Astrolabium

Astrolabien sind astronomische Instrumente, die für verschiedene Zwecke wie Zeitmessung, Himmelsnavigation, Astrologie und terrestrische Vermessung verwendet wurden. Unser ebenes Astrolabium ist die Nachbildung eines Instruments, das in der Intarsie des Studiolo des Erzherzogs Federico in Urbino abgebildet ist. Das Originalinstrument befand sich im Musée Anne de Beaujeu und wurde 1977 gestohlen. Die Rekonstruktion wurde von Martin Brunold angefertigt, der seit etwa 1995 als professioneller Astrolabienmacher arbeitet. Das Herstellungsdatum (2004) und das Zeichen des Herstellers (MB) sind zusammen mit der Seriennummer "16" auf der Rückseite der Mater zu sehen, nachdem die Alidade entfernt und das Instrument in seine Einzelteile zerlegt wurde. Unser Astrolabium ist aus Messing gefertigt und hat einen Durchmesser von 13 cm und ein Gewicht von 625 Gramm.

Auf der Rückseite der Mater, unterhalb des Throns, findet man die Signatur des Herstellers des Originalinstruments, nämlich "KP". Auf der Vorderseite des Instruments befindet sich ein Lineal, das früher in den europäischen Astrolabien üblich war, um einige Operationen zu erleichtern. Auf der Rete sind die Koordinaten von 22 Sternen mit Zeigern dargestellt. Die Ekliptik ist in Schritten von einem Grad unterteilt. Das Astrolabium hat drei einsetzbare Platten für die Breitengrade, deren Vorder- und Rückseite für Arbeiten auf den Breitengraden 34°, 38°, 42°, 46°, 50°, 54° des geographischen Nordens vorgraviert sind. Da Flensburg auf 54° 47ʹ liegt, konnte nur eine der Platten mit einer zu erwartenden Abweichung von einem halben Grad geeignet sein. Diese 54°-Platte, die eine von zwei Platten ist, die bei der Rekonstruktion der Nachbildung zusätzlich hinzugefügt wurden, hätte demnach in Neumünster noch präzisere Ergebnisse geliefert.

Jede der Breitengradtafeln hat Almukantare mit 5°-Abständen und Azimute mit 10°-Abständen, Himmelsäquator, Wendekreise, ungleiche Stundenlinien der Nacht nach dem Placidus-Haussystem, die mit europäischen Ziffern und Regiomontanus-Höcker mit römischen Ziffern versehen sind. Einige dieser Elemente deuten auch darauf hin, dass das Instrument nicht nur für die Zeitmessung, sondern auch für astrologische Deutungen bestimmt war. Der Thron weist blattähnliche Verzierungen auf, und sowohl die Rete als auch die Alidade haben an den Ecken drachenkopfförmige Figuren. Die Skala der Glieder ist ebenfalls in Schritte von einem Grad unterteilt und sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite mit europäischen Ziffern in Schritten zu fünf Grad beschriftet.

Wenn das Astrolabium mit den Anpassungen an das Jahr 2023, Flensburg, rekonstruiert würde, könnte es für verschiedene Aufgaben verwendet werden. Zum Beispiel hätte man mit dem Instrument herausfinden können, wann und wo die Sonne auf- und untergeht, wie lange ein Tag und eine Nacht zu einem bestimmten Datum dauern, wie hoch ein Gebäude oder wie breit ein Fluss ist usw. Auch wenn unser Astrolabium nicht so funktionell ist wie ein historisches oder ein rekonstruiertes Astrolabium mit den entsprechenden Anpassungen, kann es doch den wissenschaftlichen Status der Instrumente in der klassischen Astronomie oder die Repräsentativität einer Nachbildung zum Ausdruck bringen.

Wenn Sie sich speziell für dieses Instrument interessieren, lesen Sie bitte den längeren Auszug, den Sie hier herunterladen können. (Nach Angaben von Enes Tepe)

Quellen

Boxer, A. B. (n.d.). Interaktives Astrolabium von Alex Boxer. Astrolabium. Abgerufen am 27. April 2023, von alexboxer.com/astrolabe/

Morrison, J. E. (2009). Das Astrolabium. Classical Science Press.

King, D. A. (2001). Das Astrolabium in der Intarsie des Studiolo des Erzherzogs Federico in Urbino, in The Science of the Ducedom of Urbino, Urbino 2001. [Abrufbar unter https://www.academia.edu/38519710/ASTROLABE_URBINO_INTARSIA_2002_pdf

Stautz, B. (1999). Die Astrolabiensammlungen des Deutschen Museums und des Bayerischen Nationalmuseums. Oldenbourg.