Die Projektidee

 Das Promotionskolleg schafft ein interdisziplinäres akademisches Forum für dialogische Verständigung über die strukturelle Beschaffenheit des Konflikts und die Entwicklung nachhaltiger Konfliktlösungsstrategien. Die Verbindung praktischer Elemente mit dem hohen universitären Bildungsanspruch der Promotionsförderung macht die Einzigartigkeit der Wasatia Graduiertenschule aus.    

1. Räume der Verständigung

Operativ in Deutschland beheimatet, werden in physischer Entfernung zum Konflikt Räume der Verständigung eröffnet: Die jungen Doktorand*innen werden den nationalen und religiösen Narrativen vom je anderen ausgesetzt ("contested narratives").

2. Ausbildung von Fachmultiplikator*innen

Auf gesellschaftlicher Ebene werden Fachmultiplikator*innen in der Bekämpfung des Antisemitismus ausgebildet: Palästinenser*innen lernen aus der Begegnung mit der deutschen Geschichte; Deutsche werden in die historisch gewachsene Verantwortung gestellt; Israelis partizipieren am Lernprozess mutualer Empathie.

3. "Teaching Holocaust"

Palästinensische Student*innen werden mit dem Ziel der Sensibilisierung gegenüber der jüngeren deutschen Geschichte und der damit verbundenen Verantwortungs- und Erinnerungskultur durch ehemalige Konzentrationslager u.a. in Auschwitz und Sachsenhausen geführt.

4. Intrapersonale Versöhnung

Auf der vergangenheitspolitischen Ebene wird in geschützten Räumen die Auseinandersetzung mit der eigenen, oft traumatischen Vergangenheit gefördert: Nur wer in sich und mit sich ausgesöhnt ist, kann sich mit anderen versöhnen. Und nur wer sich in den anderen und sein Schicksal hineinversetzen kann, wird ein Friedenspotenzial mit in seine Heimat nehmen und dort aktualisieren können. 

Ziele

Promotionsstudierende, die aus Israel und den palästinensischen Gebieten nach Flensburg kommen, lernen über den trilateralen Kontext hinaus aus internationalen Fallbeispielen wie Irland, Südafrika und dem Balkan. Das Promotionsprogramm verfolgt somit fünf Ziele:

1. Erwerb hoher akademischer Qualifikation bei gleichzeitiger Sensibilisierung für kulturelle, ethnische und interreligiöse Herausforderungen (Antisemitismus, Islamophobie);

2. Verbesserung  des Führungspotentials sowie der Fähigkeit zur Problemlösung, zum kritisch-analytischen Denken, zur Kommunikation sowie zur Entwicklung von Fachwissen und Fachkenntnissen (Friedens- und Konfliktforschung, Versöhnung, Dialogkompetenz);

3. Bau von Brücken der Verständigung zwischen verschiedenen Religionen durch Erwerb von interreligiöser Dialogkompetenz (wie der in Cambridge gelehrten Methode des "Scriptural Reasoning");

4. Ausbildung von Fachmultiplikator*innen und Mediator*innen für Bildungseinrichtungen in den Heimatländern, deren Agenda sich darauf richtet, den Weg für eine friedlichere Welt durch Reformen der Curricula aktiv zu gestalten;

5. Reaktion auf die dringende Notwendigkeit, ein diplomatisches Korps von Friedensstifter*innen aufzubauen, um das Verständnis der Öffentlichkeit und die Aufnahmefähigkeit für Moderations- und Friedensinitiativen zu verbessern.