Sommer-Uni 2010 »Medien machen Schule 1.0«

Die Universität Flensburg hat vom 16. – 19. August 2010 die erste Sommer-Uni Flensburg durchgeführt. Unter dem Motto "Medien machen Schule" beteiligten sich mehr als 130 Lehramtsstudierende und Lehrkräfte aus ganz Schleswig-Holstein an der medien-pädagogischen Fortbildungsveranstaltung. Die Seminarangebote reichten vom Trickfilm-Workshop über Einführungen in Game-Design und journalistisches Schreiben bis hin zur generationenübergreifenden Video-Werkstatt.

Außerdem fand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig Holstein (IQSH) erstmalig der Zertifikat-Kurs "Medienbildung in der Schule - IT-Medienkompetenz für Lehrkräfte" statt.

Die gemeinsame Auftaktveranstaltung bot einen Einblick in die Medienwelten von Kindern und Jugendlichen im Web 2.0: Ulrike Wagner vom JFF München (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) präsentierte neueste Forschungs-ergebnisse zum Thema Chancen und Risiken der Online-Nutzung von Jugendlichen, Ute Naumann von schüler und studiVZ berichtete aus dem Innenleben der größten deutschen Online-Communities und Uta Hartwig, Lehrerin und IQSH-Studienleiterin aus Altenholz, referierte über die Potentiale aktueller Web-Entwicklungen für den Unterricht. Maren Gaidies von der Medienanstalt Hamburg / Schleswig Holstein stellte die vielfältigen Aktivitäten der MAHSH zur Förderung der Internetkompetenz von Kindern und Jugendlichen vor.

Anschließend begann die Arbeit in den Praxis-Workshops. Ziel der Angebote war es, den Teilnehmenden sowohl medienpraktische als auch medienpädagogische und mediendidaktische Kenntnisse zu vermitteln, um Medien zukünftig selbstverständlich und kompetent im Schulalltag einsetzen zu können.  Die Workshops wurden von erfahrenen Medienpädagogen, Filmemacher/innen und Journalistinnen  geleitet (u.a. Initiative Creative Gaming, Pilotprojekt "Digitale Medien in der Bildung"/Universität Bremen, Trikk17, Offener Kanal, SHZ).

Die gemeinsame Abschlusspräsentation aller Workshops  demonstrierte nicht nur  die Vielfalt der medienpädagogischen Angebote sondern auch die hohe Qualität der Ergebnisse: Der Kurs "TechKreativ" stellte intelligente Kleidungsstücke wie eine Handtasche mit eingebauter Alarmanlage und einen Massage-Schal vor und demonstrierte, wie man mit Schülern kreative Technik-Projekte verwirklichen kann. Studierende des "Creative Gaming"-Workshops führten Filme vor, die sie mit Hilfe von Computerspiel-Software selbst produziert hatten. Die "Medienwerkstatt der Generationen" hatte junge und alte Flensburger zu ihren Medienvorlieben und Medienbiographien befragt und präsentierte ihre Ergebnisse in vier kurzen Dokumentarfilmen. Teilnehmer/innen der Animations-Film-Workshops wiederum stellten eine beeindruckende Vielfalt an Lege-, Knet- und Puppentrickfilmen vor, in denen sich alles um das Thema "Obst" drehte. Passend dazu trugen Studierende aus den Workshops "Journalistisches Schreiben" kurzweilige eigene Texte über Früchte aller Art vor.

In einem "Markt der Möglichkeiten" stellten Teilnehmer/innen der Lehrerfortbildung "Medienbildung in der Schule – IT-Medienkompetenz für Lehrkräfte" außerdem Plakate, Computer-Präsentationen sowie Audio- und Videobeiträge vor, die sie in dem Zertifikats-Kurs gemeinsam erarbeitet hatten.

Die Sommer-Uni Flensburg wurde vom Fachbereich Medienpädagogik der Universität Flensburg im Rahmen des Projektes ILUF (Innovation der Lehrerbildung an der Universität Flensburg) organisiert.

Sie fand in Kooperation mit dem IQSH, dem Offenen Kanal, der Aktion Kinder- und Jugendschutz sowie dem Landesverband Jugend und Film statt und wurde von der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein gefördert.

Vorträge

Das Medienhandeln Jugendlicher im Web 2.0

Vortrag
Ulrike Wagner, JFF München

Jugendliche wenden sich Medien und Web 2.0-Angeboten zu, um z.B. aus ihren Lieblingsfilmen Orientierungsvorlagen zu ziehen, um mit anderen in Communitys in Kontakt zu treten oder um sich gestalterisch z.B. auf Videoplattformen zu betätigen. Ihre Aneignungsweisen sind gerahmt von den alltäglichen Lebensvollzügen und den sozialen Kontexten, in die sich ihr Medienumgang einbettet. Im Vortrag werden aktuelle Entwicklungen im Medienhandeln von Jugendlichen aufgezeigt, im Besonderen:

  • der Umgang mit Social Network Sites und Communitys 
  • der Umgang mit den kommunikativen und produktiv-gestalterischen Möglichkeiten des Social Web

Dabei steht die Frage nach den Beweggründen der Jugendlichen im Vordergrund: Sich in der Welt zu orientieren, eine Identität auszubilden und an der engeren und weiteren Sozialwelt teilzuhaben sind dabei drei wesentliche Aspekte, um die Medienaneignung von Heranwachsenden auch in "ihren" Online-Räumen verstehen zu können.  

Zur Person
Ulrike Wagner, Jg. 1972, Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaft, seit 2009 Leiterin der Abteilung Forschung und stellvertretende Direktorin am JFF – Institut für Medienpädagogik in München, Arbeitsschwerpunkte: Mediensozialisationsforschung, Umgang von Heranwachsenden mit Medienkonvergenz, qualitative Methoden der Kinder- und Jugendmedienforschung

Öffentlichkeit und Privatsphäre in sozialen Netzwerken

Vortrag
Ute Naumann, Team Media Education, VZnet Netzwe
rke Ltd. 

 Soziale Netzwerke wie schülerVZ gehören für die heutige Jugend zum Alltag. Das Vernetzen mit Freunden und der Austausch über bestimmte Themen spielen dabei eine große Rolle. Viele Nutzer wissen jedoch gar nicht, wie sie sich auf einer solchen Plattform am besten verhalten sollten und wie sie verantwortungsvoll mit ihren Daten umgehen. Welche persönlichen Informationen können alle anderen Nutzer sehen und welche sollten nur Freunden sichtbar sein? Ist das Verhalten der Jugendlichen im "digitalen Leben" mit dem auf dem Schulhof vergleichbar? schülerVZ leistet dahingehend medienkompetente Aufklärungsarbeit und bietet seinen Nutzern umfangreiche Einstellungen zum optimalen Schutz der Privatsphäre. Wie wirkt sich das auf die Nutzergemeinschaft aus?

Zur Person
Ute Naumann, 27 Jahre, Studium der Allgemeinen Sprachwissenschaft und Kommunikations- und Medienwissenschaft (Schwerpunkt Medienpädagogik) an der Universität Leipzig, Mitarbeiterin im Team Media Education der VZ-Netzwerke, Berlin

Web 2.0 in der Schule

Vortrag
Uta Hartwig, Regionalschule Altenholz

Schülerinnen und Schüler werden durch die Nutzung des  Web 2.0  an selbstorganisierte und  vernetzte  Lernprozesse auch im internetgestützten Unterricht herangeführt. Gemeinames und selbstständiges Lernen sind zugleich wichtige Anforderungen der  schleswig-holsteinischen Lehrpläne.

In dem Beitrag geht es um ganz konkrete  Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0-Anwendungen in  der Sekundarstufe 1 und in der Grundschule. Ausgewählte praxiserprobte Unterrichtsbeispiele aus verschiedenen Fächern und Lernfeldern werden vorgestellt und diskutiert. 

Zur Person
Magister Uta Hartwig, Studienleiterin Englisch am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH), Fortbildnerin  "Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark", Koordinatorin für Berufsorientierung  an der Regionalschule Altenholz, Fachberaterin für Lehrer Online, Veröffentlichungen in pädagogischen Fachzeitschriften

Medienkompetenzförderung in Hamburg / Schleswig-Holstein

Das Grußwort von Maren Gaidies, MA HSH, steht hier zum Download zur Verfügung.

Zur Person
Maren Gaidies ist Referentin für Medienkompetenz und Medienforschung / Bereich Programm und Medienkompetenz bei der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH).

Dipl. Päd. Maren Gaidies (geb. 1980) studierte Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Kleinkind- und Medienpädagogik an der Freien Universität Berlin.

Erste Berufserfahrungen sammelte sie im Bereich "schülerVZ User Care" der VZ-Netzwerke Ltd., wo sie für die Aufklärung und Sensibilisierung der jungen Nutzer, deren Eltern und Lehrer, wie auch für den pädagogischen Jugendschutz auf der Plattform zuständig war.

Seit Anfang 2010 ist sie bei der MA HSH (Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein) im Bereich Programm und Medienkompetenz tätig, wo sie sich unter Anderem um die Förderung und Vernetzung medienpädagogischer Projekte in Hamburg und Schleswig-Holstein, wie auch um Unterstützung für die Medienkompetenzförderung relevanter Forschungsprojekte, Publikationsvorhaben und Veranstaltungen kümmert.

Die Praxisworkshops

Creative Gaming

Die Initiative Creative Gaming hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Potenziale von Computerspielen sichtbar und nutzbar zu machen. In diesem Workshop geht es um die kreativen Möglichkeiten im Umgang mit Computerspielen, wobei die Zusammenführung von Medienpädagogik und Medienkunst einen zentralen Aspekt dargestellt. Neben einem Überblick über die Möglichkeiten von Creative Gaming wird in den Praxisphasen eine Einführung in die Erstellung von "Machinimas" und Gamedesign vermittelt. Abschließend sollen die pädagogischen Potenziale des Ansatzes diskutiert werden. Computerspieler/innen sind genauso willkommen wie Anfänger/innen.

Referenten
Andreas Hedrich, Jakob Kopczynski, Christiane Schwinge
www.creative-gaming.eu

Trickfilm-Workshop I und II

Eine theoretische und praktische Einführung in den Animationsfilm:
Der Workshop stellt verschiedene Techniken und Materialien vor (u.a. Legetrick, Knettrick, Stopmotion, Zeichentrick, Pixilation). Außerdem stellen die Teilnehmer/innen mit Hilfe der "Trickbox" einen eigenen Animationsfilm her. Besondere Berücksichtigung findet dabei auch die Vorplanung des Films (Ideenentwicklung, Storyboard, Figuren und Setbau).

ReferentIn
Sandra Schießl, Sören Wendt
Sandra Schießl studierte Kunst und Skulptur in Bremen und Glasgow und absolvierte im Anschluss ein Animationsfilmstudium an der HfbK Hamburg. Als Designerin und Regisseurin produziert sie u.a. Kinderfilme ("Löwenzahn", "Tomte Tummetott"), Musikvideos ("Sasha", "Seeed") und Werbespots ("Hubba Bubba").

Sören Wendt studierte Foto- und Filmdesign an der FH Bielefeld und war nach dem Studium als freiberuflicher Trickfilmanimator u.a. bei Anima und KoboldFilm tätig. Ende 2000 gründete er gemeinsam mit Sanda Schießl u.a. das Hamburger Trickfilmstudio Trikk 17.

Bericht, Reportage, Interview I und II

Workshop über die Grundlagen des journalistischen Schreibens
Wie sag ich´s meinem Leser? Diese Frage beschäftigt Journalisten jeden Tag. In der Medienbranche kommt es nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern auch wie es gesagt wird. Aber was gehört in eine Nachricht? Wie schreibt man einen Bericht? Was macht eine spannende Reportage aus? Und wie führt man ein gutes Interview? Der dreitägige Workshop bietet Antworten auf diese Fragen. Die Teilnehmer/innen erfahren alles über die Grundlagen journalistischer Texte und können in praktischen Übungen ihre eigenen Reporterfähigkeiten testen.

Referentinnen
Tanja Nissen, Tomma Schröder
Tanja Nissen hat ihr Handwerk beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag gelernt. Sie arbeitete als Boulevard- und Sozial-Reporterin, bevor sie sich auf Wirtschaftsthemen spezialisierte. Die ausgebildete Redakteurin arbeitet nicht nur für Printmedien, sondern auch für den Hörfunk.

Tomma Schröder ist Wissenschaftsjournalistin und arbeitet freiberuflich für den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag, den Deutschlandfunk, den NDR sowie Zeit online.

TechKreativ - Einsatz Digitaler Medien in der Bildung

Wie wird Kleidung "intelligent"?
Computer werden zunehmend kleiner, unscheinbarer und integrieren sich unmerklich als so genannte "Wearables" in unseren Alltag und dringen sogar in unsere Kleidung vor. In dem Workshop können Teilnehmer/innen eigene Ideen für zukünftige "Wearables" entwickeln und umsetzen. Dabei entdecken sie die technologischen Prinzipien, die hinter den oft magisch anmutenden Funktionsweisen stecken und bekommen einen Einblick in die Programmierung von Mikrokontrollern.

Der Workshop zeigt, wie man mit Kindern und Jugendlichen kreativ mit Technologien umgehen kann und dabei neue Formen des Lernens und Gestaltens ausprobiert. Das Angebot richtet sich an alle (zukünftigen) Lehrer/innen, die Spaß und Freude am Umgang mit Digitalen Medien haben, aber auch an Neugierige, die an dieser Art des Lernens interessiert sind. Der Kurs setzt keine Programmier- oder Computerkenntnisse voraus.

Referentin
Nadine Dittert
Der Kurs wird von der Arbeitsgruppe Digitale Medien in der Bildung (dimeb) des Technologie-Zentrums Informatik und Informationstechnik (TZI) an der Universität Bremen angeboten. Nadine Dittert ist Diplom-Informatikerin und arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG dimeb.

Medienwerkstatt der Generationen

Jüngere und ältere Menschen nutzen Medien meist sehr unterschiedlich: Während Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich chatten, bloggen und online spielen, nutzt die Eltern-Generation den Computer vor allem für Arbeitszwecke und die Großeltern-Generation schaut eher Fernsehen. Gleichzeitig nimmt aber auch die Anzahl der "Silver Surfer" deutlich zu.

Der Workshop will unterschiedliche Generationen zusammenbringen und einen Austausch über ihre alltäglichen Medienwelten anregen. Was sind die Lieblingsmedien von Kindern, Studierenden und Senior/inn/en? Wie sieht der Blick der Älteren auf die Medienvorlieben der Jungen aus - und umgekehrt? Was ist vertraut, was fremd? Inwieweit unterscheiden sich die Medienvorlieben und Sichtweisen von Mädchen und Jungen, Seniorinnen und Senioren? Ausgehend von diesen Fragen werden die Teilnehmer/innen gemeinsam kurze Videos (z.B. Dokumentationen, Musik-Clips, filmische Experimente) produzieren. Anfänger/innen und Fortgeschrittene im Bereich Videoproduktion und –schnitt sind gleichermaßen willkommen.

Referentinnen
Tanja Zimmer, Isabel Rodde
Tanja Zimmer, Grafikdesignerin, M.A. (media education); Leiterin des Offenen Kanal Flensburg, nebenberuflich verschiedene universitäre Lehraufträge in der ästhetischen Medienpraxis sowie ehemals freie Cutterin

Isabel Rodde, Medienpädagogin und Journalistin, seit 10/2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin Medienbildung, Universität Flensburg

Zertifikatkurs für Lehrkräfte: Medienbildung in der Schule – IT-Medienkompetenz für Lehrer/innen

Das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und die Universität Flensburg führen im Rahmen der Sommeruni erstmalig den Qualifizierungskurs "Medienbildung in der Schule / IT-Medienkompetenz für Lehrer/innen" durch, der sich an alle Lehrkräfte in Schleswig-Holstein richtet. Der 3,5 tägige Kurs (Mo, 16.08. 10.00 bis Do, 19.08. 13.00 Uhr) bietet einen Überblick über aktuelle Medienentwicklungen und vermittelt mediengestalterische und informationstechnische Fähigkeiten für die kompetente Anwendung von Medien im Unterricht. Zusätzlich zur Kursteilnahme ist die Durchführung eines medienspezifischen Unterrichtsprojektes erforderlich. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer/innen ein gemeinsames Zertifikat der Universität Flensburg und des IQSH.


Weitere Informationen: Thore Olaf Kühn