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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

„Es braucht Macherinnen und Macher mit hoher Anerkennung“

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Flensburger Forscherinnen und Forscher entwickeln Leitfaden für kommunale Praktiker im Projekt "Schlüsselakteure bewegen kommunalen Klimaschutz"

Entscheidungsträgerinnen finden und überzeugen – das ist das Geheimnis erfolgreichen kommunalen Klimaschutzes. Auf diesen Nenner lassen sich die Ergebnisse des zweijährigen Forschungsprojekts "Schlüsselakteure bewegen kommunalen Klimaschutz" der Europa-Universität Flensburg gemeinsam mit den Partnern 4K | Kommunikation für Klimaschutz und dem Deutschen Institut für Urbanistik Difu bringen. "Klimaschutz braucht Macherinnen und Macher mit hoher Anerkennung in der lokalen Gemeinschaft", sagt Projektleiter Olav Hohmeyer, Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft an der Europa-Universität Flensburg. "Die Umsetzung lokaler Klimaschutzmaßnahmen gelingt am besten, wenn engagierte Akteure vor Ort mitwirken und die Dinge in die Hand nehmen."

Kommunen sind besonders wichtig

Bei der Umsetzung der nationalen Klimaschutzziele kommt den Kommunen eine besondere Bedeutung zu: Sie sollen und können Klimaschutzmaßnahmen initiativ entwickeln, begleiten und umsetzen. Diese Rolle außerhalb des klassischen Aufgabenspektrums stellt jedoch häufig Neuland für kommunale Akteure dar. Klimaschutzmanagerinnen und –manager sind allein kaum oder nur schwer in der Lage, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den zentralen Entscheidungsträgerinnen und -trägern herzustellen und kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Vorreiterkommunen im kommunalen Klimaschutz haben gezeigt, wie wichtig es ist, lokale Schlüsselakteure aus Verwaltung, Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft mit spezifischem Fachwissen, Einflussmöglichkeiten, Netzwerken und sehr guter Reputation im kommunalen Umfeld frühzeitig einzubinden. "Lokale Schlüsselakteure sind Menschen, die ein hohes Maß an Verantwortung für lokale Belange und die entsprechenden Einflussmöglichkeiten innerhalb der Kommune besitzen, diese Verantwortung in Handlungen umzusetzen", erläutert Olav Hohmeyer. "Für die Entwicklung eines dynamischen Klimaschutzprozesses vor Ort stellt die systematische Einbindung dieser Schlüsselakteure den entscheidenden Erfolgsfaktor dar", ist er überzeugt.

Schlüsselakteure identifizieren und motivieren

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung ist das Forschungsprojekt folgenden Fragen nachgegangen: Wie können Schlüsselakteure durch die Verantwortlichen im lokalen Klimaschutz identifiziert, aktiviert und zum Handeln motiviert werden? Welche Netzwerke können dabei hilfreich sein? Wie kann eine kontinuierliche Einbindung dieser Personen in den kommunalen Klimaschutz gelingen und ein lokales Netzwerk für den Klimaschutz etabliert werden?

Materiealien für Klimaschutzverantwortliche in Kommunen

Auf Grundlage von acht Fallstudien und mehr als 60 qualitativen Expertinnen- und Experteninterviews wurde ein Praxisleitfaden für Kommunen zur Einbindung lokaler Schlüsselakteure erarbeitet. Der Leitfaden "Erfolgreicher kommunaler Klimaschutz dank Schlüsselakteuren" beinhaltet u.a. Steckbriefe kommunaler Erfolgsbeispiele aus den Fallstudien, Checklisten zur Auffindung und Einbindung von Schlüsselakteuren in den in den Klimaschutz der eigenen Kommune sowie weitere Muster und Projektpräsentationen zur eigenen Anwendung. Das Dokument sowie alle Steckbriefe, Checklisten und Projektpräsentationen sind unter www.schluesselakteure.de kostenlos abrufbar.

"Die Materialien richten sich an alle Klimaschutzverantwortlichen in Kommunen, also an Klimaschutzbeauftragte, Klimaschutzmanagerinnen und – manager sowie an Führungskräfte fachlich relevanter kommunaler Ressorts, angefangen von Umweltämtern über die Stadtentwicklung und -planung bis zu den Verantwortlichen für die Handlungsfelder Verkehr, Gebäude und Kämmereien. Auch die kommunalpolitischen Gremien und Akteure als wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren möchten wir adressieren", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Schirrmacher. "Gerne möchten wir darüber hinaus auch Klimaschutz- und Energieverantwortliche in Unternehmen und Organisationen erreichen, die in ihrem Handlungsfeld Menschen von der Notwendigkeit des Klimaschutzes überzeugen und Maßnahmen umsetzen wollen", ergänzt Martin Beer, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes.

Dank "Friday for Future": Konjunktur des Themas Klimawandel

Laut Umfragen erreicht das Thema "Klimawandel" in den vergangenen Wochen eine bislang nicht dagewesene Präsenz in der Bevölkerung, unter anderem aufgrund der Protestbewegung "Friday for Future". Im Rahmen der Konflikte um die Schulpflicht lobt Olav Hohmeyer die Demonstrationen öffentlich. "Wir bedrohen mit dem, was wir tun, die Zukunft dieser jungen Leute. Es ist zwei Sekunden vor zwölf; und die, die da auf der Straße sind, müssen um ein Uhr hier noch leben."

Die Konjunktur des Themas "Klimawandel" kann für den kommunalen Klimaschutz von Vorteil sein. "Mit den anschaulichen Projektmaterialien wollen wir kommunale Praktikerinnen und Praktiker dazu ermutigen, Ihre eigenen lokalen Schlüsselakteure vor Ort zu finden und eine nachhaltige Zusammenarbeit aufzubauen, damit die lokalen Klimaschutzanstrengungen auf viele Schultern verteilt und zur Selbstverständlichkeit im Rahmen kommunaler Aufgaben werden", meint Olav Hohmeyer.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)förderte das Vorhaben mit 327.000 Euro im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.