Laptop und Zeitung
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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

Von der Laufmaschine zum Laufrad des 21. Jahrhunderts

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200 Jahre nach der Jungfernfahrt der "Draisine" baut eine Flensburger Studentin ein modernes Laufrad

Idee von der Tochter abgeguckt

Ihre kleine Tochter hat Petra Rupp auf die Idee gebracht, ein Laufrad für Erwachsene zu konzipieren. "Sie hatte so viel Spaß beim Laufradfahren, ist kaum hingefallen und hatte ordentlich Tempo drauf", erzählt die 37-Jährige, die an der EUF den Master of Vocational Education (Lehramt an beruflichen Schulen) in der Fachrichtung Metalltechnik studiert. "So kam mir die Idee, im Rahmen meines Fachrichtungsprojektes ein Erwachsenen-Laufrad zu konzipieren und zu bauen."

Zurück zu den Ursprüngen

Dass dieses Vorhaben sie an den Beginn der Geschichte des Fahrrads bringen würde, lernte sie bei ihren Recherchen. "Karl Freiherr von Drais hat 1817 durch die Anordnung von zwei Rädern hintereinander ein Laufrad erfunden. Damit konnte man sich erstmals in der Geschichte ohne Pferd schnell fortbewegen. Das löste eine Mobilitätsrevolution aus, die schließlich in die Erfindung des heutigen Fahrrades mündete."

Am 12. Juni 1817 testete der gebürtige Karlsruher seine ca. 25 Kilogramm schwere Holzkonstruktion erstmals in der Öffentlichkeit.

Die Geschichte des modernen Fahrrads führt also vom Laufrad über das Hochrad zum Niederrad. Gegenwärtig werden Laufräder nur für Kinder angeboten. "Der Fortschritt im Fahrradbau ist in diesen Rädern nicht abgebildet", erklärt die ebenfalls aus Karlsruhe stammende Petra Rupp. "Ich wollte zurück zu den Ursprüngen und eine moderne Laufmaschine bauen."

Ein leichtes und leichtgängiges Laufrad

Vier Monate hat Petra Rupp an dem Projekt gearbeitet. Der Rahmen stammt von einem ausrangierten Damenrad. Das Tretlager wurde entfernt, am Computer in einer 3D-Konstruktion die Geometrie berechnet und die Räder dimensioniert. Herausgekommen ist ein 10 Kilogramm schweres, leichtgängiges Laufrad, das gut gleitet.

Ein Laufrad bietet einige Vorteile: "Es passt wegen der fehlenden Pedale leichter ins Auto als ein Fahrrad, man kann mit den Füßen immer Bodenkontakt halten, und es fallen nur sehr wenig Wartungsarbeiten an", so die Studentin.

Reiner Schlausch, Professor für die Berufliche Fachrichtung Metalltechnik am Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat) der EUF, betreut das Projekt. "An der Grenze zwischen Metall-und Fahrzeugtechnik ist das eine originelle und sehr gut umgesetzte Idee", sagt er. "Unsere Studierenden suchen sich selbständig und eigenmotiviert ihre Projektaufgaben. Es ist uns wichtig, dass sie diese Erfahrung machen, denn als künftige Lehrkräfte in den beruflichen Schulen sollen sie schließlich Facharbeiter und Facharbeiterinnen ausbilden, die eigenständig und kreativ arbeiten können."

Das Upcycling eines ausrangierten Fahrrads zum Laufrad eignet sich außerdem, davon ist Reiner Schlausch überzeugt, hervorragend als schulisches Projekt zur Berufsorientierung oder auch zur Berufsvorbereitung.

Bevor sie in der Schule Fahrräder zu Laufrädern umbauen lässt, dreht die gebürtige Karlsruherin Petra Rupp jedoch erst mal einige Runden auf ihrem selbst entwickelten Velociped – 200 Jahre nach der Jungfernfahrt der ersten Laufmaschine der Welt.