Internetgestützte Lernverlaufsdiagnostik: „Mathes-Digital“

Eine regelmäßige lernprozessbegleitende Diagnostik spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung von Lernschwierigkeiten und der Bewertung der Effektivität von Fördermaßnahmen (Sikora, 2022). Obwohl nationale (u.a. Förster & Souvignier, 2014) wie internationale (u.a. Stecker, Fuchs & Fuchs, 2005) Studien positive Effekte auf die Lernleistungen von Schülerinnen und Schülern nachweisen konnten, kommen lernverlaufsdiagnostische Verfahren in der schulischen Praxis bisher eher selten zur Anwendung. Ein Grund kann darin gesehen werden, dass die vorliegenden Tests das Kriterium der Benutzerfreundlichkeit (Gebhardt, Jungjohann & Schurig, 2021) noch zu wenig erfüllen. Demnach sollten die Verfahren möglichst einfach im schulischen Alltag durchzuführen und auszuwerten sein. Ein weiteres Implementationshindernis wird in den damit verbundenen Kosten gesehen (Blumenthal, Gebhardt, Förster & Souvignier, 2022).

Mitarbeiter:innen der Abteilung waren in der Vergangenheit an der Entwicklung verschiedener lernverlaufsdiagnostischer Messverfahren beteiligt. Diese liegen als Paper-Pencil-Versionen vor und sind kostenfrei über www.lernlinie.de zugänglich. Insbesondere der Schritt der Testauswertung ist dabei jedoch verhältnismäßig aufwendig. Aus diesem Grund werden die Verfahren der Mathes-Reihe (Sikora, 2017; Sikora & Hartke, 2020) aktuell in eine webbasierte, für Tablets optimierte Version überführt ("Mathes-Digital"), welche kostenlos zugänglich gemacht wird.

Die Anleitung der Tests übernimmt das System. Nach der Durchführung erhalten Lehrkräfte automatisierte Ergebnisübersichten für einzelne Schülerinnen und Schüler sowie ganze Klassen. Im Gegensatz zu anderen Internetplattformen zur Lernverlaufsdiagnostik (für einen Überblick s. Blumenthal et al., 2022) ist keine vorherige Registrierung oder das Anlegen von Schüler:innenprofilen notwendig. Dies soll die Testdurchführung und -auswertung so benutzerfreundlich wie möglich machen.

Ein weiterer Vorteil einer digitalen Lernverlaufsdiagnostik kann darin gesehen werden, dass weitere diagnostische Informationen, wie bspw. die Bearbeitungsgeschwindigkeit als Indikator für die Rechenflüssigkeit (Voß, 2016), erhoben und an die Lehrkräfte rückgemeldet werden. Die psychometrische Güte der entwickelten webbasierten Testverfahren wird fortlaufend evaluiert.

Hier gelangen Sie zur Darstellung des Projektes in der Forschungsdatenbank der Europa-Universität Flensburg.

Literatur

  • Blumenthal, S., Gebhardt, M., Förster, N. & Souvignier, E. (2022). Internetplattformen zur Diagnostik von Lernverläufen von Schülerinnen und Schülern in Deutschland – Ein Vergleich der Plattformen Lernlinie, Levumi und quop. Zeitschrift für Heilpädagogik, 73 (4), 153-167.
  • Förster, N. & Souvignier, E. (2014). Learning progress assessment and goal setting: Effects on reading achievement, reading motivation and reading self-concept. Learning & Instruction, 32, 91-100. https://doi.org/10.1016/j.learninstruc.2014.02.002
  • Gebhardt, M., Jungjohann, J. & Schurig, M. (2021). Lernverlaufsdiagnostik im förderorientierten Unterricht. München: Reinhardt.
  • Sikora, S. (2017). Lernverlaufsdiagnostik im Mathematikunterricht. Theoretische Grundlagen, Konzeption und Güte eines formativen Schulleistungstests für dritte Klassen. Hamburg: Dr. Kovač.
  • Sikora, S. (2022). Prävention von Lernschwierigkeiten – Welche Rolle spielt eine systematische Lernverlaufsdiagnostik? In S. Blumenthal, Y. Blumenthal & K. Mahlau (Hrsg.), Kinder mit Lern- und emotional-sozialen Entwicklungsauffälligkeiten in der Schule. Diagnostik – Prävention – Förderung (S. 79-89). Stuttgart: Kohlhammer.
  • Sikora, S. & Hartke, B. (2020). Zur Konstruktion und Güte eines formativen Schulleistungstests für das Fach Mathematik in dritten Klassen. Diagnosticahttps://doi.org/10.1026/0012-1924/a000254.
  • Stecker, P. M., Fuchs, L. S. & Fuchs, D. (2005). Using Curriculum-Based Measurement to Improve Student Achievement: Review of Research. Psychology in the Schools, 42 (8), 795-819. https://doi.org/10.1002/pits.20113
  • Voß, S. (2016). Rechengeschwindigkeit, -präzision oder -flüssigkeit? Zur Vorhersage und Förderung der Rechenleistungen von Erstklässlern. Heilpädagogische Forschung, 42 (1), 13-24.

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