Beflügelt

Ein Text von Antje Lepthien (Studentin im theaterpädagogischen Zertifikat)

Am 30. April.2022 fand die Erinnerungsveranstaltung BEFLÜGELT in Flensburg statt. Hanna Kalkutschke und Elke Mark regen die Bewohner/-innen von Flensburg an sich mit stadtgeschichtlichen Themen auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung wurde in zwei Hälften geteilt. Der erste Teil bestand aus einer Stadtführung über die Stadttaube und der zweite aus einem Vortrag zur Hexenverbrennung in Flensburg, dem eine gemeinsame Performance zur Erinnerung der Geschichte von Flensburg folgte. Bianca Möller und Hanna Kalkutschke leiteten die Stadtführung an. Die Führung startete mit der rhetorischen Frage: "Wem gehört die Welt?". Die beiden Stadtführerinnen informierten über die Geschichte der Taube und dem Menschen. Die Taube und der Mensch haben früher eng zusammengelebt. Der Taubenkot war ein wertvolles Düngermittel und mit dem Taubenfleisch haben die Menschen sich selbst versorgt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Taube nicht mehr als Haustier gehalten. Durch die Industrialisierung und Massentierhaltung waren die Menschen nicht auf die Tauben angewiesen. Die Taube wurde unbeliebt und noch heute kursieren Lügen über sie, wie beispielsweise deren Ruf mit ihrem Kot die Stadt zu verdrecken. Dies ist allerdings eine Folge derer, dass der Mensch die Taube als Haustier obdachlos gemacht hat und sie seitdem kein Taubenfutter isst, sondern Essensreste, die auf den Straßen zu finden sind. Eine Lösung wäre es den Tauben ein Zuhause in der Stadt an dem sie gefüttert werden zu geben. Ein weiteres, trauriges Schicksal der Taube ist, dass sie zum Taubenrennen gezwungen wird. Die Tauben sind monogame und gleichberechtigte Partner. Sie ziehen ihr Kind gemeinsam auf. Kurz bevor der Nachwuchs kommt, werden die Tauben getrennt. Die getrennte Taube will so schnell es geht zu ihrer Familie zurück. Nur gelingt das nur einer Taube. Die anderen Tauben sterben aufgrund von Erschöpfung, Wetterbedingungen oder ihnen wird der Hals bei der Ankunft umgedreht, weil man sie als langsame Taube in der nächsten Saison nicht gebrauchen kann.

Die Taube wird ausgenutzt für die Unterhaltung der Menschen. Das Tier erfährt vom Menschen Folter und Erpressung. Wer des Weiteren interessiert ist an dem Schicksal der Tauben, kann DEN ZAUBER DER TAUBEN in der Arte Mediathek oder YouTube gucken.

In dem zweiten Teil trug Elke Mark die Recherche über die Hexenprozesse in Flensburg vor. Die Stadtgeschichte wurde künstlerisch auf einer vier Meter langen Papierrolle von Hanna Kalkutschke und Elke Mark zusammengefasst. Die beiden organisieren einen jährlichen Rundgang in Flensburg zu diesem Thema. Der heutige Rundgang führte um die Hafenspitze und beinhaltete eine kollektive Performance. Alle Beteiligten trugen Lichter zum Gedenken an die verfolgten Hexen und Hexer von Flensburg. Die Lichter wurden in regelmäßigen Abständen um den Hafen aufgestellt. Gefolgt war der performative Lauf von Taubengeräuschen, die über einen Lautsprecher auf den Rücken eines Beteiligten, erklangen. So wurden beide Aspekte der Erinnerungsveranstaltung zusammengeführt. Teil des Erinnerungslaufes war die Metallskulptur LILITH, welche jedes Jahr den Standort wechselt. Im Moment ist sie an Deck des Schiffes SØNDERBORG an der Flensburger Hafenspitze zusehen.

Am Ende des Laufes kamen die Beteiligten am Gebäude von HaGe Produktions GmbH am Ballastkai 10a an. Auf den Säulen des Gebäudes wurden von den Künstlerinnen Machteld Aadse und Femke Kempkes aus Amsterdam Light Art mit einem Projektor gezeigt. Sie zeigten gezeichnete und gedruckte Tauben auf einem Projektor. Zur späteren Stunde konnte man die projektzierten Tauben bis zur anderen Hafenseite sehen. Der Ort der Projektion war zum Vorteil der Darstellung gewählt. Durch die Form der Säulen des HaGe Gebäudes, wurden die Tauben bewegt, sodass sie flogen. Dies bildete einen runden Rahmen zum Titel der Veranstaltung BEFLÜGELT.