Profil des Studiums der Geschichte in Flensburg

Das spezifische Profil des konsekutiven Teilstudiengangs Geschichte an der Europa-Universität Flensburg resultiert aus der Kombination epochal gegliederter fachwissenschaftlicher Studienangebote mit einer vergleichsweise sehr stark präsenten, wissenschaftsorientierten Geschichtsdidaktik. "Nur" etwa 60 Prozent des Gesamtcurriculums sind fachwissenschaftlich ausgerichtet, 40 Prozent sind geschichtsdidaktisch orientiert respektive integrativ angelegt oder als Public History ausgewiesen. Kerngegenstände geschichtsdidaktischer Lehrangebote bilden die Rolle von Geschichte in der Gesellschaft sowie das (allgemeine) historische Lernen, das im Studienverlauf zunehmend auf das in diesem Curriculum als "Sonderfall" begriffene schulische historische Lernen fokussiert wird.

Ausgangspunkt des Flensburger Geschichts-Curriculums ist die Annahme, Ziel allen institutionell getragenen Geschichtsunterrichts sei die Herausbildung autonomer Menschen, die sich als eigenständig historisch denkende und sich historisch orientierende Akteure in der Geschichtskultur behaupten. Das meint: Die eigentlichen Adressaten im Abnehmersystem Schule, die (zukünftigen) Schülerinnen und Schüler, erwerben im schulischen Geschichtsunterricht Kompetenzen des historischen Lernens, die transferiert werden in geschichtskulturelle Kompetenzen, die sie zukünftig nutzen können. Dieser prozessuale Transfer setzt voraus, das (zukünftige) Geschichtslehrkräfte ihr Handeln einzuordnen und auszurichten wissen, es also im Studium intensiv reflektiert haben und nicht zuletzt selbst den hinreichenden Grad an Autonomie erworben haben.

Geschichtswissenschaftliches Arbeiten

Unsere Studierenden lernen durch eigenes Handeln, wie wissenschaftlich abgesicherte (Re-)Konstruktionen der Vergangenheit geschaffen werden, welche Funktionen sie besitzen und wie ein kritischer und gesellschaftlich verantwortlicher Umgang mit Geschichte zu gestalten ist. Im Fokus stehen historisches Verstehen, Erklären und Deuten sowie die Produktion historischer Darstellungen auf der Grundlage des jeweiligen Forschungsstandes in verschiedensten Medien. Die Studierenden erlernen das eigenständige Entwickeln erkenntnisleitender Fragestellungen, ihre quellenbasierte Beantwortung in Form zielgruppengerechter und medienadäquater Narrationen, und lernen somit die grundlegenden Methoden historischen Arbeitens kennen.

Kompetenzorientierung

Unser fachwissenschaftliches Studium liefert einen vertiefenden, analytisch und theoretisch abgesicherten, epochal gegliederten Zugang zur Geschichte, wobei transnationale, auch globale Perspektiven und kontroverse Themen bzw. Paradigmenwechsel im Vordergrund stehen. Wir sind überzeugte Anhänger des Paradigmenwechsels zur Kompetenzorientierung. Die exemplarische Bearbeitung zentraler historischer Themenfelder fördert die Fähigkeit zur eigenständigen inhaltlichen und methodischen Erarbeitung neuer Bereiche. Zentrale Vorgänge und Probleme des Altertums und des Mittelalters sowie der Neuzeit und der Zeitgeschichte im Rahmen der deutschen, europäischen und transnationalen Geschichte werden exemplarisch erlernt und bearbeitet. Generiert werden ein fundiertes, anschlussfähiges Überblickswissen und epochenspezifische Kenntnisse, dabei liegt der Fokus unserer Beschäftigung auf Fragen nach Wandel und Beharrung. Neben klassischen Seminarformen sind Projekte, Forschungswerkstätten und Exkursionsangebote ebenso fest in das Lehrprogramm integriert wie kooperative Lehr- und Lernformen, Team-Teaching usw.

Schulische und außerschulische Geschichtsvermittlung

Unsere berufsfeldorientierten fachdidaktischen Studienanteile fördern die Fähigkeiten zu reflektierter, wissenschaftlich fundierter schulischer und außerschulischer Vermittlung historischer Inhalte. Die Studierenden erwerben Kompetenzen, fachdidaktische Konzeptionen und Lehr-Lern-Arrangements einzuschätzen, angemessen zu analysieren und zu reflektieren und machen erste Erfahrungen in der praktischen Anwendung. Die kompetenzorientierte Vermittlung von Geschichte ist dabei die Richtschnur unseres didaktischen Handels; auch, aber keineswegs nur in Bezug auf die Vermittlung von Geschichte im schulischen Unterricht. Neben theoriegeleiteten, analytisch und pragmatisch orientierten Veranstaltungen zu den Themenfeldern Geschichte und Erinnerung und Public History runden Veranstaltungen zu konkreten Fragen der schulischen Geschichtsvermittlung, insbesondere als Begleitveranstaltungen zu den Fachpraktika, das Studienangebot ab.

Das Geschichtsstudium in Flensburg im BA Bildungswissenschaften (Geschichte und Sachunterricht) und in den MA-Studiengängen Lehramt an Sekundarschulen (auch mit Schwerpunkt Sek I) und Lehramt an Gemeinschaftsschulen ermöglicht Studierenden den Erwerb des Rüstzeugs für einen späteren Beruf im Feld der Geschichtsvermittlung in der Schule, aber auch in anderen Institutionen. Fachwissenschaftliche, fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Kompetenzen in Theorie und Praxis werden vermittelt und die Studierenden auf die zukünftige Ausübung des Lehramtes an den Schulen des Landes Schleswig-Holstein (wie auch bundesweit) vorbereitet.