Laptop und Zeitung
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Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)

„Dass Frauen in Afghanistan mal freier waren als in Europa!“

Eine 11. Klasse lernt Überraschendes beim „Europa-macht-Schule“-Projekt

Flensburg, 22.2.2022.  Ein 27-jähriger Austauschstudent aus Afghanistan hat die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11wp3 des Flensburger Fördegymnasiums über mehrere Wochen informiert, überrascht und erschüttert. Irfanullah Hayat studiert seit Anfang September 2021 an der EUF den Masterstudiengang "European Studies". Im Rahmen des DAAD-Projekts "Europa macht Schule" hat er gemeinsam mit WiPo-Lehrerin Susanne Ulrich das Thema "Die Rolle der Frau und der Regimewechsel in Afghanistan" bearbeitet. "Das Thema hat mich sehr interessiert", erklärt Irfanhullah Hayat. "Ich bin als ERASMUS-Student am ersten September 2021 nach Flensburg gekommen. Vorher hatte ich in der Türkei studiert. Ich habe die Taliban nicht als Machthaber erlebt – aber meine Familie und meine Schwestern müssen nun mit ihnen leben. Ihre Situation belastet mich sehr."

Gemeinsam mit Susanne Ulrich hat Irfanullah Hayat das Thema sorgfältig vorbereitet und mehr Zeit investiert als für dieses Projekt allgemein üblich. Entsprechend groß waren die Lerneffekte in der Klasse. "In den insgesamt fünf Doppelstunden zwischen November und Februar gab es mindestens zwei erschütternde Aha-Effekte bei den Schülerinnen und Schülern", erzählt Susanne Ulrich. "Der erste war, dass Afghanistan beim Thema Gleichberechtigung schon mal viel weiter war als Europa und dass dort bereits schon 1919 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, wenn auch nur für kurze Zeit. Und der zweite bestand in der Erkenntnis der schier unbegreiflich rückständigen Situation der Frauen heute. Irfanullah hat von seinen Schwestern erzählt. So ging das Thema den Schülerinnen und Schülern wirklich nahe."

Gefunden hatten sich Irfanullah Hayat und Susanne Ulrich bei einem Auftakttreffen des ehrenamtlichen DAAD-Projekts "Europa macht Schule" an der Europa-Universität Flensburg. Gaststudierende aus allen Teilen Europas werden dafür zu Mini-Botschaftern ihres Landes und stellen ihr Heimatland auf kreative Weise in Schulen vor. "Ziel ist es, stereotype Vorstellungen und Halbwissen durch ‚echte ’Menschen korrigieren zu lassen", erzählt Leonie Schwart vom Standortteam Flensburg. "Das hat auch in diesem Winter gut geklappt." Neben Irfanullah Hayat haben noch andere Studierende mitgemacht und dabei das Thema Europa großzügig um außereuropäische Kontinente erweitert. Shahd Idkaidak aus Palästina hat "Palästinensische Traditionen" vorgestellt, Aisha Bikmaeva "Russische Kultur und Geschichte", beide an der Altstadtschule Rendsburg. Lorena Koleki und Sindi Mara haben Schülerinnen und Schüler der Jungmannschule Eckernförde auf eine "Eine Reise durch Albanien" mitgenommen und Anna Twumwaa Adofo hat an derselben Schule die Küche ihrer Heimat Ghana vorgestellt. "Für Lehrkräfte, Studierende und Schülerinnen und Schüler waren diese Projekte ein Erlebnis", betont Leonie Schwart.

Irfanullah Hayat war insbesondere vom Mitgefühl der Schülerinnen und Schüler berührt. Auf die Frage, was sie gegenwärtig in Afghanistan tun, wie sie sich fühlen würden, wurde ihm sehr häufig geantwortet: "Ich würde sehr viel weinen."