Aktuelle Nachrichten aus dem Institut

Fehldrucke werden zu Schlüsselanhängern und Blumentöpfen

Feierlich wurde am 23. November 2021 im Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat) eine Spritzgussmaschine an Schülerinnen und Schüler der Auguste-Viktoria-Schule (AVS) übergeben.

Hergestellt hat sie Bastian Radde, Masterstudent für das Lehramt an beruflichen Schulen im Rahmen eines Fachrichtungsprojekts der beruflichen Fachrichtung Metalltechnik. Die Lernenden des 7. Jahrgangs freuten sich sichtlich über die Apparatur aus blau lackierten Vierkantrohren, denn sie haben ein großes Ziel: Plastikmüll vermeiden. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Rahmen einer AG zum Thema "Nachhaltigkeit" mit dem Recycling von Fehldrucken aus 3D-Druckern. Diese Fehldrucke werden in der Regel weggeschmissen, wodurch besonders in der Fertigung von Prototypen viel Abfall entsteht. Die Idee der Schülerinnen und Schüler: Sie möchten diese Fehldrucke zu einem feinen Granulat verarbeiten und daraus neue Bauteile, wie zum Beispiel Schlüsselanhänger, Gehäuse für USB-Sticks oder Blumentöpfe, herstellen. So soll Plastikmüll reduziert werden.

Plastikabfall wird zu Granulat und dann zu neuen Bauteilen

Aus dieser Idee entstand die Kooperation zwischen Schule und dem biat: Studierende und Mitarbeitende des Berufsbildungsinstituts Arbeit und Technik (biat) der EUF haben im Auftrag der AVS zwei Maschinen und eine Spritzgussform gefertigt. Ein von einem Fahrrad angetriebener Schredder, der die Fehldrucke zu Granulat verarbeitet, wurde bereits an die Schule geliefert und kommt dort regelmäßig zum Einsatz. Noch fehlte als zweite Maschine die Spritzgussmaschine. Mit ihr wird das Granulat erhitzt, geschmolzen und anschließend über ein Hebelsystem in die jeweilige Gussform gepresst. Nach dem Abkühlen können die neuen Bauteile aus der Gussform genommen und weiterverarbeitet werden. Diese Maschine wurde heute feierlich an den Schulleiter der AVS, Dr. Markus Eckert, den zuständigen Lehrer, Timo Räker, und an die Schülerinnen und Schüler der Nachhaltigkeits-AG übergeben. Neben dem Masterstudenten Bastian Radde waren seitens des biat der Labortechniker Cord Johannsen und der wissenschaftliche Mitarbeiter Sven Jäger maßgeblich an dem Vorhaben beteiligt.

Idee aus dem internationalen Recycling-Projekt "Precious Plastic"

Die biat-Akteure haben die Grundidee zu der Spritzgussmaschine aus dem mittlerweile internationalen Open-Source-Hardware-Kunststoff-Recycling-Projekt "Precious Plastic" übernommen, das 2013 von dem niederländischen Designer Dave Hakkens gegründet wurde. Auf der Projekt-Plattform stehen verschiedene Baupläne von Maschinen zum Thema Plastikrecycling kostenlos zur Verfügung. Daher sind die vom biat überarbeiteten Baupläne und Schaltpläne ebenfalls kostenlos als Open-Source im Internet über GitLab zur Verfügung gestellt.

Die Schülerinnen und Schüler haben noch weitere Ideen

Am Ende angelangt ist die Kooperation damit noch nicht: Die Schülerinnen und Schüler der AVS träumen von einem abfallvermeidenden "ewigen Kreislauf" und wollen künftig 3D-Fehldrucke nicht zu Granulat, sondern wieder zu 3D-Druck-Material verarbeiten. Ihre Schülerfirma, die sie mit Unterstützung des Instituts der deutschen Wirtschaft für ein Jahr gegründet haben, soll künftig nicht ausschließlich Schlüsselanhänger, USB-Stick-Gehäuse oder Blumentöpfe verkaufen. Die Kooperation der AVS mit dem biat kann also weitergehen.