Ringvorlesung Unverfügbarkeit II
Seit dem Sommersemester 2013 findet in jedem Semester die Ringvorlesung in Kooperation mit der Phänomenta und der Flensburger Volkshochschule im Vortragssaal der Phänomenta statt. Die Vortragenden aus verschiedenen Disziplinen präsentieren hier ihre selbstgewählten Themen. Ein jährlich wechselndes Oberthema stellt einen Bezug zwischen den Vorträgen her. Auf dieser Seite ist das aktuelle Programm mit den zugehörigen Zusammenfassungen und das Archiv der Ringvorlesung zu finden.
Unverfügbarkeit II - Pandemische Zeiten
Nach fast zwei Jahren Pause setzen wir die Flensburger Ringvorlesung mit "Unverfügbarkeit II – Pandemische Zeiten" fort!
Die letzte Veranstaltungsreihe zum Thema "Unverfügbarkeit" begann mit folgender Ankündigung:
Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa hat sich seit geraumer Zeit mit Fragen von Kontrolle und Glück und dem Verhältnis der beiden zueinander beschäftigt. In seinem neuen Band "Unverfügbarkeit" stellt er als eine zentrale These auf, dass die Menschen in der modernen Welt immer mehr verfügbare Möglichkeiten haben und vermeintlich ihr Glück über diese Verfügbarkeiten finden. Andererseits sei es gerade das Unverfügbare, welches beim Eintreten zu wahren Glücksmomenten führt, da es die Distanz zwischen Mensch und Welt durch seine Unkontrollierbarkeit verringert.
Das war vor der Pandemie. In pandemischen Zeiten wird diese permanente Verfügbarkeit in vielen Bereichen in Frage gestellt und die neu entstandene Unverfügbarkeit als Mangel deklariert oder Einschränkung angesehen.
Vieles, was bisher verfügbar war wird plötzlich unverfügbar, und das Eintreten von Unverfügbarkeit ist nicht notwendigerweise mit Glückmomenten verknüpft. Bisher wie selbstverständlich Verfügbares wird hinterfragt, und je nach Interessenslage als unabdingbar oder überflüssig deklariert. So werden z.B. Bundesligaspieltage, Formel-1-Rennen, Opernaufführungen und Ausstellungseröffnungen nicht in gleicher Weise in Frage gestellt und (un)verfügbar gemacht. Verfügbarkeiten verändern sich, analog unverfügbares wird teilweise digital verfügbar gemacht: Reale Erlebnisse werden in den virtuellen Raum verschoben und so auch neue Nutzer*innengruppen zugänglich – und bringen immer irgendwie die Frage nach ihrer Identität und Abgrenzung/Entgrenzung mit sich.
Wie blicken wir nun, nach eineinhalb Jahren der Pandemie, auf das Zusammenspiel von Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit, deren Priorisierung und den hiermit eingehengend Glücksmomenten? Bedingt nicht die Verfügbarkeit von Vielem den Reiz, den die Unverfügbarkeit von Manchem ausmacht?
Zu Teil 1 der Ringvorlesung schrieben wir im Sommer 2019 als Erläuterung der Begriffe "Verfügbarkeit" und "Unverfügbarkeit", dass "ein an Rosa sehr eng angelehntes Beispiel für eine solche "Unverfügbarkeit" […] eine weiße Weihnacht in Flensburg [sei] – jede und jeder kann sich wohl die Glücksgefühle vorstellen, die Menschen haben, wenn es am Nachmittag des 24. Dezembers anfängt zu schneien. Ideal verfügbar dagegen wäre ein Pizzalieferservice, der 24 Stunden an 365 Tagen die Auswahl unter 100 verschiedene Pizzen ermöglicht. Und was macht das mit den Menschen …"
In der Ringvorlesungsreihe "Unverfügbarkeit II" kommen drei Vortragende zu Wort, die bereits in Teil 1 der Ringvorlesung einen Vortrag gehalten haben – sie werden ihre Gedanken und Aussagen aus dem Herbst 2019 aus der Perspektive des Herbstes 2021 einordnen und neu einschätzen. Ebenso kommen drei Kolleg*innen zu Wort, die neu zur Ringvorlesung "Unverfügbarkeit" stoßen – und sich mit der Covid-19-Pandemie aus der Perspektive ihres Faches auseinandersetzen, und neue Fragen und Blicke auf Fragen der Un-/Verfügbarkeit werden.
Insofern versucht die Ringvorlesung in diesem Semester Fragen von (Un)verfügbarkeit in pandemischen Zeiten zugänglich zu machen.
Ort und Zeit:
Jeweils montags um 18.00 Uhr in der Phänomenta Flensburg. Bitte beachten Sie die aktuell geltenden Eintritts- und Hygieneregeln der Phänomenta (siehe: https://www.phaenomenta-flensburg.de/).
Sollte die Ringvorlesung ins Digitale oder in die Hybridität gehen (müssen) werden Sie unter auf dieser Seite über alle Zugangsmöglichkeiten umfassend informiert.
Programm
Ringvorlesung „Demokratiebildung in den Fächern“
Den Montagstermin teilt sich die Flensburger Ringvorlesung in diesem Jahr mit der Jubiläumsvorlesung der Europa-Universität zu deren 75. Geburtstag. Die steht ganz im Zeichen der "Demokratiebildung". Die heutige Europa-Universität Flensburg wurde 1946 als Pädagogische Hochschule gegründet und sollte nach NS-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg Menschen zu "Sittlichkeit" erziehen. 75 Jahre später ist das Thema angesichts eines erstarkenden Rechtspopulismus wieder aktuell. Zur Demokratie soll aber nicht nur das Fach Wirtschaft/Politik erziehen, sondern diesen Auftrag besitzen alle Fächer. Auch Kunst, Sport Mathematik oder Französisch sollen demokratische Kompetenzen stärken. Geht das? Und falls ja, wie? Mit diesen Fragen setzt sich die digitale Ringvorlesung "Demokratiebildung in den Fächern" jeden zweiten Montag ab 18:00 Uhr auseinander.