News zum Projekt
Feldreise nach Brüssel
Die Feldarbeit auf EU-Ebene fand im Juni 2022 drei Wochen lang statt. Insgesamt konnten 13 Interviews geführt werden, zwei weitere Interviews wurden von den Akteuren schriftlich beantwortet. Zu den Interviewpartnern gehörten Mitarbeiter der EU-Kommission, die sich mit Fragen der EU-Freizügigkeit befassen, ständige Vertreter der Mitgliedsstaaten im Rat der Europäischen Union, Mitglieder des Europäischen Parlaments sowie Mitarbeiter von Dachverbänden der Gewerkschaften und Arbeitgeber in der EU.
Eine wichtige Beobachtung aus der Feldarbeit ist, dass die Auswanderung im Zusammenhang mit der Freizügigkeit ein sektorübergreifendes Thema ist, das sich nicht in einen bestimmten Politikbereich einordnen lässt. So wird die EU-Auswanderung in Politikbereichen wie der EU-Kohäsionspolitik, der EU-Beschäftigungs- und Sozialpolitik, der EU-Migrationspolitik sowie der EU-Agrarpolitik diskutiert. Die meisten Akteure räumten ein, dass die EU-Auswanderung für einige Beitrittsländer im Osten und Südosten der Europäischen Union ein Thema ist, das ihnen Sorgen bereitet. Es wird davon ausgegangen, dass EU-Maßnahmen wie die Kohäsionsfonds und die Gemeinsame Agrarpolitik die Entwicklung besserer Lebens- und Arbeitsbedingungen unterstützen, die auch die Migrationsentscheidungen der Menschen beeinflussen könnten. Direkte Ausgleichsmaßnahmen für Bevölkerungsverluste, die über die EU-Kohäsionsfonds verwaltet werden, werden von den Befragten anerkannt, aber auch kritisch gesehen.
Die Akteure unterstützten FoM als ein Recht, erkennen aber Braindrain und demografischen Rückgang als Probleme im Zusammenhang mit dem EU-Prinzip an. Das Thema ist relativ neu auf der Agenda der EU. Daher war es sehr interessant zu beobachten, welche Akteure dazu beitragen, die Agenda zu bestimmen, und wie die EU-Auswanderung als ein besorgniserregendes Thema identifiziert wird, während gleichzeitig das Recht auf EU-FoM anerkannt wird.
Die Interviewdaten sind reichhaltig und werden es uns ermöglichen, die EU-Auswanderung als sektorübergreifenden Themenbereich sowie ihre Rahmung durch verschiedene Akteure als ein Thema von EU-Anliegen zu beleuchten.