Bild einer Frau, die sich Notizen macht
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Flensburg setzt auf Suffizienz

Als elfte Station der virtuellen Zukunftsstadt*Tour werden die Ergebnisse des Projektes EHSS vorgestellt.

Wie soll die Stadt der Zukunft aussehen? Wie werden unsere Städte lebenswert, CO2 -neutral, klimaangepasst, energie- und ressourceneffizient? Dazu haben seit 2016 rund 50
Forschungsteams praxisnahe Strategien und Produkte entwickelt. In einer virtuellen Deutschland-Tour werden Ergebnisse und Impulse der BMBF-Zukunftsstadt-Forschung für die
beteiligten Städte vorgestellt. Nach den letzten Stopps in Potsdam und Schwäbisch Gmünd reist die Tour jetzt in den Norden und macht Halt in Flensburg.

Nachhaltige Stadtentwicklung ohne neue Flächenversiegelung

Der Flächenverbrauch in Städten wächst. Auch in Flensburg wird trotz Flächenknappheit und flächenbezogenen Nachhaltigkeitszielen Land versiegelt. Wie kann dies verhindert werden? Was muss sich beim Wohnen und in der Mobilität – beides flächenintensive Alltagspraktiken – ändern? Dazu forscht das Zukunftsstadt-Projekt "Entwicklungschancen und -hemmnisse
einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung" (EHSS) der Universität Flensburg.

"Es geht um die spannende Frage, wie die Stadtentwicklungspolitik sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen kann, um ein ressourcenarmes Leben zu ermöglichen", sagt Dr. Michaela Christ vom Norbert Elias Center for Transformation Design & Research. Sie koordiniert das Projekt gemeinsam mit Fachbereichsleiterin für Stadtentwicklung und Klimaschutz Claudia Takla-Zehrfeld und Bürgermeister Henning Brüggemann – beide von der Stadt Flensburg. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Thema Suffizienz. Hinter dem Schlagwort verbirgt sich eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf die Reduzierung des Verbrauchs von Natur und Ressourcen durch die Veränderung von sozialen Praktiken konzentriert. Im Kontext der Stadtentwicklung bedeutet Suffizienz, Infrastrukturen zu schaffen, die ein ressourcenschonendes Leben ermöglichen, ohne dabei auf stetiges Wachstum zu setzen. Genau das wird im Flensburger Sanierungsgebiet Hafen-Ost erprobt.

Sanierungsgebiet wird zum nachhaltigen Wohnquartier

Im Flensburger Hafen-Ost, einem rund 55 Hektar großen Sanierungsgebiet direkt an der Förde, soll ein neues gemischtes Stadtquartier entstehen. Gemeinsam mit der Verwaltung
wurden im Rahmen von EHSS Leitlinien für eine suffizienzorientierte Quartiersentwicklung erstellt, die verschiedene Instrumente wie autoarme Mobilität und die Vergabe von
Grundstücken nach sozial-ökologischen Kriterien miteinander kombinieren. Dabei verfolgte das Projekt einen partizipativen Ansatz, in dem die Bürger*innen der Stadt stärker in den
Planungsprozess eingebunden wurden. Auf Basis der Leitlinien entstand in Zusammenarbeit mit mehreren Planungsbüros ein Rahmenplan für das Quartier. Dieser bildet eine wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung des Sanierungsgebietes und wurde im Dezember 2022 vom Rat der Stadt Flensburg verabschiedet. Damit geht es nun in die Umsetzungsphase.

"Vor allem die bodenpolitischen Instrumente Konzeptvergabe und Erbbaurecht werden im Projekt weiterentwickelt. Die Erkenntnisse fließen in die gesamtstädtische Stadtentwicklungsstrategie Flensburg 2030", hebt Claudia Takla Zehrfeld, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Klimaschutz, den besonderen Mehrwert des Projekts hervor.

Flensburg als Vorbild für andere Kommunen

Die Tour-Website präsentiert ausgewählte Produkte des Zukunftsstadt-Projekts "EHSS", um einen Transfer der Erkenntnisse in andere Kommunen zu ermöglichen. Die Publikationen
und Leitfäden zeigen die projekteigenen Ansätze für eine suffizienzorientierte Stadtentwicklung und bilden ein Rüstzeug für Entscheidungsträger*innen aus der kommunalen
Politik und Verwaltung. In Kürze wird im Rahmen der Zukunftsstadt-Tour auch ein Podcast über das Projekt veröffentlicht; in diesem sprechen verschiedene Akteur*innen über die
Planungen im Quartier Hafen-Ost.

Weitere Informationen zur Zukunftsstadt*Tour und ihren Stationen können Sie hier einsehen.

Die Projektseite von EHSS