OSL 238

Apl. Prof. Dr. Jörn Bockmann ist für den Bereich Germanistische Mediävistik am Institut für Germanistik der EuF zuständig. Seine Arbeitsgebiete sind u.a.: die Neidhart-Tradition (Diss., München 1998), Diabologie und Dämonologie (Habil. Kiel 2013) sowie Niederdeutsche Sprache und Literatur des Mittelalters (Mediosaxonistik). In seiner wissenschaftlichen Laufbahn war er in verschiedene Forschungsprojekte eingebunden (u.a. zur pragmatischen Literatur, Humanismus, interkulturellen Literaturwissenschaft- und Didaktik).