Termine der Germanistik

Thomas Manns Tetralogie Joseph und seine Brüder wird in jüngster Zeit neu entdeckt als vielschichtiger Text – als Gesellschaftskommentar in der Zeit des Nationalsozialismus, als genealogische Auseinandersetzung mit der Entwicklung europäischer Kultur, ihrem Selbstverständnis und ihren blinden Flecken, aber auch als religionsphilosophischer Text.

Neue Konjekturen versprechen unter anderem Ansätze der Theopoetik, in denen Mikroanalysen der ‚Erfindung‘ des Monotheismus als einem genuin poetischkreativen Prozess vorgenommen werden, aber auch die Paradigmen ‚Ähnlichkeit‘ und Interkulturalität, die danach fragen, inwiefern die Genese des Monotheismus in Ägypten bei Thomas Mann als interkultureller Prozess dargestellt wird und die Relation zwischen mosaischem Glauben und ägyptischer religiöser Erneuerung, zwischen Joseph und Echnaton, unter Gesichtspunkten der Ähnlichkeit angelegt ist. Beiträge können sowohl Leistungen und innovative Aspekte des Textes hervorheben, durchaus aber auch möglicherweise problematische Facetten oder Implikationen darlegen. Jan Assmann hat sich bereit erklärt, einen Abendvortrag zum Thema ‚Grenzen der Ähnlichkeit – Interkultureller Monotheismus in Ägypten?‘ zu halten.

Nach einem ersten Workshop an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird nun an der Europa-Universität Flensburg eine weitere kleine Tagung stattfinden, auf der am 8.-9. Februar 2017 entweder ausgehend von einzelnen Kapiteln oder spezifischen Deutungsansätzen neue Lesarten, Kontextualisierungen und Einschätzungen
des Textes entwickelt werden sollen.