Interkulturelle Literatur als Modul

Internationalisierung der Lehrkräftebildung@home. Interkulturelle Literatur als Modul

Qualitätsoffensive Lehrerbildung 2019 – Beschreibung Teilprojekt

Teilprojekt: Internationalisierung der Lehrkräftebildung @ home: Interkulturelle Literatur als Modul

Schlüsselbegriffe: Lehrkräftebildung; Digitalisierung, Internationalisierung, Kooperation mit ausländischen Partneruniversitäten, Internationalisierung der Fächer; blended learning; Interkulturelles Lernen; Transnationale Bildung

Hauptansprechpersonen:

Prof. Dr. Jörn Bockmann, Prof. Dr. Margot Brink, Dr. Isabelle Leitloff, Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut

Koordinatorin: Dr. Isabelle Leitloff

Kurzbeschreibung: Im Rahmen des Projekts wird ein Modellmodul entwickelt und forschend begleitet werden, das die Internationalisierung der Lehrkräftebildung @home (konkret also an der EUF) zum Ziel hat und übertragbar auf andere Fächer und Standorte ist. Das Modul für den internationalen Einsatz in der Lehrkräftebildung wird gemeinsam mit folgenden Partneruniversitäten entwickelt und erprobt: Staatliche Universität Pensa, Russland; Universität Babes-Bolyai, Cluj, Rumänien; Le Mans Université, Frankreich; Université de Strasbourg, Frankreich.
Das Modellmodul zu Literatur und Interkulturalität – und die sie begleitenden Forschungen und Publikationen – werden in Kooperation der Fächer Germanistik und Romanistik sowie der jeweiligen Fachdidaktiken entstehen. Die Literaturwissenschaften sollen dabei als exemplarischer Ausgangspunkt für die Erprobung von internationalen Blended-Learning-Formaten und der kritischen Reflexion der häufig noch sehr stark national geprägten Fächergrenzen und Theorieperspektiven dienen.

Beschreibung des Teilprojektes:

Es wird ein Modellmodul entwickelt und forschend begleitet werden, das die Internationalisierung der Lehrkräftebildung at home (konkret also an der EUF) zum Ziel hat und übertragbar auf andere Fächer und Standorte ist. Das Modul verfügt über verschiedene bedarfsorientierte Ausgestaltungsvarianten, die je nach Vorkenntnissen, Sprachkompetenzen und curricularen Vorgaben aufgegriffen und kombiniert werden können und denen gemeinsam ist, dass sie auf eine Europäisierung des Literaturunterrichts zielen.

Das Modellmodul und die sie begleitende Qualifikationsarbeit werden in Kooperation der Fächer Germanistik und Romanistik sowie der jeweiligen Fachdidaktiken entstehen. Die Literaturwissenschaften sollen dabei als exemplarischer Ausgangspunkt für die Erprobung von internationalen Blended-Learning-Formaten und der kritischen Reflexion der häufig noch sehr stark national geprägten Fächergrenzen und Theorieperspektiven dienen.

Das Teilprojekt baut auf bestehenden Kooperationen und einer gemeinsamen Unterrichtspraxis auf. Mit der Staatlichen Universität Pensa (Russische Föderation) hat bereits ein gemeinsames Seminar "Lyrik interkulturell" (simultan an der EUF und der Universität Pensa) stattgefunden. In diesem Rahmen wurde in vernetzter Weise simultan mit Lerngruppen aus Russland und Deutschland an literarischen Texten gearbeitet. Erste Elemente eines Blended-Learning-Verfahrens wurden hierfür entwickelt (Austausch von Lerngruppen, das Vergleichen von Präsentationen und die Reflexion der unterschiedlichen Rezeptionssituationen und Interpretationsverfahren – einschließlich unterschiedlicher Erinnerungsdiskurse, Narrativen von ‚Nation‘ und literarischer Kenntnisse sowie deren Potential für die Textanalyse). Auf diesen Erfahrungen sowie der Planung eines weiteren Kooperationsseminars im FrSe 2019 kann das Teilprojekt aufbauen.

Das Modul für den internationalen Einsatz in der Lehrerbildung wird gemeinsam mit folgenden Partneruniversitäten entwickelt und erprobt: Universität Pensa, Russland; Universität Babes-Bolyai, Cluj, Rumänien; Le Mans Université, Frankreich; Université de Strasbourg, Frankreich.

Kenntnis- und Entwicklungsstand/Hintergrund:

Die Herausforderungen der Gegenwart – Globalisierung, postkoloniale Machtasymmetrien, Digitalisierung – lassen die lange Zeit stark national geprägter Grenzen der Fachkulturen nicht unberührt. Dies lässt sich ganz besonders innerhalb der Literaturwissenschaften beobachten. Das lang tradierte, in vielen Unterrichtsszenarien immer noch perpetuierte Leitbild der ‚Nationalliteraturen‘ wird angesichts inter- und transnationaler Wissenskulturen immer stärker in Frage gestellt. Dies geschieht zugunsten neuerer Konzepte wie der Inter- und Transkulturellen, der Globalen und Postkolonialen Literatur und Literaturwissenschaft (Vgl. bspw. O. Ette: ZwischenWeltenSchreiben: Literaturen ohne festen Wohnsitz, Berlin 2005; ders. WeltFraktale: Wege durch die Literaturen der Welt, Stuttgart 2017.) – Konzepte, für die gerade das Überschreiten politischer, diskursiver und sprachlicher Grenzen gegenstandskonstitutiv ist. Neuerlich findet in der Germanistik, der Romanistik und weiteren Literaturwissenschaften eine Neuevaluierung der Literaturgeschichten statt, im Zuge derer nach literarischen Verhandlungen interkultureller Übergänge, transnationaler Transfers und nach Mehrsprachigkeit gefragt wird.

Literarische Texte mit interkulturellem Potential vom Mittelalter bis zur Gegenwart werden in diesen Kontexten als Reflektoren gesellschaftlicher Verhandlung politischer und diskursiver Grenzziehungen sowie damit einhergehender Machtfragen untersucht; so aufgefasst eignen sie sich als Grundlage für Unterrichtsmodule, die an unterschiedlichen Universitäten im internationalen Kontext eingesetzt werden. Dabei wird bewusst Literatur nicht nur in geografischer Breite, sondern auch in historischer Tiefe zum Gegenstand gemacht: Die Reflexion der Paradigmen von ‚pränationaler’ Literatur in der Vormoderne über zunehmend (sprach-)national konzipierte Literaturen vom 17. Jahrhundert an bis zu den postnationalen Szenen und Genres ergänzen die Reflexion synchroner Diversität in transnationaler Perspektive um die diachrone Dimension alteritärer Geschichtlichkeit von Literatur.

Das produktive Moment der jeweils sprachlich und kulturell anders geprägten Rezeptionssituation wird in der Konzeption der Module aufgegriffen und mit inhaltlichen und formalen Aspekten der Verhandlung von Interkulturalität und Macht in den Texten verknüpft.  Auf diese Weise entstehen Bausteine historischer, kulturwissenschaftlich eingebetteter Literaturanalyse, die für den internationalen Einsatz konzipiert sind und gerade im Zeitalter von Transmigration und Internationalisierung zu einer zeitgemäßen Lehrkräfteausbildung beitragen. Hierbei stellen sich auch ganz besonders literaturdidaktische Fragen hinsichtlich einer angemessenen Vermittlung transnationaler Perspektiven der jeweiligen fachlichen Gegenstände. 

Arbeitsprogramm und Vorgehen:

 Zeitrahmen   Projektverlauf / Inhalte                 
7 Monate:
August 2019 – Februar 2020
Vorarbeiten:
  • Erarbeitung des Forschungsstands
  • Planung der Kooperation mit den Partneruniversitäten
  • Forschungsdesign
  • Beginn der Projektkoordination und Arbeitsprogramm der Qualifikationsarbeit
22 Monate: März 2020 – Dezember 2022  
  • Planung, Durchführung, forschende Begleitung und Evaluation von insgesamt vier internationalen Seminaren in den Fächern Romanistik und Germanistik in Zusammenarbeit mit den ausländischen Kooperationsuniversitäten
  • Internationale Tagung zum Thema "Transnationale Literaturen und Internationalisierung der Lehrkräftebildung" (mit Publikation)
  • Nationale Tagungen mit dem Verbundpartner CAU
  • Workshops und Fortbildungen für Dozent*innen und Lehrkräfte der Universitäten und Schulen in SH  (in Kooperation mit dem IQSH und dem ZfL)
7 Monate: Januar 2023 – August 2023 Zusammenfassende Auswertung und Verschriftlichung der Projektergebnisse (fachwissenschaftlich und fachdidaktisch):
  • Finale Erstellung des Modellmoduls
  • Bereitstellung des Modellmoduls über die gemeinsame digitale Verbundplattform
  • Weitere Nachhaltigkeitsstrategien (s.u.)
  • Finalisierung der Qualifikationsschrift
  • Publikationen zum Thema in Fachzeitschriften / Dissemination

Ziele des Teilprojektes:

Primäres Ziel ist die Entwicklung eines Modellmoduls und dessen forschende Begleitung. Das Modul, das exemplarisch, ausgehend von der Germanistik und Romanistik (Literaturwissenschaft, Fachdidaktik), entwickelt wird, soll auf andere Fächer und Standorte übertragbar sein.

Ziel des Projektes ist es auch, digitale Medien innerhalb der Lehrkräftebildung für die internationale Zusammenarbeit an der ‚Heimatuniversität‘ zu nutzen. Durch vernetzte Seminare können Studierende, auch wenn sie sich nicht für ein Auslandssemester entscheiden, vor Ort Erfahrungen in interkulturellen Lernszenarien machen. Auf diese Weise können sie ihr eigenes Fach aus einer internationalen Perspektive in den Blick nehmen und sich adäquater auf den Unterricht in heterogenen Klassenzimmern vorbereiten, in dem sie Interkulturalität praktisch erleben und theoretisch angeleitet reflektieren (Vgl. in diesem Kontext M. Papadimitriou: Transkultureller Literaturunterricht in der globalisierten Schulklasse. Kulturelle Identitätskonzepte in literaturdidaktischer Perspektive, Weinheim 2014, Wintersteiner, Werner: Transkulturelle literarische Bildung. Die Poetik der Verschiedenheit in der literaturdidaktischen Praxis, Innsbruck / Wien / Bozen 2006.).

Digitale Medien sollen in dem Teilprojekt aber nicht nur als tool zur Internationalisierung verwendet werden. Es wird auch wesentlich darum gehen, die Nutzungspotenziale und -effekte hinsichtlich des Lernprozesses kritisch und im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung der weiteren Internationalisierung der Lehrkräftebildung zu reflektieren. Dies geschieht in Veröffentlichungen zum Projekt, im Modellmodul, der Internationalen Tagung, in den Publikationen der Projektbeteiligten, in Fortbildungen etc.

Resultate und Nachhaltigkeit:

Die Projektergebnisse und das Modellmodul werden folgenden Akteuren und Institutionen (Kontexten) zur Diskussion, Weiterverwertung und -entwicklung zur Verfügung gestellt.

  • Das Modellmodul wird auf einer digitalen Verbundplattform den (regionalen, nationalen und internationalen) Kooperationspartnern, den Studierenden sowie den Schulen (in SH) zur Verfügung gestellt.
  • Das Projekt wird im Rahmen einer internationalen Tagung diskutiert, deren Ergebnisse in einem international wahrgenommenen Verlag publiziert werden .
  • Mindestens vier Publikationen in Fachzeitschriften, angestrebt ist eine möglichst breite Dissemination der Ergebnisse im Fachkontext
  • Fortbildungen, Workshops zum Bereich der "transnationalen Literaturvermittlung" und der "Internationalisierung des Lehramts @t home" für Lehrkräfte und Dozent*innen (in Kooperation mit der CAU, dem ZfL und dem IQSH)
  • Publikationen, die sowohl theoretisch-methodisch ein Konzept des interkulturellen Literaturunterrichts als auch konkret die Gestaltung der übertragbaren Module für den transnationalen Einsatz erarbeiten.

Einschlägige Vorarbeiten der Beteiligten (inkl. zentralen Veröffentlichungen):

Veröffentlichungen:

  • Jörn Bockmann, Iulia-Karin Patrut: "Interkulturalität im Deutschunterricht. Projekte im Bereich der Gedichtanalyse (nebst einigen Vorüberlegungen)", in: Forschendes Lernen, hg. von Jens Winkel, [Erscheint in Flensburg 2019].
  • Margot Brink (Hg.): Der Frankfurter Buchmesseschwerpunkt "Francfort en français" 2017: Inszenierung und Rezeption frankophoner Literaturen in Deutschland. In: Lendemains. Études comparées sur la France 170/171 (2019) (zus. mit Marco Thomas Bosshard, Luise Hertwig).
  • Margot Brink: "Literaturen der Welt als gemeinsame Herausforderung der Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik", in: Andreas Grünewald, Meike Hethey, Karen Struve (Hg.), KONTROVERS: Literaturdidaktik meets Literaturwissenschaft, Trier: Wissenschaftlichen Verlag Trier (Studien zur Fremdsprachendidaktik und Spracherwerbsforschung), 1. Quartal 2019 (im Druck).
  • Margot Brink (Hg.), Gemeinschaft in der Literatur. Zur Aktualität poetisch-politischer Interventionen, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013 (zus. Sylvia Pritsch).
  • Leitloff, Isabelle: Dreiviertel ist mehr als halb, weniger als ganz und irgendwo dazwischen. Verständigung in Zeiten des Übergangs anhand der Filme "Dreiviertelmond" und "Kolya". In: Diyalog. Interkulturelle Zeitschrift für Germanistik 7 (2). Izmir: DergiPark Akademik 2019, S. 199 – 209.
  • Leitloff, Isabelle: Einflüsse Brechts auf das kubanische Theater. In: Peter Weiss Jahrbuch für Literatur, Kunst und Politik im 20. Und 21. Jahrhundert, Band 29. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag 2020, S. 175-204.
  • Leitloff, Isabelle: Hubert Fichte im Übergang des transatlantischen Umbruchs. Gesellschaften im Wandel. In: Wolfgang Johann, Iulia-Karin Patrut, Reto Rössler (Hg.): Transformationen Europas im 20. und 21. Jahrhundert. Zur Ästhetik und Wissensgeschichte der interkulturellen Moderne. Bielefeld: transcript 2019, S. 289 - 301.
  • Leitloff, Isabelle; Perfölz, René, Wilhelmi, Fabian: Interkulturelle Germanistik reloaded – Pilotprojekt für NachwuchswissenschaftlerInnen. Bericht zum 1. Forum junger WissenschaftlerInnen der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik (GiG) vom 10. Bis 11. April 2019 an der Universität Zadar (Kroatien). In: Wilhelm Amann, Till Dembeck, Dieter Heimböckel, Gesine Lenore Schiewer, Gerog Mein, Heinz Sieburg (Hg.): Zeitschrift für interkulturelle Germanistik (ZiG), 10. Bielefeld: transcript 2019, S. 153-159
  • Leitloff, Isabelle: Widerstandsdiskurse und Polyphonie in der kubanischen Literatur. Ein Interview mit Yanetsy Pino Reina. In: Peter Weiss Jahrbuch für Literatur, Kunst und Politik im 20. Und 21. Jahrhundert, Band 27. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag 2018, S. 187-198.
  • Patrut, Iulia-Karin: Patrut, Iulia-Karin (Hg.): Transformationen Europas im 20. und 21. Jahrhundert. Zur Ästhetik und Wissensgeschichte der interkulturellen Moderne. Bielefeld: transcript 2019.
  • Alte Grenzziehungen – neue Ähnlichkeitsbeziehungen. Katja Petrowskajas Vielleicht Esther und die Neuvermessung der deutschen Literatur in Europa. In: Axel Dunker/Jan Gerstner/Juilian Osthues (Hg.): Migrationsvordergrund – Provinzhintergrund.  Amsterdam: Brill [Rodopi] 2021 [im Druck].
  • Poetiken des Übergangs. Interkulturelle Literatur als poetische Gesellschaftskritik. In: Zeitschrift für interkulturelle Germanistik (ZiG) 10/2 (2019), Zugl:  Poetiken des Übergangs. Hrsg. von Iulia-Karin Patrut, S. 11-21.
  • Patrut, Iulia-Karin (Hg.):  Der Neue Weltengarten. Jahrbuch für interkulturelle Literatur. Wehrhahn Verlag, Hannover. [Seit 2015, mit M. Hofmann].
  • Patrut, Iulia-Karin (Hg.): Transformationen Europas im 20. und 21. Jahrhundert. Zur Ästhetik und Wissensgeschichte der interkulturellen Moderne. Bielefeld: transcript [erscheint Mitte 2019]
  • Patrut, Iulia-Karin: Phantasma Nation: ‚Zigeuner‘ und Juden als Grenzfiguren des ‚Deutschen‘ (1770-1920).  Würzburg: Königshausen & Neumann 2014 [zugl. Habil.-Schrift].
  • Patrut, Iulia-Karin:  "Du offne Stadt, du wunden / offene Stadt". Paul Celans Paris. In: Der Deutschunterricht. Sonderheft "Paris". Hrsg. v. Nicole Colin (6/2015).

Ansprechpersonen

Prof. Dr. Jörn Bockmann

Tel.:

+49 461 805 3023

joern.bockmann@uni-flensburg.de

Gebäude Oslo - OSL 131

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Prof. Dr. Margot Brink

Tel.:

+49 461 805 3031

margot.brink@uni-flensburg.de

Gebäude Oslo - OSL 334

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Projektkoordinatorin

Dr. Isabelle Leitloff

Tel.:

+49 461 805 3061

isabelle.leitloff@uni-flensburg.de

Gebäude Oslo - OSL 332

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Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut

Tel.:

+49 461 805 2802

vpstudiumlehre@uni-flensburg.de

Gebäude Dublin - DUB 206b

Tel.:

+49 461 805 2204

iulia-karin.patrut@uni-flensburg.de

Gebäude Oslo - OSL 134

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