Strukturorientierte LRS-Förderung (Dissertationsprojekt)

Gegenstand des hier vorgestellten Dissertationsprojekts ist eine iterativ-zyklische Entwicklung (Prediger et. al 2012:453) und Erprobung eines strukturorientierten Lese- und Rechtschreibtrainings mit eigenen Fördermaterialien für Klasse 6 und 7.

Kurzübersicht

Stichworte
Rechtschreibung, Strukturorientierung, Graphematik, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS), Design-Research
Laufzeit
01.04.2021 - laufend
Institution der EUF
Institut für Germanistik

Beschreibung

Erstbetreuerin: Prof. Dr. Swantje Weinhold (Universität Bremen)

Die Ergebnisse des kürzlich erschienenen IQB-Bildungstrend 2021 belegen, dass 30% der Schüler:innen Ende Klasse 4 im Bereich Orthographie nicht den Mindeststandard erreichen (vgl. Schneider/Wittig 2021:54). In Berlin und Brandenburg verlässt sogar fast jedes zweite Kind die Grundschule ohne ausreichend gesicherte orthographische Kenntnisse (vgl.ebd.:54). Nicht selten erhalten solche Schüler:innen die Diagnose "LRS". Behauptungen, dass "zur Steigerung der Rechtschreibfähigkeit […] zunächst der Erwerb einer lauttreuen Rechtschreibfähigkeit" (Schulte-Körne/Galuschka 2019:102) gesichert werden solle, gepaart mit einem Anfangsunterricht, der das deutsche Schriftsystem auf dessen "lautliche Eigenschaften reduziert" (Bredel et. al. 2017:176), werfen die Frage auf, inwieweit auch der Unterricht selber zu Lese-Rechtschreibschwierigkeiten beitragen kann: Nach Bredel et. al. sind "viele Fehlentwicklungen […] darauf zurückzuführen, dass die Kinder im herkömmlichen Unterricht keine Gelegenheit erhalten, die Schrift als System kennenzulernen" (ebd. 2017:176).

Im Dissertationsprojekt wird ein strukturorientiertes Lese- und Rechtschreibtraining für Klasse 6 und 7 iterativ-zyklisch erprobt und (weiter-)entwickelt. Im Zeitraum Februar 2022 bis Juli 2023 werden insgesamt 18 Schüler:innen, die eine diagnostizierte LRS haben, mit dem Training gefördert. Das Dissertationsprojekt ist explorativ angelegt – erhoben und analysiert werden quantitative und qualitative Daten. Auf qualitativer Ebene wird mit Hilfe von introspektiven Verfahren das ‚Laute Denken‘ zu einzelnen Rechtschreibphänomen erfasst. Des Weiteren werden frei verfasste Texte qualitativ mit dem Analyseraster nach Betzel/Droll (Betzel/Droll 2020:152ff.) ausgewertet. Quantitativ werden Daten mit den standardisierten Testinstrumenten SCHNABEL, ELFE II und Lesen 6-7 erhoben.

Das Ziel des Projekts ist eine Steigerung des rechtschriftlichen Könnens und ein erprobtes und evaluiertes LRS-Förderprogramm einschließlich Material zu entwickeln.

  • Betzel, D./ Droll, H. (2020): Orthographie. Schriftstruktur und Rechtschreibdidaktik. Paderborn.
  • Bredel, U./ Fuhrhop. N./ Noack, C. (2017): Wie Kinder lesen und schreiben lernen. Tübingen.
  • Prediger, S./ Link, M./ Hinz, R./ Hußmann, S./ Ralle, B./ Thiele, J. (2012): Lehr-Lernprozesse initiieren und erforschen. Fachdidaktische Entwicklungsforschung im Dortmunder Modell. In: Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht (65/8), 452-457.
  • Schneider,R./ Wittig, J.: Kompetenzstufenbesetzungen im Fach Deutsch. 41-65. (2022) In: Stanat, P./ Schipolowski, S./ Schneider, R./ Sachse, K./ Weirich, S./ Henschel, S.: IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im dritten Ländervergleich. Münster/New York.
  • Schulte-Körne, G./ Galuschka, K. (2019): Lese-/Rechtschreibstörung. Göttingen.

Verantwortlich