WoLeG - Wohlbefinden und digitales Lernen von Grundschüler*innen

In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern weltweit, führte die Corona Pandemie seit März 2020 zu Schulschließungen und Kontaktsperren. Auch wenn sich die Pandemie schon seit Januar 2020 ausbreitete, kamen diese Maßnahmen für Deutschland doch plötzlich – innerhalb weniger Tage setzte ein Bundesland nach dem anderen die Maßnahmen um. Ziel dieser war, die exponentielle Kurve der Ansteckung abzuflachen, um insbesondere die Stabilität und das Funktionieren des Gesundheitssystems zu gewährleisten.

Dies war eine für die Bundesrepublik Deutschland und die Bundesländer neue Situation, die von extremer Ungewissheit für alle in verschiedenster Hinsicht (Angst vor Ansteckung, Sorge um Angehörige, den Arbeitsplatz und die finanzielle Absicherung usw.) geprägt war. Viele Menschen erlebten eine neue Situation insofern, als dass sie zu Hause arbeiten und parallel dazu die Betreuung und Beschulung ihrer Kinder übernehmen mussten.

Kurzübersicht

Stichworte
Corona-Pandemie, Wohlbefinden; Grundschule; Familie; Bildungsungleichheit; Interviews
Laufzeit
01.04.2020 - laufend
Institutionen der EUF
Abteilung Schulpädagogik, Zentrum für Bildungs-, Unterrichts-, Schul- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS)

Beschreibung

Ungewiss war die Situation insofern, als dass die seit Jahrzehnten etablierte Vorstellung einer ‚guten Kindheit‘ (Betz) und damit einhergehend einer Bildung in der öffentlichen Schule außer Kraft gesetzt war und offen blieb, was die Krise gesellschaftlich, ökonomisch, gesundheitlich, sozial und familiär bedeutet. 

Für die Erziehungs- und Bildungswissenschaft stellte sich insbesondere die Frage, welche Folgen die Maßnahmen in der Krise sowohl für das Bildungssystem, für die Einzelschule als auch ihre Akteure (Leitung, Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern) nach sich ziehen würden – sowohl kurz- als auch längerfristig. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass es so gut wie keine Forschung dazu gibt, wie sich Erziehung, Bildung und Sozialisation unter Bedingungen gesellschaftlicher Krisen vollziehen. Mittlerweile sind vor allem Ergebnisse quantitativer Online-Befragungen bundes- und europaweit verfügbar. Die vorliegenden Studien weisen jedoch alle einen "middle-class" Bias auf.

Fallstudie an einer Grundschule

In der Fallstudie - durchgeführt während der Schulschließung - interessierten uns vor allem die Sichtweisen der Kinder (und Jugendlichen) und der Eltern auf ihre damalige Lage. Was bedeutete für sie die plötzliche Isolation bei gleichzeitigem Fernunterricht und wie gingen sie mit dieser ungewissen Situation, deren Ende noch nicht absehbar war, um? Was bedeutete es für sie, über mehrere Wochen, gar Monate von wichtigen Bezugspersonen wie Lehrkräften, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen sowie eigenständigen Lebensbereichen (Spielplätze, Sportvereine usw.) getrennt zu sein?

Für Kinder und Jugendliche kann die eingeschränkte Kontakt- und fehlende Bewegungsfreiheit eine besondere Belastung darstellen, insbesondere wenn die wohnlichen Gegebenheiten durch Enge geprägt sind, geringe familiale Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind und gleichzeitig der Zugang zu Unterstützungs- und Beratungssystemen eingeschränkt ist. Aber auch die Situation des häuslichen Lernens wird für die meisten neu gewesen sein und unterschiedliche Erfahrungen nach sich gezogen haben.

Daher stellte sich die Frage nach dem Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen in Zeiten der Ungewissheit. Kindliches Wohlbefinden ist ein multidimensionales Phänomen, das die kindlichen Lebensbedingungen und die Perspektiven und Erfahrungen der Kinder in den Blick nimmt. Es beinhaltet z.B. materielle Ressourcen, gesundheitliche Zustände, soziale Beziehungen, Partizipation in Familien und in Institutionen, die eigene Wahrnehmung von Zugehörigkeit und Teilhabe sowie das Gefühl von Schutz und Sicherheit. Das Konzept Wohlbefinden fokussiert dabei nicht nur Risiken und negative Faktoren, sondern Schutzfaktoren und günstige Bedingungen für das individuelle Wohlbefinden. Insgesamt sind die Auswirkungen von Schulschließungen für Kinder und Jugendliche nicht gut untersucht, jedoch geht die UNESCO davon aus, dass potentielle Risiken mit Blick auf das Wohlbefinden bestehen.

 Ziel und Methoden

Vor diesem Hintergrund wurde in Kooperation mit der Universität Hamburg (Prof. Dr. Drorit Lengyel) eine Fallstudie an einer Grundschule durchgeführt. Ziel der Fallstudie war es, ein möglichst detailreiches und umfassendes Bild der aktuellen Situation aus Sicht von Schüler*innen und Eltern zu gewinnen.

Zu diesem Zweck wurde ein online-Fragebogen für Eltern verbreitet. Zusätzlich wurden leitfadengestützte Eltern- und Schüler*inneninterviews durchgeführt. Die Erhebungen fanden im Zeitraum Mai – Juni 2020 statt. Die Daten aus der Online-Befragung werden statistisch ausgewertet, die Auswertung der Interviewdaten erfolgt nach der Grounded Theory. Die Daten werden abschließend trianguliert, um die Einzelerkenntnisse aufeinander beziehen zu können.

WoLeG : DivER : Universität Hamburg (uni-hamburg.de)

Verantwortlich

Projektmitarbeitende

Platzhalter-Foto für Carolina Claus

Carolina Claus

Partnerinnen und Partner

Finanzierung

Finanzierung durch das Zentrum für Bildungs-, Unterrichts-,Schul- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS Prof. Dr. Jürgen Budde)