Künstliche Intelligenz und ihre Konsequenzen für Bildung und Gesellschaft

Der Faktor Künstliche Intelligenz (KI) macht eine Neubestimmung von Individuum, Bildung und Gesellschaft unumgänglich. Im Rahmen der Campusgespräche wird aus Sicht verschiedener Disziplinen diskutiert, welche Rolle KI in Bildung und Gesellschaft spielt und zukünftig spielen soll, muss und darf. Wie beeinflusst KI unser Zusammenleben, Lehren und Lernen? Wie verändert sie unsere Vorstellungen von Bildung und Gesellschaft? Die Vorträge befassen sich mit den didaktischen Möglichkeiten und ethischen Aspekten des KI-gestützten Lernens und Lehrens und dem mit der KI verbundenen Transparenzproblem, den gesellschaftlichen Auswirkungen von KI und der zugrundeliegenden Algorithmen sowie den Konsequenzen der digitalen Transformation für gesellschaftliche Zusammenhänge.

Die Vorträge finden immer dienstags von 16:00 (c.t.) bis 18:00 Uhr in HEL 066 statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Webex-link zum Vortrag am 23.4.2024: 

Meeting-Link: uni-flensburg.webex.com/uni-flensburg-de/j.php

Meeting-Kennnummer: 2780 554 3475 / Meeting-Passwort: CG2024

Weitere Einwahlmöglichkeiten

12.3.24 Alice Watanabe (Uni Hamburg)
 
Künstliche Intelligenz im Diskurs: Ethik und Reflexionen zum Einsatz von KI in der Hochschulbildung
 
Der Vortrag konzentriert sich auf künstliche Intelligenz (KI) in der Hochschulbildung, mit besonderem Augenmerk auf ethische Aspekte. Chancen und Herausforderungen werden aufgezeigt, in den Kontext hochschulpolitischer Ziele gestellt und der Einsatz von Chat GPT und verwandten Technologien in der Lehre untersucht.
23.4.24 Robert Seyfert (CAU Kiel)
 
Generative Interaktionen. Zu einer Soziologie algorithmischer Sozialität

Der Vortrag geht davon aus, dass mit der digitalen Transformation gesellschaftliche Veränderungen einhergehen, die eine grundlegende Revision soziologischer Theoriebestände erfordern. Der Text macht dazu mit der Theorie algorithmischer Sozialität (TaS) ein Angebot. Diese Theorie soll 1.) neue (post-)soziale Beziehungen, die im Prozess der digitalen Transformation entstehen, begrifflich fassen und mit anderen in der Soziologie etablierten Typen sozialer Beziehungen (intersubjektive, interobjektive etc.) in einen systematischen Zusammenhang bringen. Dabei soll die Digitalisierung nicht als vereinheitlichende (oder gar vereinfachende) Bewegung verstanden werden, sondern 2.) als ein Prozess, in dem sowohl die Beziehungsformen als auch die Elemente dieser Beziehungen vielfältiger und heterogener werden. 3.) werden die Individuen bzw. Elemente (menschliche Subjekte, algorithmische Objekte etc.), die in diesen Beziehungen und Prozessen eine Rolle spielen, typologisch kartographiert.

Im zweiten Teil des Vortrags wird die Theorie algorithmischer Sozialität am Beispiel eines sozialen Phänomens illustriert: der Interaktion mit generativer KI wie ChatGPT. Dabei sollen sowohl die Schwächen der bisherigen soziologischen Forschung zu generativer KI als auch die besonderen Stärken von TaS aufgezeigt werden. Entgegen der Vorstellung, dass KI auf eine zunehmende Trennung von technischen Systemen und menschlichen Nutzer*innen hinausläuft, zeigt sich, dass es sich vielmehr um eine grundlegende Transformation und Intensivierung dieser Beziehung handelt. Für diese neue Form der sozialen Beziehung schlage ich den Begriff der generativen Interaktion vor.

28.5.24 Dominikus Herzberg (TH Mittelhessen)
 
Generative KI in Schule, Hochschule, Wissenschaft: Eine Rückbesinnung auf die Didaktik  
4.6.24 Annekatrin Bock (Uni Vechta) KI in der schulischen Bildung: Aktuelle Themen, Fragen und Ausblick  
18.6.24 Christian Filk &
Uwe Neuhaus
(EUF)
Was ist Künstliche Intelligenz-Bildung? Thesen zur Verortung  

Flensburger Campusgespräche im Herbstsemester 2022

Zum Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Pädagogik gehört es, sich zu einem "Nie wieder Krieg" zu bekennen. Aktuell  sehen sich jedoch viele der in Europa eingeübten Sichtweisen auf Krieg und Frieden mit dem Vorwurf der Naivität konfrontiert und scheinen überholt. Zu fragen ist, was es gegenwärtig heißt, pädagogisch für Frieden zu arbeiten? Wie formieren sich Betroffenheiten von der Realität von Krieg neu? Welche Herausforderungen ergeben sich für Kinder,  Jugendliche, Pädagog_innen und Bildungssysteme? Wie ist Pädagogik in den gesellschaftlichen Umgangs mit der Realität von Krieg involviert?

Vorträge:

25.10.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

David Salomon Die Militarisierung der Öffentlichkeit und die Ästhetisierung des Krieges. Kriege werden stets von Formen einer "geistigen Mobilmachung" begleitet. Auch der gegenwärtige Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Berichterstattung über ihn sind (auf beiden Seiten) nicht frei von Inszenierungen im Sinne einer Ästhetisierung des Krieges.

15.11.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Juliana Krohn  "Friedensbildung otherwise" – Überlegungen zu einer dekolonial informierten Friedensbildung

"Friedensbildung otherwise" - Überlegungen zu einer dekolonial informierten Friedensbildung

Mit der theoretischen Konzeptualisierung von dekolonialer Friedensbildung (im Globalen Norden) wird die Kritischen Friedensbildung, die Gewalt auf struktureller, direkter und kultureller Ebene adressieren und transformieren will, erweitert. Durch das Hinzuziehen dekolonialer Perspektiven wird der Gewaltbegriff um eine onto-epistemische Ebene ergänzt. Damit wird das Ziel der Friedensbildung, zur Reduktion von Gewalt beizutragen, mit  der ständigen kritischen Selbstreflektion der eigenen Gewalt(-freiheit) angereichert. Zudem wird der Friedensbegriff pluriversalisiert, also aus einer Vielfalt lokaler Perspektiven und zugleich macht- und herrschaftskritisch gedacht.

29.11.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Judith Jording Flucht und Bildung – ungleichheitsrelevante Folgen kommunaler Bildungspraxen Kriege und andere humanitäre Krisen erzeugen immer wieder globale Fluchtbewegungen. Trotz der überwiegend restriktiven Abschottungspolitiken der EU erreichen Geflüchtete dabei auch Deutschland. Unter ihnen befinden sich viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Dies führt dazu, dass das Bildungssystem in Deutschland mit der Aufgabe der Inklusion von neu in lokale Schulsysteme migrierter Schüler:innen konfrontiert ist. Dr. Judith Jording diskutiert auf der Basis einer qualitativen Studie, wie geflüchtete Schüler:innen in Schulen und Schulverwaltungen als sogenannte ‚Seiteneinsteiger‘ differenziert werden und welche bildungsbiografisch bedeutsamen, ungleichheitsrelevanten Folgen sich daraus für sie ergeben.

13.12.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Pascal Delhom Vertrauen und Sicherheitspolitik "Nach den Erfahrungen von Krieg, Völkermord und Totalitarismus im XX. Jahrhunderts drückte sich für viele Menschen die Lehre der Geschichte in der Formel "Nie wieder" aus. Doch es scheint die Lehre der jüngsten Geschichte zu sein, dass diese Gesinnung allein sehr gebrechlich ist, wenn sie sich nicht mit den Bedingungen ihrer Erfüllung befasst. Unter diesen Bedingungen zählt, so möchte ich argumentieren, ein Verständnis und eine Praxis der Sicherheit durch Kooperation, die sich nicht primär gegen potentielle und reale Gefahren richtet, sondern die anderen in einer gemeinsamen Sicherheit einbindet."
Die Termine finden von 14:15 bis 15:45 Uhr, je nach Pandemielage im Gebäude HELSINKI, Raum 063 oder digital statt
22.03.2022 Jürgen Budde Wozu ist die Schule da? – Perspektiven Transformatorischer Bildung Der Schule stellt sich  durch den Schulstreik der Fridays for Future-Bewegung die Frage nach ihrer Funktion in neuer Dringlichkeit. Denn einerseits sind die Erwartungen an Bildung hoch. Gleichzeitig werden auch die Grenzen pädagogischen Handelns und einer Pädagogisierung politischer Konflikte deutlich. Zentrale These ist, dass heutiger Unterricht nicht hinreichend auf die ungewisse Gewissheit sozialökologischer Krisen und Herausforderungen vorbereitet.
05.04.2022 Michaela Christ & Bernd Sommer Nachhaltigkeit als gesellschaftspädagogische Aufgabe? Überlegungen zu BNE Hitzewellen, Dürren, Brände, Stürme, Starkregen und Überschwemmungen - im Wochenrhythmus werden inzwischen aus allen Teilen der Welt solche Ereignisse gemeldet. Klimaforscher*innen gelten sie als Warnsignale. Sie fordern, es müsse sich rasch etwas verändern am gesellschaftlichen Umgang mit der Natur um die Erderwärmung einzudämmen und die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gilt dafür als ein wichtiger Baustein. Der Vortrag widmet sich der Kritik am Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung und fragt danach, ob mangelnde Bildung und mangelndes Wissen tatsächlich der limitierende Faktor auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind.
19.04.2022 Christine Thon Bildung, Krise und Postwachstum Ausgehend von der postwachstumsökonomischen Kritik an verbreiteten Nachhaltigkeitsstrategien zeigt sich: Einschlägige Konzepte von Bildung mit ihren Selbststeigerungsprogrammatiken sind ähnlichen Wachstumslogiken verhaftet wie die ökonomischen Ordnungen, die in die globale ökologische und gesellschaftliche Krise geführt haben. Aufschlussreich ist es hier, die Klimakrise zusammen mit der Care-Krise als Ausdruck "einer einzigen Krise des ‚Reproduktiven‘" (Biesecker/Hofmeister) aufzufassen. Aus der Perspektive geschlechterkritischer care-ökonomischen Analysen zu Wachstum und (Re-)Produktivität ergeben sich Anhaltspunkte für die Formulierung eines postwachstumstheoretischen Bildungsbegriffs.
26.04.2022 Beatrix Niemeyer Bildung für nachhaltige Entwicklung findet nicht (nur) an Schulen statt. Zur Institutionalisierungsgeschichte eines Bildungsbereichs Wie und wo entsteht gesellschaftlich relevantes Wissen? Von der Anti-AKW-Bewegung zur Verabschiedung der Sustainable Development Goals begibt sich der Vortrag auf die Spur der Genese des Konzepts von BNE. Die historische Perspektive unterstreicht die Bedeutung informeller, selbstorganisierter Lernprozesse und außerschulischer Lernorte und wirft Fragen nach den Grenzen schulischer Vermittlung auf.
17.05.2022 Helge Kminek (Frankfurt) Überleben durch Bildung? – Zur Bildungsphilosophie Heinz-Joachim Heydorns im Anthropozän Kann die Bildungsphilosophie Heinz Joachim Heydorns, insbesondere dessen Aufsatz "Überleben durch Bildung. Umriss einer Aussicht" (1974), noch heute Anregungen und Hinweise oder gar Antworten geben, angesichts der Zerstörung der sogenannten natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen und andere Lebewesen durch den Menschen (Anthropozän)? Diese Frage steht im Zentrum des Vortrags.
31.05.2022 Marie-Christine Vielbuchen Go forward! – Inklusive Bildung für nachhaltige Entwicklung Die Bedeutsamkeit von Inklusion und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist mittlerweile unumstritten. Was ist relevant, wenn beide Themenfelder zusammentreffen? Ausgehend vom Thema Inklusion wird der Bezug zu BNE gezogen. Der Vortrag setzt sich mit Potenzialen und Herausforderungen der Verbindung von Inklusion und BNE auseinander. Es werden Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und Aspekte, die bei der konkreten Umsetzung eine Rolle spielen, diskutiert.

Link zu den Vorträgen

Meeting-Kennnummer (Zugriffscode): 2732 442 8566
Meeting Passwort: BnEVortragsreihe
organisiert von Prof. Dr. Marion Pollmanns, PD Dr. Thomas Wenzl, Dr. Sascha Kabel

Selbstimmunisierungstendenzen der qualitativ-rekonstruktiven Bildungsforschung

Ein wesentliches Merkmal des qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses ist – zumindest dem Anspruch nach – seine Offenheit. So zielt die qualitativ-rekonstruktive Forschung gegenüber einer hypothesenprüfenden Forschung bekanntlich darauf, erst am Material Theorien zu generieren, mithin "die Sache selbst" zum Sprechen zu bringen.

Gleichzeitig wird im methodologischen Diskurs der qualitativ-rekonstruktiven Forschung durchaus das Problem einer Verzerrung des Forschungsprozesses durch theoretische Bezüge und ggf. damit verbundener Normativitätsprobleme anerkannt und systematisch reflektiert (siehe bspw. ZQF 2/2019). Kaum jemand jedenfalls, der/die an die Fiktion eines theoretisch absolut voraussetzungslosen Forschens glauben würde.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch der qualitativ-rekonstruktiven Forschung, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, und der gleichzeitigen Gefahr, dass sich durch Forscher*innen in den Forschungsprozess Eingebrachtes in ihren Ergebnissen bestätigt, soll in den Campusgesprächen in den Blick genommen werden. Dabei geht es weniger um allgemeine theoretische Klärungen als um themenspezifische Beiträge, die exemplarisch herausarbeiten, wie sich Prämissen, theoretische Grundannahmen, normative Überzeugungen etc. (ungewollt) in den Befunden rekonstruktiver Bildungsforschung reproduzieren. Ohne den Anspruch, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, als hoffnungslos naives Ideal entlarven, oder die Annahme einer (normativen) Eigenlogik der Sache negieren zu wollen, soll problematisiert werden, dass "die Sache" der qualitativ-rekonstruktiven Forschung nicht automatisch und selbstverständlich als "Gegenstand" gegeben ist, der sich als wehrhaft gegenüber den Erkenntnisinteressen der Forschenden erweist.

Vorträge:

30.03.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Dr. Christian Herfter (Universität Leipzig) Titel: "Sehen, was sein soll?!
Zur Bedeutung der Normativität im pädagogischen Forschungsmodus
04.05.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 064
Prof. Dr. Jürgen Budde folgt
25.05.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Prof. Dr. Anke Wischmann folgt
22.06.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Dr. Tanya Tyagunova folgt