Valerie Gast
Arbeitgeber und Ort:
Google in Hamburg
Jobbezeichnung:
Global Account Executive
KSM-Abschluss im Jahr: 2011
Mit Valerie Gast sprachen wir im Dezember 2021.
1. Kannst du uns ein wenig über deine Zeit an der EUF und deine Zeit bei dem Studiengang KSM erzählen?
Natürlich! Ich heiße Valerie, und bin in Glücksburg aufgewachsen. Ich habe zuerst Internationale Fachkommunikation, also Technikübersetzen, an der FH Flensburg studiert. Anschließend habe ich ein Praktikum in Hamburg in der Werbestrategie gemacht. Da habe ich schnell gemerkt, dass mir dieser Bereich gefällt. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich mit dem Bachelor in Fachübersetzung sehr speziell aufgestellt bin und dass mich ein breiteres Studium weiterbringen kann. Ich habe mich dann für den Master KSM beworben. Ich habe es sehr genossen KSM zu studieren, da ich vor allem das Grundlagenwissen in den Sprachwissenschaften, Literaturwissenschaften und Medienwissenschaften wahnsinnig interessant fand. Ich war in einem der ersten Master Jahrgänge, und das Programm war damals noch sehr offen; wir Studierenden konnten relativ einfach mitreden, mitgestalten und helfen den Studiengang zu formen.
2. Du hast erwähnt, dass du in Hamburg in der Werbestrategie ein Praktikum gemacht hast. Bist du nach dem Studium auch beruflich in diesen Bereich eingestiegen?
Ja tatsächlich bin ich das. Die Werbestrategie ist in der Werbung ein Spezialfall. Man kennt die klassischen Kundenberater in der Werbung, und dann gibt es noch die Kreativen, die tatsächlich die Ideen haben und ausarbeiten. Werbestrategen arbeiten so ein bisschen als Übersetzer zwischen all diesen Disziplinen. Sie behalten zudem Kultur und Gesellschaft im Auge und vermitteln, wie sich das Konsumentenverhalten verändert, entwickeln Vorschläge wie Marken sich hier sinnvoll platzieren können, und bringen dieses Wissen in den Ideenfindungsprozess ein. Wir arbeiten natürlich auch viel direkt mit Kunden zusammen und führen z.B. durch gemeinsame Workshops.
Ich habe insgesamt etwa 10 Jahre in unterschiedlichen Agenturen und für unterschiedliche Marken gearbeitet, in Frankfurt, London und Hamburg. Ich habe dabei relativ schnell angefangen, mich für Digitale Medien zu interessieren – in der Zeit entstand das Smartphone, Social Networks wie Facebook, oder Plattformen wie YouTube, und auf einmal konnten Marken ganz direkt mit ihren Kunden interagieren. Das war eine sehr kreative und innovative Zeit. Mittlerweile ist auch dieser Bereich stark professionalisiert, und viele Unternehmen geben einen Großteil ihres Werbebudgets für Online Werbung aus – denn die Konsumenten verbringen ja auch immer mehr Zeit online.
3. Was machst du zurzeit beruflich? Ich nehme an du bist noch in der Werbestrategie?
Ich bin immer noch im Bereich der Werbung unterwegs, allerdings nicht mehr in Agenturen. Ich arbeite seit 2019 bei Google Deutschland in Hamburg. Google als Webseite kennt man ja; dahinter steht ein riesiges Unternehmen mit vielen Produkten und Nutzern. Google verdient einen großen Teil seines Umsatzes mit Werbung auf z.B. der Google Suche oder YouTube, aber auch mit sogenannter MarTech Lösungen (z.B für Programmatic Advertising, oder im Cloud Bereich). Grob gesagt helfe ich Unternehmen dabei, mit diesen Google Produkten und Lösungen die Ziele zu erreichen, die sie sich vornehmen.
Zuerst habe ich in einem europäischen Team gearbeitet und mich vor allem um deutsche Unternehmen und ihre Kampagnen gekümmert. Seit Anfang des Jahres bin ich in einem globalen Team und arbeite als Key Account Manager eher auf langfristiger Ebene mit zwei großen internationalen Marken zusammen. Ich bin zum einen die Ansprechpartnerin für alle Überschneidungsflächen, die sie aktuell mit Google haben; kümmere mich aber auch um die strategische Weiterentwicklung der Partnerschaften. Ich bin außerdem der zentrale Kontakt für alle Googler, die in den einzelnen Ländern mit meinen Kunden zusammenarbeiten – zum Beispiel, in New York, Singapur, oder Mailand.
4. Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?
Als globale Ansprechpartnerin arbeite ich auch über Zeitzonen hinweg – morgens lese ich deshalb erstmal eine halbe Stunde Emails und schaue was passiert ist, während ich offline war. Daraus entsteht dann eine To Do Liste für den Tag. Manchmal habe ich auch schon sehr frühe Meetings, zum Beispiel mit unseren Kollegen in Asien.
Dann habe eine zumeist Mischung aus externen und internen Videokonferenzen und längeren Blöcken, wo ich für mich selbst arbeite. Intern gibt es z.B. Teammeetings, interne Abstimmungen, oder Strategiebesprechungen. Extern veranstalten wir z.B. Trainings für unseren Kunden und ihre Agenturen, oder besprechen laufende Projekte.
Vor der Pandemie hat es übrigens zu meinem Job gehört viel zu reisen, und die meisten Meetings vor Ort zu machen. Mal sehen, wann das wiederkommt.
5. Hast du Tipps und Tricks an KSM Studis?
Was ich im Nachgang auch immer mehr verstehe ist, dass man im Studium Grundlagen und Strukturen lernt, aber nicht endgültig die Weichen für den Rest des Lebens stellt. KSM hat kein festes Berufsprofil, in das man am Ende des Studiums einfach hinein rutscht, und das kann sich ein bisschen nach wenig Orientierung anfühlen. Man kann dem nur mit eigener Proaktivität begegnen, indem man so viel wie möglich ausprobiert, und sich so seinen eigenen "Werkzeugkasten" zusammenbaut. Im Zweifel ist Interdisziplinarität wichtiger als eine Spezialisierung auf eine eng definierte Fähigkeit (es sei denn genau das ist es, was man machen will, natürlich). Und damit meine ich nicht nur die eigene fachliche Interdisziplinarität, sondern auch die Fähigkeit zu verstehen was andere Rollen tun und wie alle optimal zusammenarbeiten, auch außerhalb des eigenen unmittelbaren Umfelds. Offenheit, Proaktivität, Leute ansprechen, Netzwerken, vor allem auch außerhalb des eigenen Fachbereichs Netzwerken. Letzteres wird insbesondere von jungen Frauen immer noch zu wenig gemacht, ist aber ein riesen Schlüssel zu wichtigen Kontakten und Chancen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Valerie Gast für das schöne Gespräch!
von Gizem Dogrul