Laptop und Zeitung
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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

Skateboarding zwischen Subkultur und Olympia

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Englischsprachiger Sammelband zum Thema erschienen

Bei den Sommerspielen in Tokio ist Skateboarding zum ersten Mal Teil des olympischen Programms. Was bedeutet das für die jugendliche Bewegungskultur? Muss die Identität von Skateboarding als subkulturelle Jugendpraxis neu verhandelt werden? Jürgen Schwier, Professor für Bewegungswissenschaften und Sport an der Europa-Universität Flensburg (EUF), und Veith Kilberth, Skateboarder, Mitinhaber des auf Skateparks spezialisierten Planungsbüros LNDSKT und Doktorand an der EUF, haben zu dieser Frage 2018 bei transcript das Buch "Skateboarding zwischen Subkultur und Olympia. Eine jugendliche Bewegungskultur im Spannungsfeld von Kommerzialisierung und Versportlichung" herausgegeben. Nun ist die englischsprachige Ausgabe erschienen: "Skateboarding between subcultures and the olympics".

"Wir haben das deutsche Buch 2018 auf den Markt gebracht. Uns hat der spannende Prozess interessiert, wie eine subkulturelle, jugendliche Praxis sich versportlicht, weil sie olympisch wird. Kaum war das Buch auf dem Markt, haben wir viele Anfragen aus den USA erhalten, wo Skateboarden ein extrem populärer Jugendsport ist", erklärt Prof. Dr. Jürgen Schwier. Für die englischsprachige Ausgabe konnten die beiden Herausgeber u.a. die renommierte amerikanische Wissenschaftlerin Becky Beal gewinnen, die seit 20 Jahren zu Skateboarding forscht.

Jugendliche Bewegungskultur im öffentlichen Raum

Das Skateboarding bildet die vermutlich am weitesten verbreitete und durch ihre Verortung im öffentlichen Raum auch sichtbarste jugendliche Bewegungskultur. Skateboarding ist eine – nach wie vor männlich dominierte – Kultur des Vormachens und Nachahmens. Es geht dabei nicht um Gewinnen und Verlieren. Der persönliche Erfolg des Einzelnen, seine eigenen Grenzen anzugehen und zu überwinden, steht dabei ebenso im Fokus wie die Gemeinschaft der Gleichgesinnten.

Seit seinen Anfängen gilt Skateboarding als ein Schauplatz jugendlicher Selbstdarstellung und Selbstermächtigung. Einerseits wird das ständige In-Bewegung-Sein zu einem Leitmotiv des biographischen Handelns von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Andererseits verändert sich die Praxis ständig, differenziert sich in verschiedene Stilrichtungen aus und bewegt sich mäandrierend im Spannungsfeld zwischen Bewegungskunst, Kommerzialisierung und Versportlichung.


Fortschreitende Versportlichung in Richtung Leistungssport

Mit der Aufnahme des Skateboardings in das Programm der olympischen Sommerspiele 2020 erreicht Skateboarding den vorläufigen Höhepunkt der fortschreitenden Versportlichung in Richtung eines Leistungssports. Das bringt die jugendkulturelle Bewegungspraktik mehr denn je in ein Spannungsverhältnis zwischen Subkultur und Kommerzialisierung. Vor dem Hintergrund der Olympia-Teilnahme 2020 in Tokio werden in den Beiträgen der beiden Bände die Entwicklungsrichtungen und aktuelle Erscheinungsformen des Skateboardings aus kultur- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven internationaler Autorinnen und Autoren analysiert.

Künftig parallel - Subkultur und Institutionalisierter Sport

"Meine These ist, dass sich die beiden Erscheinungsformen künftig immer stärker nebeneinander entwickeln werden, dass es künftig weiter subkulturelles Skateboarding geben wird mit einer dezidierten Ablehnung von Olympia und dass daneben eine Versportlichung mit einer Institutionalisierung von Skateboarding als Leistungssport stattfinden wird," sagt Prof. Dr. Jürgen Schwier.